Das Dampfhaus
daß auch diese Mehrbelastung keine Gefahr erzeugte.
Kapitän Hod und Fox waren höchst verwundert – vorzüglich der Diener. Es fehlte nicht viel, so hätte er das grimassenschneidende lustige Volk im Namen des Steam-Houses begrüßt. Er sprach wirklich mit den Langours, drückte ihnen die Hand und nahm den Hut vor denselben ab. Ja, er hätte gern alle Zuckervorräthe der Speisekammer geplündert, wenn Monsieur Parazard, ungehalten, sich in solcher Gesellschaft zu befinden, nicht dagegen Einspruch erhob.
Der Stahlriese arbeitete rastlos mit seinen vier Füßen, welche gleich langen Pagaien wirkten. Immer zurückgedrängt, hielt er doch stets die schräge Linie nach dem Punkte ein, wo wir anlanden wollten.
Nach einer halben Stunde hatte er ihn erreicht; kaum berührte er aber das Ufer, als die ganze Gesellschaft vierhändiger Clowns an’s Land sprang und unter tausend lustigen Sätzen verschwand.
»Sie hätten sich wenigstens bedanken können!« rief Fox, den diese Rücksichtslosigkeit der ungebetenen Theilnehmer an der Ueberfahrt verletzte.
Ein allgemeines Lachen antwortete ihm. Mehr verdiente ja wohl die Bemerkung des empfindlichen Dieners nicht.
Achtes Capitel.
Hod gegen Banks.
Die Betwa war überschritten. Schon trennten uns hundert Kilometer von der Station Etawah.
Vier Tage verliefen ohne Zwischenfall, sogar ohne jedes Jagdabenteuer. In diesem Theile des Königreichs Scindia hielten sich nur wenige Raubthiere auf.
»Offenbar komme ich nach Bombay, wiederholte Hod öfters nicht ohne einen gewissen Groll, ohne meinen Fünfzigsten erlegt zu haben.
Kâlagani führte uns mit wunderbarer Sicherheit durch dieses nur ganz schwach bevölkerte Gebiet, dessen Topographie er auf’s genaueste kannte, und am 29. September begann unser Zug den nördlichen Abhang der Vindhyas emporzusteigen, um durch den Paß von Sirgur zu gehen.
Bis hierher war unsere Fahrt durch Bundelkund ohne jede Belästigung verlaufen. Gerade dieses Land ist aber eines der unsichersten von ganz Indien. Hier suchen sich alle Verbrecher gern zu verbergen. Landstreicher giebt es in Menge. Die Dacoits vorzüglich treiben hier ihr unheimliches Doppelgewerbe als Giftmischer und Räuber. Wer durch dieses Gebiet kommt, muß also immer sorgsam auf der Hut sein.
Den schlimmsten Theil von Bundelkund nun bildet die Berggegend der Vindhyas, welche das Steam-House eben betrat. Der Weg ist nicht lang – höchstens hundert Kilometer – bis nach Jubbulpore, der nächsten Station der Eisenbahn von Bombay nach Allahabad. Freilich durften wir nicht daran denken, hier so schnell und bequem fortzukommen wie in den Ebenen von Scindia. Steile Wegstrecken, schlecht unterhaltene Straßen, ein steiniger Boden, scharfe Biegungen und manchmal auch die ungenügende Breite des Weges, Alles trug dazu bei, unsere mittlere Geschwindigkeit zu vermindern. Banks rechnete darauf, während der zehn Fahrtstunden jedes Tages nicht mehr als fünfzehn bis zwanzig Kilometer zurückzulegen. Tag und Nacht mußten wir übrigens die Umgebungen der Straße oder unseres Nachtquartiers scharf bewachen lassen.
Kâlagani hatte uns zuerst diesen Rath ertheilt, obwohl wir uns ja in günstiger Lage zur Vertheidigung befanden. Die beiden Häuser und das Thürmchen – eine wirkliche Kasematte, welche der Stahlriese auf dem Rücken trug – boten ja, um einen beliebten Ausdruck dafür zu gebrauchen, eine gewisse »Widerstandsfläche« dar. Schwerlich würde es irgend welchen Landstreichern, Dacoits oder anderen, nicht einmal Thugs, wenn in diesem Theile Bundelkunds noch solche umherlungerten, in den Sinn gekommen sein, uns anzugreifen. Vorsicht ist jedoch niemals vom Uebel, und besser war es doch, für jeden Fall bereit zu sein.
Noch in den ersten Stunden dieses Tages erreichten wir den Paß von Sirgur, durch den sich unser Zug ohne größere Beschwerden dahinwand. Dann und wann, wenn die Steigung zu stark wurde, mußte wohl etwas mehr Dampf gegeben werden, der Stahlriese entwickelte aber unter Storr’s Hand stets hinreichende Kraft, selbst wenn es galt, Steigungen von zwölf bis fünfzehn Centimeter auf einen Meter zu überwinden.
An ein Abweichen vom richtigen Wege war wohl nicht zu denken. Kâlagani kannte alle Schluchten und Stege der Vindhyas, und vor Allem des Passes von Sirgur. Er fand sich stets zurecht, selbst wenn mehrere Straßen an einer zwischen hohen Felsen verlorenen Stelle ausmündeten, trotz der dichten Wälder von Alpenbäumen, welche die Aussicht schon in einer Entfernung
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