Das Dampfhaus
die uns nöthigte, ihn Seiner Hoheit zu überlassen.
– Das wird nie geschehen! rief Banks. Wenn er es wünscht, baue ich ihm eher einen neuen Elephanten und von solcher Stärke, daß er seine ganze Hauptstadt von einem Ende des Reichs zum anderen fortziehen könnte. Den unsrigen verkaufen wir jedoch um keinen Preis. Nicht wahr, Munro?
– Um keinen Preis,« bestätigte der Oberst mit der Miene eines Mannes, den auch das Angebot einer Million nicht rühren würde.
Ein etwaiger Verkauf unseres Riesen kam jedoch eigentlich gar nicht in Frage. Der Maharajah befand sich zur Zeit gar nicht in Burdwan. Wir erhielten nur den Besuch seines »Kândar«, eine Art Geheimsecretär, der unser Gefährt in Augenschein nahm. Dafür bot uns der Mann – worauf wir mit Vergnügen eingingen – an, die Gärten des Palastes zu besuchen, welche die schönsten Exemplare von tropischen Pflanzen enthalten, und von lebendem Wasser, das sich in Teichen ansammelt oder in Bächen dahinfließt, benetzt werden; ferner den mit phantastischen Kiosks geschmückten Park zu durchwandern in dem sich herrliche grüne Rasenplätze, aber auch Ziegen, Hirsche, Damhirsche und Elephanten als Repräsentanten der Hausthiere im Freien, dagegen Tiger, Löwen, Panther, Bären als Vertreter der Raubthiergeschlechter in prachtvollen hausähnlichen Käfigen vorfinden.
»Tiger im Käfig wie Stubenvögel, Herr Kapitän! rief Fox. Es ist doch zum Erbarmen!
– Gewiß, Fox! antwortete der Kapitän. Wenn es nach ihrem Willen ging, würden die letzteren gern frei in den Dschungeln umherschweifen, selbst vor dem Laufe einer Büchse mit explodirenden Geschossen!
– Das mein’ ich auch!« bestätigte der Diener tief aufseufzend.
Am nächsten Tage, am 10. Mai, verließen wir Burdwan. Das mit Allem wohlversorgte Steam-House kreuzte die Eisenbahn auf einem Niveau-Uebergang, und wandte sich direct nach Ramghur, eine etwa fünfundsiebzig Meilen entfernt liegende Stadt.
Diese Reiseroute ließ freilich zu unserer Rechten die nicht unbedeutende Stadt Mourchedabad, die weder in ihrem indischen, noch im englischen Quartiere etwas Interessantes bietet; Monghir, eine Art Birmingham Hindostans, gelegen auf einem Vorberge, der das Bett des geheiligten Stromes beherrscht; Patna, die Hauptstadt jenes Königreiches Behar, das wir schräg durchziehen wollten, ein reiches Handelscentrum für den Opium-Export, welches unter den Schlingpflanzen, die hier besonders üppig gedeihen, zu verschwinden Gefahr läuft; doch wir hatten Besseres zu thun: wir mußten einer meridianalen Richtung zwei Grade unterhalb des Gangesthales folgen.
Während dieses Theiles der Fahrt wurde der Stahlriese etwas mehr angetrieben und unterhielt einen leichten Trott, der uns die vortreffliche Einrichtung unserer schwebenden Häuser überzeugend vor Augen führte. Uebrigens war die Straße gut und eignete sich zu dieser Probe. Vielleicht erschraken die Raubthiere vor dem gigantischen Elephanten, der Rauch und Dampf ausathmete. Mindestens sahen wir zum großen Erstaunen des Kapitän Hod in den Dschungeln dieses Landes kein einziges. Doch wollte Jener seiner Jagdleidenschaft ja auch erst in den nördlichen Gebieten Indiens, und nicht schon hier in Bengalen nachgehen, so daß er sich vorläufig nicht beklagte.
Am 15. Mai befanden wir uns in der Nähe von Ramghur, gegen fünfzig Meilen von Burdwan. Die mittlere Fahrgeschwindigkeit betrug bisher fünfzehn Meilen in zwölf Stunden, nicht mehr. Drei Tage später, am 18., hielt der Zug, hundert Kilometer weiter, bei der kleinen Stadt Chittra an.
Dieser erste Theil der Reise war ohne jeden Zwischenfall verlaufen. Die Tage warenwarm, die Siesta unter dem Schutze der Veranda dagegen desto angenehmer. Da brachten wir diese heißesten Stunden unter köstlichem Farniente zu.
Abends reinigten Storr und Kâlouth unter den Augen Banks’ den Kessel und revidirten die Maschine.
Unterdeß gingen wir, Kapitän Hod und ich, begleitet von Fox und Goûmi und den beiden Vorstehhunden, in der Nachbarschaft des Halteplatzes jagen. Noch gab es nur kleines Wild und Federvieh; wenn der Kapitän das als Jäger auch verachtete, so schätzte er es doch als Feinschmecker, und am nächsten Tage enthielt der Speisezettel des Monsieur Parazard zu seiner größten Befriedigung einige saftige Gerichte mehr, wobei wir unsere Vorräthe schonen konnten.
Zuweilen blieben Goûmi und Fox wohl auch zurück, um Holz zu fällen und Wasser zu tragen. Es mußte ja der Tender für den ganzen Tag gefüllt
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