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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Leighton.
    Augustine lächelte. »Na gut. Ich werde ihn zwingen, Farbe zu bekennen. Sagen Sie ihm, er hat fünf Minuten.«
    »Soll ich Kaffee bringen?«
    »Er wird sicher Tee wollen.«
    Augustine räumte seinen Schreibtisch auf und legte zwei Bücher in eine Schublade. Er wollte nicht, dass jemand in seinem derzeitigen Lesestoff herumschnüffelte. Das eine war eine dünne Monografie mit dem Titel Bewegliche genetische Elemente als Ursache von Neuerungen im Genom von Gräsern, das andere ein beliebter, gerade neu erschienener Roman von Robin Cook über eine große, unerklärliche Krankheitsepidemie, ausgelöst durch einen neuen Erreger, der vermutlich aus dem Weltraum stammte. Im Allgemeinen hatte Augustine Spaß an Romanen über Krankheitsepidemien, aber während des letzten Jahres hatte er sie gemieden. Dass er diesen hier las, war ein Zeichen für sein neu gewonnenes Selbstvertrauen.
    Als Oliver Merton eintrat, stand er auf und lächelte. »Schön Sie wiederzusehen, Mr. Merton.«
    »Danke, dass Sie Zeit für mich haben, Dr. Augustine. Ich habe draußen eine ganz nette Durchsuchung hinter mich gebracht. Sie haben mir sogar meinen Notizblock abgenommen.«
    Augustine machte ein entschuldigendes Gesicht. »Ich habe sehr wenig Zeit, aber Sie haben sicher etwas Interessantes zu berichten.«
    »Stimmt.« Merton sah auf, als Mrs. Leighton mit einem Tablett und zwei Tassen hereinkam.
    »Tee, Mr. Merton?«, fragte sie.
    Merton lächelte verlegen. »Eigentlich lieber Kaffee. Ich war die letzten Wochen in Seattle und habe mir den Tee ziemlich abgewöhnt.«
    Mrs. Leighton streckte Augustine die Zunge heraus und ging noch eine Tasse Kaffee holen.
    »Die ist ja ganz schön frech«, stellte Merton fest.
    »Wir haben schon in harten Zeiten zusammengearbeitet«, erwiderte Augustine, »und auch in ziemlich düsteren Zeiten.«
    »Natürlich«, sagte Merton. »Erst einmal herzlichen Glückwunsch, dass Sie es geschafft haben, die SHEVATagung an der University of Washington zu verhindern.«
    Augustine sah ihn verblüfft an.
    »Irgendetwas mit NIHForschungsgeldern, die gestrichen würden, wenn die Konferenz wie geplant stattfindet. Mehr konnte ich meinen Quellen an der Universität nicht aus der Nase ziehen.«
    »Das ist mir neu«, sagte Augustine.
    »Wir werden sie stattdessen in einem kleinen Motel außerhalb des Universitätsgeländes abhalten. Und die Verpflegung beziehen wir vielleicht von einem berühmten französischen Restaurant mit einem mitfühlenden Küchenchef. Das wird uns den sauren Apfel versüßen. Wenn wir schon ganz und gar zu ausgestoßenen Meuterern werden, wollen wir wenigstens unseren Spaß haben.«
    »Das klingt alles andere als objektiv, aber ich wünsche Ihnen viel Glück«, sagte Augustine.
    Mertons Miene verwandelte sich in ein herausforderndes Grinsen. »Gerade heute Morgen habe ich von Friedrich Brock erfahren, dass es bei dem Personal, das an der Universität Innsbruck für die Neandertalermumien zuständig ist, eine völlige Umbesetzung gegeben hat. Eine interne wissenschaftliche Begutachtung ist zu dem Schluss gelangt, dass die entscheidenden Befunde ignoriert und große wissenschaftliche Fehler begangen wurden. Man hat Herrn Professor Brock wieder nach Innsbruck gerufen. Er ist jetzt gerade unterwegs.«
    »Ich weiß nicht, warum mich das interessieren sollte«, sagte Augustine. »Wir haben noch zwei Minuten.«
    Mrs. Leighton kam mit einer Tasse Kaffee zurück. Merton nahm einen großen Schluck. »Danke. Sie werden die drei Mumien als genetisch verwandte Familienmitglieder bezeichnen. Das heißt, sie werden einräumen, dass wir es hier mit dem ersten handfesten Beleg für Artbildung beim Menschen zu tun haben.
    Und in allen Proben wurde SHEVA gefunden.«
    »Sehr gut«, sagte Augustine.
    Merton presste die Handflächen gegeneinander. Florence beobachtete ihn mit beiläufiger Neugier.
    »Damit sind wir am Anfang des langen, steinigen Weges zur Wahrheit, Dr. Augustine. Ich war gespannt, wie Sie die Nachricht aufnehmen würden.«
    Augustine sog durch die Nase ein wenig Luft ein. »Was auch vor Zehntausenden von Jahren geschehen sein mag, es beeinflusst unsere Beurteilung der derzeitigen Vorgänge nicht. Kein einziger HerodesFetus ist bisher ausgetragen worden. Erst gestern haben uns Wissenschaftler des National Institute of Allergy and Infectious Diseases gesagt, dass nicht nur die sekundären Feten zu einem katastrophal hohen Anteil im ersten Schwangerschaftsdrittel abgestoßen werden, sondern dass sie auch

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