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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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rauskommen«, sagte Kaye. »Eigentlich wollte ich erst nächste Woche nach Atlanta fliegen … Ich suche dort gerade eine Wohnung.«
    »Ich sage meinen Leuten, sie sollen sich darum kümmern. Wir werden etwas Hübsches für Sie finden, in Atlanta oder Baltimore, ganz gleich, wo Sie wohnen möchten.«
    »Du lieber Gott.« Kaye lächelte schwach.
    »Noch etwas anderes dürfte Sie interessieren. Sie haben zusammen mit Saul viel in Georgien gearbeitet. Wahrscheinlich könnte ich das mit meinen Kontakten retten. Ich würde die Phagentherapie gerne viel gründlicher erforschen. Vermutlich könnte ich die Leute in Tiflis dazu bringen, dass sie keinen politischen Druck mehr ausüben. Das Ganze ist ohnehin lächerlich – eine Laienspieltruppe, die da etwas in die Hand nehmen will.«
    Cross legte eine Hand auf Kayes Arm und drückte ihn sanft.
    »Kommen Sie jetzt mit! Wir fliegen nach Washington, gehen zu Mark und Frank, treffen uns mit jedem anderen, den Sie gerne sprechen möchten, bekommen ein Gefühl für die ganze Sache.
    Entscheiden können Sie sich in ein paar Tagen. Fragen Sie Ihren Anwalt, wenn Sie wollen. Wir stellen Ihnen sogar einen Vertragsentwurf zur Verfügung. Wenn es nicht klappt, überlasse ich Sie ohne Meckern und Murren den CDC.«
    Kaye wandte sich zu Kushner. Im Gesicht ihrer Lehrerin erkannte sie den gleichen Ausdruck wie damals, als sie verkündet hatte, sie werde Saul heiraten. »Wo ist der Haken an der Sache, Marge?«, fragte Kushner leise und faltete dabei die Hände auf ihrem Schoß.
    Cross lehnte sich zurück und spitzte die Lippen. »An keiner von den üblichen Stellen. Die wissenschaftliche Anerkennung geht an die Arbeitsgruppe. Die Werbeabteilung der Firma koordiniert alle Presseerklärungen und überwacht sämtliche wissenschaftlichen Veröffentlichungen, damit die Informationen zum richtigen Zeitpunkt an die Öffentlichkeit gelangen. Keine PrimadonnaAllüren.
    Die finanziellen Erlöse werden nach einem sehr großzügigen Prämiensystem verteilt.« Cross verschränkte die Arme. »Kaye, Ihr Anwalt ist schon ziemlich alt und nicht sehr versiert in solchen Angelegenheiten. Judith kann Ihnen sicher einen besseren empfehlen.«
    Kushner nickte. »Ich werde ihr einen sehr guten nennen … falls Kaye Ihr Angebot ernsthaft in Erwägung zieht.« Sie klang ein wenig bedrückt, enttäuscht.
    »Mit so vielen Konfektschachteln und Rosensträußen umworben zu werden, bin ich nicht gewohnt, das können Sie mir glauben«, sagte Kaye und starrte auf die Ecke des Teppichs hinter dem Couchtisch. »Bevor ich mich entscheide, wüsste ich gern, was man bei der Taskforce von mir erwartet.«
    »Wenn Sie mit mir in Augustines Büro marschiert kommen, weiß er, was ich vorhabe. Und ich denke, er wird einverstanden sein.«
    Zu ihrer eigenen Überraschung sagte Kaye: »Dann würde ich gern mit Ihnen nach Washington fliegen.«
    »Sie haben es verdient, Kaye«, sagte Cross, »und ich brauche Sie.
    Das Ganze wird kein Spaziergang. Ich will die besten Wissenschaftler haben, das beste Arsenal, das ich bekommen kann.«
    Draußen schneite es jetzt stärker. Kaye sah, dass der Fahrer sich in den Wagen zurückgezogen hatte und mit einem Handy telefonierte. Eine andere Welt – so schnell, so beschäftigt, so verwoben und mit so wenig Zeit, um wirklich nachzudenken.
    Vielleicht brauchte sie jetzt genau das.
    »Ich kann diesen Anwalt anrufen«, sagte Kushner. Dann wandte sie sich zu Cross: »Ich würde gern ein paar Minuten allein mit Kaye sprechen.«
    »Natürlich«, erwiderte Cross.
    In der Küche griff Judith Kushner nach Kayes Arm und sah sie mit einer konzentrierten Grimmigkeit an, die Kaye nur selten bei ihr beobachtet hatte.
    »Dir ist doch klar, was passieren wird?«, fragte sie.
    »Was?«
    »Du sollst das Aushängeschild abgeben. Die Hälfte deiner Zeit wirst du in großen Räumen mit Leuten sprechen, die dich erwartungsvoll anlächeln, dir alles ins Gesicht sagen, was du hören willst, und dann hinter deinem Rücken tratschen. Man wird dich als eines von Marges Haustieren bezeichnen, als einen von ihren Zöglingen.«
    »Meinst du wirklich?«, fragte Kaye.
    »Du wirst glauben, dass du tolle Arbeit leistest, und eines Tages wird dir dann klar, dass du die ganze Zeit nach ihrer Pfeife getanzt hast und sonst gar nichts. Sie glaubt, die Welt gehöre ihr und alles gehe nach ihrer Nase. Und dann wird jemand kommen müssen, der dich rettet, Kaye. Ob ich das jemals sein könnte, weiß ich nicht. Und ich hoffe für dich, dass es

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