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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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machen mußte. Darauf blieben sie noch, jetzt mit beiderseitigem Willen und großem Vergnügen, eine gute Weile beisammen. Und da nun die Dame bei dieser Gelegenheit sich überzeugte, wieviel wohlschmeckender die Küsse des Geliebten als die des Gemahls waren, verwandelte sie ihre Härte gegen den Ricciardo in süße Liebe, wandte ihm von diesem Tag an ihr ganzes Herz zu und wußte es mit vieler Vorsicht so einzurichten, daß sie noch viele Male sich ihrer Liebe erfreuen konnten. Gott gewähre uns die Freuden der unsrigen!
     

Siebente Geschichte
     
     
    Tedaldo verläßt Florenz im Unfrieden mit seiner Geliebten. Nach einiger Zeit kehrt er, als Pilger verkleidet, zurück, spricht mit ihr, bringt sie zur Erkenntnis ihres Unrechts, rettet ihren Mann, der des Mordes an ihm überführt ist, vor dem Tode, versöhnt ihn dann mit seinen Brüdern und erfreut sich mit der Geliebten in aller Vorsicht des Glücks der Liebe.
     
    Schon schwieg Fiammetta, und ihre Geschichte wurde von allen gelobt, als die Königin, um keine Zeit zu verlieren, schnell Emilia das Erzählen übertrug, worauf diese also begann:
    Mir beliebt es, wieder in unsere Stadt zurückzukehren, von der meine beiden Vorgängerinnen sich zu entfernen für gut fanden, und euch zu berichten, wie einer unserer Mitbürger seine verlorene Geliebte wiedergewann.
    Es lebte nämlich in Florenz ein junger Mann von Adel namens Tedaldo degli Elisei, der in eine Dame, die Monna Ermellina hieß und einen gewissen Aldobrandino Palermini zum Gatten hatte, über die Maßen verliebt war und durch sein musterhaftes Betragen auch wirklich, wie er's verdient hatte, ans Ziel seiner Wünsche gelangte. Diesen Freuden widersetzte sich indes das den Glücklichen feindliche Schicksal. Was auch immer der Grund sein mochte, die Dame, die zuvor mit ihrer Gunst freigebig gegen Tedaldo gewesen war, weigerte sich durchaus, ihm weiter zu Willen zu sein, und wollte ferner sogar keinerlei Botschaft von ihm anhören oder annehmen. Darüber verfiel er in tiefen Trübsinn. So sehr aber war seine Liebe verborgen geblieben, daß niemand die wahre Ursache seiner Traurigkeit erriet. Als er sich nun nach Kräften vielfach bemüht hatte, die Liebe wiederzugewinnen, die er ohne Schuld verloren zu haben glaubte, und alle seine Anstrengungen ohne Erfolg bleiben sah, beschloß er, in die Welt zu fliehen, um derjenigen, welche die Schuld seines Unglücks trug, nicht die Freude zu gewähren, ihn allmählich sich verzehren zu sehen. Zu dem Ende raffte er an Geld zusammen, was er konnte, und verließ insgeheim Florenz, ohne irgendeinem Freunde oder Verwandten, einen Vertrauten ausgenommen, dem er alles mitteilte, von seinem Vorhaben ein Wort zu sagen.
    So gelangte er unter dem angenommenen Namen Filippo von Sandoleccio nach Ancona, wo er sich mit einem reichen Kaufmann einigte, sich als Diener bei ihm verdingte und mit ihm auf einem Schiffe nach Zypern fuhr. Sein gutes Betragen und seine einnehmenden Sitten gefielen dem Kaufmann so wohl, daß er ihm nicht nur einen bedeutenden Lohn aussetzte, sondern ihn zu seinem Teilhaber machte und ihm überdies einen großen Teil seiner Geschäfte ganz übergab. Dieser Angelegenheiten nahm sich Tedaldo wieder mit solchem Eifer und so vielem Glück an, daß er nach wenigen Jahren ein geschickter, reicher und berühmter Kaufmann ward. Obgleich er nun bei seinen neuen Geschäften oftmals an seine grausame Dame zurückdachte und sich noch immer schwer von der Liebe verwundet fühlte, auch sehnsüchtig sie wiederzusehen begehrte, so war er doch standhaft genug, sieben Jahre lang siegreich diesen Kampf zu bestehen.
    Als es aber eines Tages sich zutrug, daß er in Zypern ein Lied singen hörte, welches er früher gedichtet hatte und in dem die Liebe zu seiner Dame und ihre zu ihm und die Freuden, die sie miteinander genossen, geschildert wurden, da deuchte es ihm unmöglich, daß sie ihn vergessen haben sollte, und er entbrannte in solchem Verlangen, sie wiederzusehen, daß er es nicht länger ertragen konnte und sich entschloß, nach Florenz zurückzukehren. Und so reiste er denn, nachdem er alle seine Angelegenheiten geordnet hatte, mit einem einzigen Diener nach Ancona, von wo aus er seine Sachen sämtlich nach Florenz an einen Freund seines Handelsgenossen sandte, selbst aber heimlich in der Tracht eines vom Heiligen Grabe heimkehrenden Pilgers mit seinem Diener desselben Weges zog.
    Als sie in Florenz angelangt waren, kehrte er in einem kleinen Gasthof ein, der zwei Brüdern

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