Das Dekameron
Dingen belehrt, aus gewissen Kräutern, die für die Krankheit dienlich waren, welche sie bei dem König vermutete, ein Pulver an, stieg damit zu Pferde und reiste nach Paris.
Das erste, was sie dort tat, war, daß sie Bertrand zu sehen suchte, und erst als ihr dies gelungen war, trat sie vor den König und bat es sich von ihm als Gnade aus, daß er ihr sein Übel zeige. Da sie jung, schön und anmutig war, konnte es ihr der König nicht abschlagen und zeigte ihr den Schaden. Sobald sie ihn gesehen hatte, faßte sie festes Zutrauen, ihn heilen zu können, und sagte: »Gnädiger Herr, wenn es Euch beliebt, so hoffe ich zu Gott, Euch in acht Tagen ohne Schmerzen und Beschwerden von dieser Krankheit befreit zu haben.« Der König lachte im stillen über ihre Worte und sagte zu sich: »Wie sollte ein junges Mädchen zu bewirken wissen, was die größten Ärzte der Welt nicht vermocht und nicht verstanden haben?« Darum dankte er ihr für ihren guten Willen, antwortete aber, er habe bei sich beschlossen, keinen ärztlichen Rat weiter zu befolgen. Darauf erwiderte das Mädchen: »Gnädiger Herr, Ihr verschmäht meine Kunst, weil ich ein Weib und noch jung bin. Aber ich erinnere Euch daran, daß ich nicht durch meine Wissenschaft, sondern durch Gottes Beistand und die Weisheit des Meisters Gerard von Narbonne, der mein Vater und ein berühmter Arzt war, zu heilen verstehe.«
Der König dachte darauf bei sich: »Vielleicht ist dies Mädchen mir von Gott gesandt. Warum versuche ich nicht, was sie zu tun weiß, da sie mir doch verspricht, mich ohne Beschwerde in kurzer Zeit zu heilen?« Und so sprach er, entschlossen, es mit ihr zu versuchen: »Jungfrau, wenn wir unserem Entschlüsse zuwiderhandelten und Ihr uns dann nicht heilt, was wollt Ihr dann, daß mit Euch geschehe?« »Gnädiger Herr«, erwiderte das Mädchen, »laßt mich bewachen, und wenn ich Euch in acht Tagen nicht heile, so laßt mich verbrennen. Was soll ich aber für einen Lohn erhalten, wenn ich Euch heile?« Darauf antwortete der König: »Ihr scheint uns noch unverheiratet. Wenn Ihr das tut, so werden wir Euch einen guten und angesehenen Gatten geben.« »Gnädiger Herr«, sagte das Mädchen, »wahrlich, mir ist es lieb, wenn Ihr mich verheiraten wollt, ich begehre aber den zum Manne, den ich mir von Euch erbitten werde, wobei ich keinen Eurer Söhne und keinen aus dem königlichen Hause fordern will.« Der König versprach ihr alsbald, nach ihrem Wunsche zu tun.
Das Mädchen begann nun mit der Heilung und hatte binnen kurzem, noch vor der bestimmten Frist, den König wieder gesund gemacht. Als sich dieser nun geheilt fühlte, sagte er: »Jungfrau, Ihr habt Euch den versprochenen Mann wohl verdient.« »Gut, gnädiger Herr«, sagte das Mädchen, »so habe ich denn Bertrand von Roussillon verdient, den ich schon in meiner Kindheit zu lieben begann und seit der Zeit immer von ganzem Herzen geliebt habe.« Dem König schien es ein Großes, ihr diesen geben zu sollen; da er es aber einmal versprochen hatte und sein Wort nicht brechen wollte, ließ er ihn zu sich rufen und sprach zu ihm: »Bertrand, Ihr seid nun erwachsen und hinlänglich ausgebildet. Wir wollen, daß Ihr nun zurückkehrt, um Eure Grafschaft selbst zu regieren. Auch sollt Ihr ein Mädchen mit Euch heimführen, das wir Euch zur Frau bestimmt haben.« Bertrand antwortete: »Und wer ist das Mädchen, gnädiger Herr?« »Dieselbe«, antwortete der König, »die mit ihren Heilmitteln unsere Gesundheit wiederhergestellt hat.« Bertrand hatte sie bereits gesehen und erkannt, und obwohl auch er sie schön fand, sagte er dennoch in dem Gefühl, daß sie keinem Geschlecht entstammte, welches seinem hohen Adel ebenbürtig war, ganz zornig: »Gnädiger Herr, wollt Ihr mir eine Quacksalberin zur Frau geben? Das möge doch Gott verhüten, daß ich mir jemals solch ein Frauenzimmer nehme.« Der König antwortete: »So wollt Ihr denn, daß wir unserem Worte untreu werden, welches wir, um unsere Gesundheit wiederzuerlangen, dem Mädchen gaben, das nun als Lohn Euch zum Manne begehrt?« »Gnädiger Herr«, sagte Bertrand, »Ihr könnt mir alles nehmen, was ich besitze, und mich als Euren Vasallen wegschenken, an wen es Euch beliebt. Das aber versichere ich Euch: mit dieser Heirat werde ich mich niemals zufriedengeben.« »Ihr werdet schon«, sagte der König, »denn das Mädchen ist hübsch und verständig und liebt Euch sehr. Deshalb hoffen wir, daß Ihr mit ihr viel glücklicher leben werdet, als Ihr es mit
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