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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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anstrengt, Gott zu dienen, ein unvernünftiges Tier ist.« Aus diesem Grunde kam sie oft zu Rusticus und sagte: »Ehrwürdiger Vater, ich bin hierher gekommen, um Gott zu dienen, und nicht, um müßigzugehen. So kommt denn und laßt uns den Teufel heim in die Hölle schicken.« In dieser Beschäftigung sagte sie auch wohl zuweilen: »Rusticus, ich weiß gar nicht, warum der Teufel wieder aus der Hölle herausgeht; denn wäre er so gern drinnen, wie die Hölle ihn gern aufnimmt und festhält, so würde er immer drinnen bleiben.«
    Da sie auf solche Weise den Rusticus häufig zum Gottesdienst einlud und ermunterte, hatte sie ihm allmählich die Wolle so aus dem Wams gezupft, daß er fror, wenn ein anderer geschwitzt hätte. Deshalb sagte er zu dem Mädchen, man müsse den Teufel nur dann züchtigen und in die Hölle heimschicken, wenn er sein Haupt in Hochmut erhebe. »Wir aber«, fügte er hinzu, »haben ihn durch Gottes Hilfe so entlarvt, daß er Gott bittet, in Frieden bleiben zu dürfen.« Dadurch brachte er das Mädchen für einige Zeit zum Schweigen. Da sie aber sah, wie Rusticus sie gar nicht weiter aufforderte, den Teufel in die Hölle heimzuschicken, sagte sie eines Tages zu ihm: »Rusticus, ist dein Teufel nun abgestraft und plagt er dich nicht mehr, so läßt mich nun meine Hölle nicht in Ruhe. Und darum wirst du ein gutes Werk tun, wenn du mit deinem Teufel die Wut meiner Hölle bändigen hilfst, wie ich mit meiner Hölle geholfen habe, deinem Teufel den Stolz zu vertreiben.« Rusticus, der von Kräuterwurzeln lebte, war genötigt, bei diesem Spiele oft zu passen. So sagte er ihr, um die Hölle zu beschwichtigen, brauche man einen ganzen Haufen Teufel, doch wolle er für sie tun, was er irgend imstande sei. So erfüllte er denn zuweilen noch ihre Wünsche, doch geschah es so selten, daß es nicht mehr sagen wollte, als wenn man einem Löwen eine Bohne in den Rachen wirft. Auch war die Dirne, die Gott nicht ihren Wünschen gemäß zu dienen glaubte, damit gar nicht zufrieden.
    Während aber dieser Streit zwischen dem Teufel des Rusticus und der Hölle der Alibech wegen übermäßigen Verlangens und geringer Kräfte noch fortdauerte, geschah es, daß in Capsa eine Feuersbrunst wütete und Alibechs Vater mit allen seinen Kindern und der übrigen Familie im eigenen Hause verbrannte, so daß nun Alibech die Erbin des ganzen Vermögens wurde. Deshalb machte sich ein junger Mann namens Neerbal, der all sein Geld vergeudet und gehört hatte, sie sei noch am Leben, auf den Weg, um sie zu suchen. Er fand sie, zu des Rusticus großer Freude, noch bevor die Gerichte das Vermögen ihres Vaters als erbloses Gut eingezogen hatten, führte sie gegen ihren Willen nach Capsa zurück, heiratete sie und nahm mit ihr das ganze Vermögen in Besitz.
    Als aber die Frauen sie, bevor sie noch bei Neerbal geschlafen hatte, befragten, wodurch sie denn in der Wüste Gott gedient habe, antwortete sie, durch Heimschicken des Teufels in die Hölle, und Neerbal habe eine große Sünde begangen, sie solcher Verrichtung zu entziehen. Die Frauen fragten weiter, wie man denn den Teufel heim in die Hölle schickte, und die Dirne zeigte es ihnen, halb mit Worten, halb mit Zeichen. Darüber mußten jene so sehr lachen, daß sie gar nicht aufhören konnten, und sie sagten: »Liebes Kind, sei deshalb unbesorgt, das kann man auch hier bei uns recht gut tun, und Neerbal wird auf dieselbe Weise unserem Herrgott fleißig mit dir dienen.« Dann erzählte eine der ändern in der Stadt die Geschichte, und es wurde dort zum Sprichwort, der lustigste Gottesdienst sei der, den Teufel heim in die Hölle zu schicken. So ist denn diese Redensart übers Meer gekommen und noch heute im Schwange.
    Darum, meine jungen Damen, müßt auch ihr, denen die Gnade Gottes gar not tut, lernen, wie man den Teufel in die Hölle heimschickt, denn Gott hat seinen Spaß daran, die Beteiligten ihr Ergötzen, und viel Gutes kann dadurch erzeugt werden und auf die Welt kommen.
    Tausendmal und mehr hatte die Geschichte des Dioneo die sittsamen Mädchen zum Lachen gebracht, so spaßhaft kamen ihnen seine Worte vor. Als er aber zum Schluß kam und die Herrschaft der Königin nun ihr Ende erreicht hatte, nahm sie den Lorbeerkranz vom Haupt, setzte ihn mit vieler Anmut dem Filostrato auf und sagte: »Nun werden wir sehen, ob der Wolf es besser verstehen wird, die Schafe zu führen, als bisher Schafe die Wölfe geführt haben.«
    Als Filostrato dies hörte, sagte er lächelnd: »Wäre

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