Das Dekameron
Ärmste, weil ich so gut bin und nichts wissen will von solchen Geschichten, habe ich nichts davon als Unglück und Verdruß. Wahrhaftig, ich weiß nicht, warum ich mir nicht auch so einen Liebsten nehmen soll wie die ändern. Damit du es nur weißt, Mann, es fänden sich genug Liebhaber, wenn ich nur wollte. Ich weiß genug, und vornehme Bewerber dazu, die mich liebhaben und mir nachgehen, die mir schon Geld in Menge haben bieten lassen oder Kleider oder Schmucksachen, mein Herz hat es nimmer zugegeben, denn ich bin keines Weibes Kind dafür, und nun kehrst du mir nach Hause zurück, indes du an der Arbeit sein solltest.«
»Aber Frau, um Himmels willen, ereifere dich darüber nicht so sehr«, sagte der Mann. »Glaube mir doch, daß ich recht gut weiß, was ich an dir habe, und du hast mir's eben nur noch deutlicher gemacht. Wahr ist's, daß ich vorhin auf Arbeit ausging. Du wußtest aber ebensowenig wie ich, daß heute St. Galeonsfest ist. Arbeit gibt es da nicht, und darum kehre ich zu dieser Stunde zurück. Aber trotzdem habe ich vorgesorgt, daß wir Brot für länger als einen Monat haben werden. Ich habe nämlich diesem Manne, den du hier bei mir siehst, das Faß, das du kennst und das uns schon lange im Wege steht, verkauft, und er gibt mir fünf Liliendukaten dafür.«
Darauf entgegnete Peronella: »Nun ärgere ich mich erst recht. Du bist ein Mann, du kommst unter die Leute und solltest dich auf geschäftliche Dinge verstehen, und nun verkaufst du das Faß für fünf Liliendukaten, während ich armes Weib, das fast nimmer vor die Haustür kommt, für das Faß, das uns doch nur zur Last ist, sieben Dukaten lösen konnte. Eben, als du nach Hause kamst, war ich um den Preis mit einem Menschen, der jetzt hineingekrochen ist, um zu sehen, ob es fest ist, handelseins geworden.«
Als der Mann dies hörte, war er mehr als zufrieden und sagte zu dem, welcher mit ihm gekommen war: »Guter Freund, geht mit Gott! Du hörst, daß meine Frau das Faß für sieben Dukaten verkauft hat, wo du nur fünfe geben wolltest.« »Meinethalben«, sagte der Biedermann und ging seiner Wege. Peronella aber sagte zu ihrem Mann: »Nun du einmal da bist, gehe selbst hin und mache die Sache mit dem Menschen richtig.«
Giannello, der die ganze Zeit über die Ohren gespitzt hatte, um zu erfahren, wie die Sache abliefe und was er wohl zu tun hätte, sprang bei Peronellas Worten rasch aus dem Fasse und sagte, als wüßte er nichts von der Heimkehr des Gatten: »Nun, gute Frau, wo seid Ihr?« Der Mann, der eben hereinkam, sagte: »Hier bin ich, was begehrst du?« »Wer seid denn Ihr?« sagte Giannello. »Ich suche die Frau, mit der ich den Handel wegen des Fasses schloß.« Darauf sagte jener: »Macht es nur mit mir richtig; ich bin ihr Mann.« »Fest ist das Faß schon«, antwortete Giannello, »doch Ihr müßt wohl Hefe darin gehabt haben. Es ist ja inwendig mit etwas so Zähem überzogen, daß ich es mit den Nägeln nicht abkratzen kann. Ich kann es aber nur brauchen, wenn es rein ist.« »Nun«, sagte Peronella, »darum braucht der Handel nicht rückgängig gemacht zu werden. Mein Mann wird das Faß schon gehörig säubern.« »Warum auch nicht?« entgegnete ihr Mann, legte sein Werkzeug aus der Hand und zog die Jacke aus. Darauf ließ er sich ein Licht anzünden, kroch in das Faß und machte sich ans Schaben. Peronella aber beugte sich übers Faß, steckte, als wollte sie nach seiner Arbeit sehen, Kopf, Arm und Schulter durch das Spundloch, das eben weit genug dazu war, und sagte dabei: »Kratze hier und hier und auch dort drüben«, und »Sieh, hier hast du noch ein bißchen übriggelassen.«
Während sie aber so stand, ihrem Gatten zusprach und ihn anwies, verfiel Giannello, der an diesem Morgen, als der Ehemann heimkehrte, noch nicht vollkommen sein Verlangen befriedigt hatte und wohl einsah, daß er für diesmal nicht so konnte, wie er seine Sache abtun wollte, auf den Einfall, sein Ziel so zu erreichen, wie es eben ging. So trat er dicht hinter sie und befriedigte seine Jugendlust in derselben Art, wie in den weiten Steppen die zügellosen und brünstigen Rosse über die Stuten Parthiens herzufallen pflegen, und vollendete sie fast im selben Augenblick, da das Faß ausgeschabt. Dann machte er sich zurück, Peronella zog den Kopf aus dem Faß, und ihr Mann schlüpfte heraus. Nun sprach die Frau zu Giannello: »Nimm das Licht, guter Freund, und leuchte hinein, ob dir's rein genug ist.« Giannello sah hinein und sagte, es sei
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