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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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nachdem er vorher seinen letzten Heller verspielt hatte. Wohl kann ich sagen, daß ich durch Gottes und euren Beistand diesen Rest wiedererlangt habe, wofür ich euch immerdar dankbar sein werde.«
    Angiulieri antwortete nun zwar, allein seine Worte wurden nicht angehört. Mit Hilfe der Bauern zog ihn vielmehr Fortarrigo vom Pferde zu Boden, entkleidete ihn, zog sich seine Kleider an, stieg dann zu Roß, ließ den Angiulieri im Hemd und ohne Strümpfe zurück und kehrte heim nach Siena, wobei er überall versicherte, er habe dem Angiulieri Pferd und Kleider im Spiel abgewonnen. Jener aber, der gehofft hatte, reich zu seinem Kardinal nach der Mark zu gehen, kehrte nun arm und im Hemd nach Buonconvento zurück und wagte es vorderhand aus Scham nicht, nach Siena zurückzukehren. Nachdem man ihm jedoch Kleider geborgt hatte, bestieg er den Klepper Fortarrigos und begab sich damit zu seinen Verwandten nach Corsignano, bei denen er so lange blieb, bis er aufs neue von seinem Vater Unterstützung erhalten hatte.
     
    So hat Fortarrigos boshafte List den verständigen Plan des Angiulieri zuschanden gemacht, obschon dieser sie, als Zeit und Gelegenheit günstig waren, nicht ungerächt ließ.
     

Fünfte Geschichte
     
     
    Calandrino verliebt sich in ein junges Mädchen, und Bruno macht ihm ein Amulett, mit dem er sie berührt, worauf sie mit ihm abseits geht. Hier aber von seiner Frau überrascht, kommt er in schlimme Händel.
     
    Als Neifile ihre nicht lange Geschichte beendet hatte und die Gesellschaft, ohne viel über sie gelacht oder gesprochen zu haben, darüber hinwegging, wandte die Königin sich zu Fiammetta und gebot ihr fortzufahren. Fröhlich antwortete diese, sie sei gern bereit, und begann:
    Anmutige Mädchen, wie ich glaube, wißt ihr, daß es nichts gibt, von dem so viel gesagt wäre, daß nichts mehr davon zu sagen übrig sei, wenn derjenige, der davon reden will, Zeit und Ort gebührend zu wählen weiß. Erwäge ich nun den Zweck, zu dem wir hier versammelt sind - der doch allein darin besteht, Freude und gute Zeit zu haben -, so meine ich, daß alles, was Freude und Vergnügen bringen kann, hier nach Ort und Zeit schicklich sei und daß, hätten wir auch schon tausendmal von einem Gegenstand gesprochen, es immer noch Vergnügen machen müsse, aufs neue davon zu reden. Deshalb wage ich es, wie oft wir auch von Calandrinos Streichen schon erzählt haben, euch außer den schon erzählten noch einen mitzuteilen; denn wie Filostrato vorhin sagte, sind sie alle ergötzlich. Zwar hätte ich, wenn ich mich von der Wahrheit der Begebenheit entfernen wollte, euch diese leicht mit anderen Namen vortragen können oder könnte es noch; da jedoch ein Abweichen von der Wahrheit des Geschehenen das Vergnügen der Zuhörer wesentlich verringert, so will ich euch, gestützt auf die angeführten Gründe, die Sache gerade so erzählen, wie sie sich zugetragen hat.
    Niccolo Cornacchini war unser Mitbürger und ein reicher Mann, der unter anderen Besitzungen eine sehr schöne in Camerata besaß. Auf dieser nun ließ er ein anständiges und schönes Wohnhaus errichten und verabredete mit Bruno und Buffalmacco, daß sie es ihm ausmalen sollten. Diese zogen, da es viel Arbeit war, noch Nello und Calandrino hinzu und begannen zu arbeiten. In diesem Hause nun war nur das eine oder andere Zimmer eingerichtet und mit Betten und anderen notwendigen Dingen versehen, auch wohnte nur eine alte Magd als Hüterin desselben darin. Und da es sonst keine andere Dienerschaft dort gab, pflegte ein Sohn Niccolos, der Filippo hieß und unverheiratet war, bisweilen irgendein Frauenzimmer dorthin zu führen, das er ein oder zwei Tage bei sich behielt und dann wieder fortschickte.
    Nun geschah es unter anderm, daß er einst ein Mädchen dahin brachte, welches Niccolosa hieß und das ein schlechter Geselle, gewöhnlich Mangione genannt, in seinem Hause in Camaldoli hielt und auch an andere vermietete.
    Sie war schön von Gestalt, wohlgekleidet und für ein Mädchen ihres Schlages manierlich und zungengewandt.
    Als sie nun eines Tages um Mittag, aus ihrer Kammer kommend, im weißen Unterröckchen, die Haare um den Kopf geschlungen, zum Brunnen ging, der sich im Hof des Hauses befand, um sich dort Hände und Gesicht zu waschen, traf es sich, daß gerade Calandrino herbeikam, um Wasser zu holen, und sie zutraulich grüßte. Sie erwiderte den Gruß und schaute sich dabei den Calandrino an, mehr weil sie ihn für einen besonderen Vogel hielt als aus

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