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Das Deutsche als Männersprache

Das Deutsche als Männersprache

Titel: Das Deutsche als Männersprache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise F. Pusch
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    Soweit die Problemanalyse, und nun zu meinem Lösungsvorschlag.

3 Therapievorschläge

    Was wir tun müssen, um ein funktionsfähiges und gerechtes symmetrisches System herzustellen, ist ganz simpel:

    Abschaffung des -in -Suffixes — aber nicht etwa der femininen Personenbezeichnungen!

    Statt die Studentin/Lehrerin/Ingenieurin einfach immer die Student/Lehrer/Ingenieur, etc.!
    Wenn wir Frauen listig vorschlagen: »Wir schaffen einfach das -in ab, ansonsten bleibt alles, wie es ist« — so stimmt das zwar formal, aber den Männern wird es trotzdem ungemütlich werden, denn damit wird, obwohl wir »nur die Bezeichnungen für uns leicht abändern«, zugleich in männliches Terrain gewaltig hineinregiert. Abschaffung des -in ist nämlich in der Auswirkung dasselbe wie »Feminisierung« vieler bisher rein maskuliner Bezeichnungen: Wörter, die immer total maskulin waren, können plötzlich auch feminin sein und feminine Pronomina nach sich ziehen.
    Wie stark die Vorstellung »männlich« mit der sogenannten »unmarkierten« Form verknüpft ist, zeigt sich erst, wenn frau diese Form auch für das Femininum »beansprucht«. Anders läßt es sich kaum erklären, wieso »Abschaffung der movierten Form« bisher immer (offenbar auch von engagiertesten Feministinnen, von denen ja keine auf diese einfache »Usurpationsidee« gekommen ist) gleichgesetzt wurde mit »Abschaffung der femininen Bezeichnungen«. Dabei sind das — linguistisch gesehen — zwei völlig verschiedene Dinge.
    Durch den simplen Trick der Abschaffung des -in (und der übrigen femininen Suffixe - ess (Stewardess), -isse (Diakonisse), -issin (Äbtissin), -(eu)se (Masseuse) erhalten wir zunächst folgendes System:

    Textbeispiel:

    Sie ist eine gute Student. Ihre Leistungen sind beachtlich und ihre Professor ist sehr zufrieden mit ihr. Früher war sie übrigens Sekretär bei einer Architekt .

    Das System entspricht jetzt dem Paradigma die/der Angestellte — Plural immerhin schon garantiert geschlechtsneutral. Für die Masse der - er -Ableitungen ergibt sich das morphologische Problem, daß der Plural und das Femininum Singular noch homonym sind:

    Meine Lehrer ist/sind nett.

    Ausweg: dem Plural dieser Formen wird ein - s angehängt: die/der Lehrer , die Lehrers. Das hat zusätzlich den erheblichen Vorteil einer Assoziationsbremse: Die jahrhundertealte Tradition, die uns bei die Dichter/Künstler/Arbeiter/Handwerker etc. bisher ausschließlich an Männer denken läßt, wird formal abgeblockt. Es reicht, wenn Ausdrücke wie die Bibliothekare/Professoren/Rechtsanwälte etc. etc. weiterhin, aufgrund der langen sprachlichen Tradition, in erster Linie an Männer denken lassen.
    Bleibt das Problem des sogenannten »unmarkierten« Maskulinum Singular (vgl. das obere Feld der letzten Grafik) zu lösen — wie Sie wissen, ein Problem, mit dem sich vor allem die angelsächsische feministische Linguistik herumschlägt. Im Deutschen haben wir es auch, nur beschäftigten uns vorerst noch schlimmere Probleme — z.B. die femininen Suffixe. Da das Englische kein grammatisches Geschlecht hat, konzentrieren sich feministisch-linguistische Forderungen und Vorschläge auf das »generisch« gebrauchte he (sowie auf die Komposita mit — man (postman, chairman, congressman)). Was nützt den Engländerinnen und Amerikanerinnen ihr schönes symmetrisches System, wenn es Usus ist zu sagen: Any doctor/lawyer ... he... his... ?! Die amerikanischen Guidelines schlagen vor, so oft es geht auf den Plural auszuweichen (geht nach Abschaffung der femininen Suffixe auch im Deutschen) und ansonsten die Pronomina gerecht zu wechseln, wo auf »the doctor/student« im allgemeinen referiert wird. Das geht im Deutschen nicht, weil wir das grammatische Geschlecht beibehalten — und das sollten wir, weil sonst die gesamte Wortstellung aus den Fugen gerät.
    Aber wir haben ja im Deutschen, wie schon einmal gesagt, noch das Neutrum! Ich schlage also folgendes Paradigma vor: Die/der/das Professor. Das Professor etc. soll in all den Fällen gesagt werden, wo Präjudizierung eines der beiden Geschlechter diskriminierend wäre.

    Anbei Paragraph 3 Abs. 2 der Zulassungs- und Immatrikulationsordnung der Universität Konstanz — auf Neudeutsch:

    Dem Zulassungsausschuß gehören an:
    1. das Rektor als Vorsitzendes oder das Prorektor für die Lehre als dessen Stellvertreter
    2. zwei Professoren
    3. ein Angehöriges des wissenschaftlichen Dienstes
    4. ein Student
    5. das Leiter der

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