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Das Deutsche als Männersprache

Das Deutsche als Männersprache

Titel: Das Deutsche als Männersprache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise F. Pusch
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Studentischen Abteilung

    Ein Beschluß des Senats der Universität Konstanz vom 20.2.80:

    Den Vorsitz der Gemeinsamen Kommission für das Lehrerbegleitstudium soll das Dekan der Philosophischen Fakultät führen. Es kann sich durch das Prodekan der Philosophischen Fakultät vertreten lassen.

    Anmerkung zu möglichen »tierischen« oder »dinglichen« Assoziationen beim Vernehmen des Neudeutschen: Beim Vernehmen des Jetztdeutschen haben wir Frauen immer so »männliche« Assoziationen und mögen’s nicht sehr. Aber mann findet das ja nicht schlimm. — Weiter: Eine immerhin denkbare Rektor, Dekan oder Prodekan (zur Verdeutlichung: ein weibliches Rektor etc.) muß ja mit denselben »tierischen« Assoziationen leben.
    Die hier vorgeschlagene Umstrukturierung tut dem deutschen Sprachsystem nicht mehr Gewalt an als dieses System uns Frauen antut. Läßt sich eine solche Umstrukturierung durchsetzen? Wenn mensch es will, bestimmt — ähnlich wie sich Sprachreformen (Norwegen: Nynorsk) und Rechtschreibreformen (Dänemark) durchgesetzt haben. Es würde wahrscheinlich eine gewisse Übergangszeit der Unsicherheit, der ständigen Fehler und Versprecher und der Belustigungen geben — aber so was legt sich, wenn die neuen Formen vertraut geworden sind. Wenn die öffentliche Sprache (Schule, Medien, Gesetzgebung etc.) konsequent nach diesem Muster gehandhabt würde, würde die private Sprache bald nachziehen.
    Eine der wichtigsten Konsequenzen der hier entworfenen Neuregelung sehe ich darin, daß wir Frauen uns auf diese Weise »die Bausteine der Wortbildung (zurück) erobern« würden. Die Wortbildung operiert in dem hier interessierenden Bereich ausschließlich mit maskulinen (auch »unmarkiert« genannten) Basiselementen, vgl. ärzt-lich, schriftsteller-n, künstler-isch, jurist-isch, Meisterschaft, etc. Ärztin-lich, künstlerinnisch geht nicht, gibt’s nicht. Wenn aber diese Stämme fortan auch als Feminina gebraucht würden, wären sie und damit auch die Ableitungen wirklich »geschlechtsneutral«, würde die Assoziation »weiblich« nicht mehr sprachsystematisch erschwert und die Assoziation »männlich« nicht mehr so sehr begünstigt.
    Nehmen wir aber einmal den wahrscheinlicheren Fall an, daß eine derartige Umstrukturierung gar nicht erst erwogen wird, sogleich als lächerlich, undurchführbar etc. abgelehnt wird. Welche der zur Wahl stehenden Strategien — Abschaffung oder Forcierung des Femininums plus -in — ist dann das kleinere Übel?
    Ich plädiere mit aller Entschiedenheit für die Forcierung, obwohl die femininen Suffixe, wie ich gezeigt habe, hochgradig diskriminierend sind. Aber die Geschichte kennt viele Fälle, in denen Termini, Kennzeichnungen u.ä., die ursprünglich diskriminierende Funktion hatten, »neutralisiert« oder gar zum Gütezeichen wurden. Etwa die Waren-Kennzeichnung »Made in Germany« oder Bezeichnungen wi e Proletarier, Blacks, Lesben, Schwule, Krüppel. Wenn solche Kennzeichnungen von der sprachlich ausgegrenzten Gruppe mit Stolz übernommen und forciert statt vermieden wurden, füllten sie sich mit neuem »Wert« und »Sinn«, zunächst für die Gruppe selbst, dann auch für die anderen, die für sich beansprucht hatten, die Norm zu sein.
    Zum Schluß noch ein paar Bemerkungen zu dem Trend, den Sie für das Skandinavische und Englische und auch bei deutschen Frauen beobachtet haben und den ich »Trend zur Geschlechtsabstraktion« nennen möchte. Das übergeordnete Ziel ist ja immer: Gleiche Chancen des Gemeintseins und Identifiziertwerdens für Frauen und Männer. Die Wege, auf denen dies Ziel zu erreichen ist, sind von Sprache zu Sprache verschieden, weil die Sprachsysteme verschieden sind. Gleichheit heißt also: Entweder kein Geschlecht spezifizieren oder beide, je nach Systemhintergrund. Besitzt eine Sprache kein grammatisches Geschlecht, wie das Englische, so ist attributive oder sonstige Spezifikation in der Regel diskriminierend, wenn sie (und das ist die Praxis) einseitig bleibt — female/woman doctor/lawyer ist so diskriminierend wi e postman und chairman, wenn das jeweilige Pendant unüblich ist (male/man doctor, congresswoman).
    Daß die Skandinavierinnen die movierte Form ablehnen, ist die aussichtsreichste Strategie, da ihr Genussystem ja nicht zwischen Femininum und Maskulinum unterscheidet (genus commune für weibliche und männliche Personenbezeichnungen, neben dem genus neutrum) 21 . Morphologische Spezifikation für Frauen allein ist daher »Ausgrenzung aus der

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