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Das Diamantenmädchen (German Edition)

Das Diamantenmädchen (German Edition)

Titel: Das Diamantenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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geht gar nichts in diesen stürmischen Zeiten. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte«, sagte von Schubert und deutete auf den Koffer, »ich will das hier dann wohl doch wieder in Sicherheit bringen. Sie melden sich bei mir, ja?«
    Paul nickte und reichte von Schubert die Hand. Lilli hatte das Vergnügen, noch einmal einen Handkuss hingehaucht zu bekommen, dann verschwand von Schubert schon wieder im Kreuzgang. Lilli und Paul sahen sich an.
    »Das ist ein bisschen wie im Film«, sagte Lilli dann.
    Paul musste lachen.
    »Ich glaube, Sie haben sich Ihren Kaffee verdient, Fräulein Kornfeld. Wollen Sie meine Agentin werden?«
    Lilli hakte sich bei ihm unter.
    »Ich denke«, sagte sie lächelnd, »wir sollten vielleicht ein Glas Sekt daraus machen. Einverstanden?«
    Paul nickte, und sie gingen auf die Türen zu, die im heftigen Wind ganz leise in den Angeln ächzten. Ihre Schritte hallten in dem großen Gang.
    »Ein eigenartiger Mann«, sagte Paul nachdenklich, als er den Flügel öffnete.
    »So wie du«, antwortete Lilli nur halb im Spaß. »Komm. Der Vormittag ist bald vorbei, und später ist Sekt trinken nur noch halb so liederlich.«
    »Ich komme«, sagte Paul.
    Hinter ihnen fiel die riesige Flügeltür fast lautlos zurück ins Schloss.
    Von der Jägerstraße zum Gendarmenmarkt war es kein weiter Weg, aber sie hatten sich doch völlig durchweht gefühlt, als sie bei Fassbender und Rausch angekommen waren. Jetzt saßen sie im ersten Stock bei einer halben Flasche Sekt und Kuchen und sahen auf den herbstlichen Gendarmenmarkt hinab.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass ich das noch erleben würde«, sagte Lilli ein wenig spöttisch, »dass wir miteinander ins Café gehen.«
    »Ja«, gab Paul zu, »ist lange her.«
    Lilli sah ihm zu, wie er mit der Gabel sorgfältig ein Stück Kuchen teilte und dann zum Mund führte. Alles, was Paul tat, hatte so eine Genauigkeit, so etwas Ausschließliches. Als gäbe es in diesem Augenblick nichts anderes als nur das. So war es schon immer gewesen, und sie hatte das an Paul schon immer gemocht. Es war für Berliner Verhältnisse sehr ruhig in der Konditorei. Leises Geschirrklappern, die Unterhaltungen der kleinen Damenkränzchen an den anderen Tischen, das Schwingen der Türen, wenn die Kellner aus der Küche kamen – das alles war gar nicht störend, sondern so, wie es sein sollte. Ein friedliches Geräusch. Für einen Augenblick hätte man glauben können, es hätte nie einen Krieg gegeben. Lilli gab sich einen Ruck und sagte, was sie seit Jahren sagen wollte.
    »Paul«, begann sie zögernd. Es fiel ihr doch schwer.
    »Ja?« Paul sah sie an.
    »Es tut mir leid wegen damals«, sagte Lilli jetzt und gab sich Mühe, nicht hastig zu sprechen, »ich war eine dumme Gans. Ich
war … ich weiß, dass du keine Schuld hast.«
    Paul sah nach unten und schwieg für einen Moment.
    »Nein«, gab er dann schwer zurück, »du hast recht gehabt. Ich hätte … vielleicht hätte man doch etwas tun können. Ich war feige.«
    Lilli fasste impulsiv über den Tisch nach Pauls Hand. Er zog sie nicht zurück, aber sie lag schwer in ihrer Hand, ohne sich zu bewegen.
    »Ich konnte mir das damals nicht vorstellen«, sagte Lilli jetzt doch schnell, »was habe ich denn vom Krieg gewusst? Irgendwie haben wir doch alle noch diese Sachen geglaubt von Kameradschaft und davon, dass man sein Leben gibt und so. Ich hatte doch keine Ahnung, wie das wirklich war. Es hat uns ja keiner erzählt! Vom Gas und von den Angriffen und …«
    »Nicht«, sagte Paul leise, »hör auf. Es hat doch gar keinen Sinn.«
    Er entzog ihr seine Hand und trank einen Schluck Sekt. Dann sah er nach draußen in den Herbststurm. Die kahlen Zweige der Linden auf dem Gendarmenmarkt peitschten unruhig hin und her.
    »Willst du wissen, wie es war?«, fragte er unvermittelt.
    »Ja«, sagte Lilli.
    Paul sah sie nicht an, als er zu erzählen begann.
    »Das Komische war, dass es die meiste Zeit eigentlich langweilig war«, sagte er, als wäre er selber verwundert. »Wir lagen ja so an der Grenze zu Flandern, und da war es meistens ziemlich ruhig. Ich meine, klar, Gefechte gab es immer, aber irgendwie waren Wilhelm und ich ja auch immer durchgekommen. Vielleicht haben wir da noch geglaubt, dass wir beide irgendwie …«
    Paul wirkte verlegen, als er fortfuhr, so als ob es ihm selber peinlich wäre, dass er einmal so naiv gewesen war.
    »Wir haben wohl irgendwie geglaubt, dass wir unter einem besonderen Schutz standen. Und eigentlich war es gar keine

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