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Das Diamantenmädchen (German Edition)

Das Diamantenmädchen (German Edition)

Titel: Das Diamantenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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Geschichte schnell zum Schluss zu bringen.
    »Vielleicht ist er auch im Lazarett gestorben oder noch im Feld verschüttet worden oder was auch immer. Es war so ein Chaos
und … wir haben ihn nicht gefunden«, sagte Paul und sah zu Boden.
    »Ich habe mir immer vorgestellt«, sagte Lilli leise, »dass er noch lebt. Dass er irgendwann heimkommt. Er war immer so tollkühn. Er hat immer solches Glück gehabt.«
    »Ja«, sagte Paul plötzlich so hoffnungslos traurig, dass Lilli erschrocken aufsah, »tollkühn, das war er. Aus allem ist er herausgekommen. Immer hat er Glück gehabt. Nur einmal nicht.«
    Dann schwiegen sie. Das Klingen der Gläser, das Summen der Kaffeemaschine, die höflichen Stimmen der Kellner – all das hörte sich fremd und unpassend an. Es war nicht leicht, Worte zu finden. Sie musste schlucken, bevor sie etwas sagen konnte, aber dann nahm sie sich zusammen und beugte sich zu ihm vor.
    »Paul«, sagte sie, »ich war neunzehn Jahre alt. Ich war ein dummes junges Mädchen, das gerade seinen Vater verloren hatte und dann auch noch seinen Bruder. Ich war so dumm und ungerecht wie ein Kind, wenn man ihm weh tut.«
    »Nein«, sagte Paul böse, »du hattest schon recht. Ich war feige. Ich hätte rausgehen sollen.«
    Lilli reichte impulsiv über den Tisch, legte Paul die Hand unter das Kinn und hob es, sodass er ihr in die Augen sehen musste. Nach einem kleinen Augenblick des Widerstandes sah er sie an. Es fiel ihr sehr schwer, aber sie wusste, dass sie ein wenig lächeln musste, als sie sagte:
    »Paul. Ich glaube nicht, dass irgendjemand Wilhelm hätte retten können. Wozu wäre es gut gewesen, wenn du auch gestorben wärest? Ich habe alles darüber gelesen. In diesem Juni sind sechshunderttausend Mann gefallen. Ich bin froh, dass du lebst. Ich habe damals schon gewusst, dass du nicht schuld bist, aber ich wollte irgendjemandem weh tun, weil man mir den Bruder genommen hat. Und heute sage ich: Wahrscheinlich hat er überhaupt nur so lange überlebt, weil ihr zusammen wart. Du hast keine Schuld. Und …«, sie sträubte sich fast, es zu sagen, weil es so pathetisch klang, aber vielleicht musste es einfach sein:
    »Verzeih mir, ja?«
    Paul sah sie mit einem sehr seltsamen Gesichtsausdruck an, so, als wolle er etwas sagen, das er nicht sagen konnte, aber dann antwortete er einfach: »Ja«, und: »Es ist ja auch schon lang vorbei.«
    Er straffte sich.
    »Das sind sehr schöne Steine«, wechselte er das Thema ganz im Gesprächston, »ich wüsste wirklich gerne, wo er sie her hat. Es gibt ja nicht so viele Möglichkeiten. Deutsch-Südwest vielleicht.«
    Lilli stellte enerviert ihre Tasse zurück, die sie eben hochgenommen hatte.
    »Was?«, fragte Paul erstaunt. »Hab ich was Falsches gesagt?«
    »Nein«, sagte Lilli und ärgerte sich über sich selbst, »ich habe vergessen, von Schubert nach dem Toten zu fragen. Ich bin wirklich eine außergewöhnlich gute Journalistin!«
    »Was für ein Toter?«
    Paul hatte alarmiert aufgesehen. Lilli fragte sich, warum der Tod Paul immer noch so erschreckte. Vielleicht war er durch den Krieg einfach noch viel sensibler geworden. Sie erklärte ihm, dass es einen Mord gegeben hatte, bei dem offensichtlich ein Rohdiamant eine Rolle spielte. Paul hörte nervös zu.
    »Na, und weil ich doch eben an dieser Serie für die Illustrirte bin, hätte ich von Schubert fragen sollen. Vielleicht weiß er etwas darüber. Aber gut, vielleicht kann ich ihn antelephonieren. Wirst du mit den Steinen etwas anfangen können?«
    Paul hatte das Lederbeutelchen herausgeholt und die zwanzig Steine auf das Tischtuch vor ihnen geschüttet. Schon immer hatte es Lilli fasziniert, mit welcher Lässigkeit Paul oder sein Großvater mit diesen ungeheuren Werten umgingen. So, als würde es überhaupt nichts bedeuten, eine halbe Million vor sich liegen zu haben.
    »Ich muss sie mir noch genauer ansehen«, sagte Paul hastig. Seine Hände zitterten nun doch etwas, aber dann riss er sich zusammen.
    »Es sieht so aus, als seien das hier sehr schöne Steine. Aber ich habe ja lange nicht mehr gearbeitet … nach dem Krieg war es irgendwie so … so, als ob man nicht einfach wieder Schönes machen könnte, als sei nichts gewesen.«
    Lilli sah ihm zu, wie er einen Stein nach dem anderen in die Hand nahm, drehte, gegen das Fenster ins trübe Herbstlicht hielt und wieder zurücklegte. Paul hatte gute Hände, fand sie. Dann fiel ihr etwas ein. Sie griff an die feine Silberkette um ihren Hals und zog sie ein Stückchen aus

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