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Das Diamantenmädchen (German Edition)

Das Diamantenmädchen (German Edition)

Titel: Das Diamantenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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einem Blatt in der Hand. Die klösterliche Atmosphäre wurde dadurch nur verstärkt. Der Unterschied zwischen der Reichsbank und einer normalen Geschäftsbank war wie der zwischen einem Dom und einer betriebsamen bayerischen Dorfkirche.
    »Siehst du von Schubert irgendwo?«, fragte Paul. Er hatte unwillkürlich die Stimme etwas gesenkt. Lilli sah sich um, aber sie konnte den Staatssekretär nirgends entdecken.
    »Wird schon noch kommen«, sagte sie achselzuckend, »ist ja ein vielbeschäftigter Mann.«
    »Wie ist er eigentlich auf dich gekommen?«, fragte Paul.
    Sie gingen auf den ovalen Rundsessel zu und setzten sich. Die Herren, die manchmal an ihnen vorbeigingen, beachteten sie kaum.
    »Wie das so geht«, sagte Lilli, »ich war auf einem Empfang, wir sind ins Gespräch geraten, und kürzlich haben wir uns wiedergesehen. Da hat er mich angesprochen.«
    Paul zögerte einen Augenblick. Dann sagte er hastig:
    »Hast du danach … würdest du danach noch mit mir einen Kaffee trinken?«
    Lilli drehte sich zu ihm und sah für einen Augenblick das Jungensgesicht von damals, von vor dem Krieg, das sie so gemocht hatte.
    »Paul«, sagte sie weich, »sehr, sehr gerne.«
    »Fräulein Kornfeld!«, klang es durch den Gang. Von Schubert hatte sie entdeckt und kam auf sie zu.
    »Ich bitte vielmals um Verzeihung, dass ich Sie habe warten lassen«, sagte er sehr höflich und beugte sich über Lillis Hand. Dann streckte er Paul die Hand hin.
    »Herr van der Laan«, lächelte er herzlich, »freut mich, dass Sie gekommen sind.«
    Von Schubert hatte einen Aktenkoffer bei sich, den er nachlässig neben sich hinstellte, als er Lilli und Paul bat, sich wieder zu setzen und sich selbst zwischen ihnen niederließ. Paul hatte die Arme über der Brust verschränkt; von Schuberts selbstverständliche Vertraulichkeit war ihm sichtlich etwas unangenehm.
    »Ganz kurz, bevor wir uns die Dinger einmal ansehen«, sagte von Schubert zu Paul, »ich nehme an, Ihre Freundin hat Sie schon eingeweiht, aber vielleicht wollen Sie doch erst einmal ein paar Fragen stellen.«
    Er lächelte Paul gewinnend an. Lilli wusste, dass es ein professionelles, diplomatisches Lächeln war, aber es fiel einem trotzdem schwer, es nicht sympathisch zu finden.
    »Na ja«, antwortete Paul zögernd, »ich habe schon so lange nicht mehr für Kunden gearbeitet. Wieso brauchen Sie ausgerechnet mich?«
    Von Schubert lehnte sich in das weiche Leder des ovalen Sessels.
    »Mein lieber Herr van der Laan«, sagte er dann, ohne die Stimme zu senken, aber doch in einem sehr vertraulichen Ton, »ich will ganz ehrlich zu Ihnen sein. Die Reichsregierung weiß offiziell gar nichts von diesen Diamanten. Wir gehen da ein wenig krumme Wege. Die Hohen Kommissare haben ja jederzeit Einblick in den Reichshaushalt. Diese Diamanten scheinen aber gar nicht auf. Wir versuchen einfach an allen Fronten, das Reich finanziell ein bisschen zu stabilisieren. Diese Diamanten sind nur ein kleiner Teil davon. Aber damit wir sie zu Geld machen können, brauchen wir sie geschliffen. Ihnen muss ich ja nicht sagen, um wie viel sich der Wert erhöht, nicht wahr?«
    Er legte in einer gewinnenden Geste die Hand ganz kurz auf Pauls Arm.
    »Na, aber warum nicht bei einem normalen Betrieb?«, fragte Paul. »National gesinnte, verschwiegene Diamantenschleifer werden Sie doch in Berlin zuhauf finden!«
    Da war er, der alte Spott, den Lilli so gemocht hatte. Von Schubert lächelte auch. Dann nahm er den Koffer vom Boden, stand auf und ging zu einem der Stehpulte.
    »Wenn Sie sich bemühen würden«, sagte er mit einer einladenden Handbewegung und öffnete mit einem kleinen Schlüssel den Koffer.
    Paul und Lilli waren aufgestanden und ihm gefolgt. Von Schubert war ein wenig zurückgetreten. Der geöffnete Koffer stand zwischen den Milchglasscheiben, die nur ein diffuses, gestreutes Licht auf den Inhalt warfen. Lilli hörte, wie Paul unwillkürlich und scharf Luft holte.
    »Oh«, sagte er nur.
    In dem Koffer lagen auf einer Decke aus schwarzem Samt sicher mehr als hundert Steine unterschiedlicher Größe, fast alle ebenso milchweiß wie das Glas. Einzelne darunter schimmerten schwach rötlich oder grünlich, manche funkelten an den Brüchen. Paul sah sie lange an, bevor er einen Stein heraussuchte und in das Licht hielt, das vom Eingang her in den Kreuzgang fiel. Er nahm aus der Westentasche eine Lupe, klemmte sie sich ins Auge und betrachtete den Stein genauer.
    »Dieser Stein«, sagte er dann langsam, »hat zwischen

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