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Das Diamantenmädchen (German Edition)

Das Diamantenmädchen (German Edition)

Titel: Das Diamantenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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stehen, und Schambacher fiel wieder ein, dass sie ja in Amerika alle nichts trinken durften. Zunächst hatte niemand auf ihn geachtet; vielleicht, weil man dachte, er gehöre zum Haus, aber jetzt wandten sich ihm die Gesichter fragend zu. Schambacher genierte sich plötzlich für sein mangelhaftes Englisch, also fragte er zunächst auf Deutsch, wer der Kapellmeister sei. Verständnislosigkeit in der gesamten Runde.
    »What is it?«, fragte freundlich der schmale Schwarze, der vorhin am Bass gewesen war.
    »Who is …«, Schambacher hatte keine Ahnung, was Kapellmeister auf Englisch hieß, »who is … the master … leader of the band?«
    »Bandleader!« Es schwirrte durch den Raum. »Bandleader!« Alle lachten und zeigten sehr weiße Zähne. Auch der Bassist lachte und wies auf einen Mann, der schon fertig gegessen hatte und eben eine Zigarre rauchte.
    »Jacob Lafferty«, sagte er und wiederholte den Namen für Schambacher, der nicht gleich verstanden hatte, noch einmal sehr langsam. Die Runde lachte wieder. Schambacher wurde es heiß. Er ging um den Tisch herum zu dem Mann, der nicht aufstand, sondern einfach gelassen zu ihm hochsah. Manche Amerikaner hatten einfach keine Manieren, dachte er, aber trotzdem stellte er sich vor. Dass er von der Polizei war, sagte er zunächst nicht. Es dauerte ein wenig, bis er Herrn Lafferty erklären konnte, dass er seinen Trommler suchte. Zum Glück sprach Lafferty ein wenig Deutsch, was die Unterhaltung deutlich erleichterte. Sobald er verstanden hatte, dass es um den »drummer« ging – das Wort war Schambacher endlich eingefallen – wurde er ziemlich laut. Schambacher verstand nicht alles, aber es brauchte kein Englisch, um die wüsten Beschimpfungen zu verstehen, mit denen der Mann seinen Trommler bedachte.
    »Bastard«, verstand er, und auch, dass er nicht »turned up again«, und dass Lafferty »certainly not« sein »best friend« sei. Im Lauf des Gesprächs stellte sich außerdem heraus, dass Laffertys eigentlicher »drummer« schon seit drei Wochen – seit die Band aus Paris in Berlin angekommen war – mit einer Lungenentzündung in der Charité lag und Lafferty einfach kein Glück mit seinen Trommlern hatte, denn auch der letzte, den ihm der Chef der Papageienbar vermittelt hatte, sei eben einfach nicht mehr aufgetaucht.
    »What’s his name?«, fragte Schambacher schließlich, verstand Lafferty aber wieder nicht und holte schließlich Bleistift und Notizbuch heraus, in das Lafferty in dieser komischen amerikanischen Schreibschrift den Namen hineinmalte:
    »Wilhelm M’banga.«
    »Wilhelm?«, fragte Schambacher sehr erstaunt. »This is a German name!«
    Lafferty zuckte nur die Achseln und stand auf. Die anderen Musiker drückten ihre Zigarren und Zigaretten aus, griffen nach ihren Instrumenten und erhoben sich ebenfalls. An den Garderobentischen bewegten sich die Bilder, Eintrittskarten und Briefe, die an die Spiegel geklemmt waren, im Zugwind, als die Tür geöffnet wurde und die Musiker zurück auf die Bühne eilten.
    »Thank you«, sagte Schambacher und Lafferty streckte freundlich lächelnd die Hand aus, die Schambacher nach einem kleinen Zögern nahm.
    »Welcome!«, sagte Lafferty, nahm sich seine Trompete und wollte eben im Gang verschwinden, als Schambacher noch etwas einfiel.
    »Herr Lafferty!«, rief er ihm nach. »You know this?«
    Er hielt ihm den Smaragd hin, als Lafferty sich umdrehte. Der Trompeter nahm ihn kurz in die Hand, betrachtete ihn, gab ihn zurück und zuckte wieder die Achseln.
    »No. Sorry!«, fügte er noch hinzu, als er sah, dass Schambacher enttäuscht war. Dann ließ er ihn stehen und beeilte sich, seinen Leuten hinterherzukommen.
    Schambacher hörte gedämpft den Applaus, der die Band begrüßte. Dann setzte die Trompete ein, und ein langsamer, melancholischer, sehnsüchtiger Swing begann. Schambacher stand alleine im Gang und überlegte kurz, ob er den Geschäftsführer suchen sollte, aber dann ging er, einem plötzlichen Impuls folgend, noch einmal in die Garderobe zurück. Sie war jetzt leer. Vor den Spiegeltischchen standen unordentlich ein Dutzend Hocker, auf denen achtlos hingeworfene Hemden und Hüte lagen. An der Stange in der Ecke hingen die Straßenanzüge der Musiker, darunter standen in einer langen Reihe schwarzweiße Budapester Schuhe, schwarzgelackte, braune, klobige Arbeiterschuhe und sogar spitze Cowboystiefel. In den Aschenbechern qualmten noch ein paar bläuliche Rauchfäden in dünnen Spiralen aus zerdrückten

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