Das Ding vom Mars
Helm.
Die Luft war frisch und belebend. Sie war etwas dünner als auf der Erde und mit einer Art leichtem Parfüm durchsetzt, aber angenehm zu atmen.
Die Kabine erwärmte sich. Ich konnte den unbequemen Raumanzug ablegen. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir die Enge meines bisherigen Aufenthaltes nicht zu Bewußtsein gekommen. Jetzt erst spürte ich, wie verkrampft meine Muskeln waren. Ich hatte in den unnatürlichsten Stellungen gelegen und geschlafen; meine Sehnen waren verzogen, meine Glieder wund und voller Prellungen.
Die Kabine des fremden Schiffes konnte man komfortabel nennen. Ich fand eine breite, weiche Liegematte, streckte mich auf ihr aus und fiel trotz des schmerzenden Körpers augenblicklich in Schlaf.
Wie lange ich so lag, weiß ich nicht mehr. Es mußten aber viele Stunden vergangen sein, denn als ich erwachte, fühlte ich mich wohler als jemals zuvor, seit ich die Erde verlassen hatte.
Ich setzte mich auf und betrachtete meine neue Umgebung.
Das Schiff war nur für einen Passagier berechnet. Die Kabine war halbrund und teilweise aus durchsichtigem Material.
Die Einrichtung bestand aus der Liege, einigen Behältern mit Nahrungsmitteln, einem Wassertank und zwei Kochplatten. Außerdem entdeckte ich ein Magnetophongerät und eine Serie selbstleuchtender Karten.
Eine nähere Untersuchung förderte drei verschiedene Arten von Eßwaren zu Tage. Sie waren alle synthetisch, aber genießbar.
Das Magnetophon gab kurze, abgehackte Sätze von sich. Die Sprache war mir unbekannt, aber die Klangfärbung verriet, daß es sich um eine Aufzählung von Befehlen handelte. Dieser Ton ist unverkennbar.
Die Karten sagten mir nichts. Ihre Verfasser gebrauchten eine eigene Art von Symbolen, die ich nicht verstand.
In der Spitze der Kabine stand ein Steuerpult. Es war ungewöhnlich einfach und enthielt nicht mehr als einen großen Knopf.
Ich betrachtete den Weltraum. Links leuchtete Mars, rechts Jupiter.
Bewegte sich das Schiff, oder bewegte es sich nicht?
Die Frage war nicht zu beantworten. Wir konnten mit tausend Meilen in der Sekunde durch den Raum eilen, und doch hätte ich an den weit entfernten Sternen keine Veränderung wahrnehmen können.
Vor dem Steuerpult stand ein drehbarer Stuhl, der mich an einen Schreibtischsessel erinnerte. Ich ließ mich in seine Polsterung fallen und überlegte, was zu tun sei.
Ich entschloß mich, nicht länger tatenlos zu blieben. Das Marsschiff – ich nannte es mangels besserer Kenntnisse immer noch so, obwohl ich wußte, daß es nicht von dem roten Nachbarn unserer Erde stammte – war automatisch meiner Vibration gefolgt.
Nun, da ich zugestiegen war, mußte ein neuer Impuls das Schiff treiben.
Aber wie? Es gab keine Steuer- oder Lenkungseinrichtungen – nur der Knopf ragte aus dem Pult.
Ich zog an ihm; unbeweglich verharrte er in seiner Lage. Ich versuchte ihn zu drehen, aber er saß fest. Dann drückte ich ihn nach unten – und er gab nach.
Das Schiff schoß förmlich unter meinen Füßen hinweg. Ich wurde über die Lehne meines Sitzes geschleudert und landete auf der Liege.
Nachdem die Beschleunigungsphase vorbei war, konnte ich mich erheben.
Eine sinnreiche Erfindung verhütete die unangenehmen Folgen der Schwerelosigkeit und gab die Illusion eines festen Bodens unter den Füßen. Ich habe nie erfahren, wie die fremden Konstrukteure diesen Effekt erzeugten.
Ich fühlte mich schon fast ein wenig heimisch. Aber wo lag mein Bestimmungsort?
Mars wechselte seine Position. Daran erkannte ich, daß das Schiff einem neuen Kurs folgte.
Ich versuchte, den Knopf zu bewegen. Vielleicht konnte ich Einfluß auf die Steuerung nehmen. Aber der Knopf saß wie festgenietet. Einmal heruntergedrückt, ließ er sich nicht mehr aus seiner Lage bringen.
Eintönig vergingen die Tage. Ich lauschte dem Magnetophon und wunderte mich, daß eine intelligente Rasse wie diese, die ein Raumschiff entworfen und gebaut hatte, für seine Passagiere keine Musik zur Unterhaltung bereitstellte.
Nach etwa drei Wochen erkannte ich, daß das Schiff den Mars ansteuerte. Seine Oberfläche rundete sich, und bald nahm er einen großen Teil meiner Sicht ein.
Der rote Planet, vierter des Sonnensystems und unmittelbarer Nachbar der Erde, rückte in immer größere Nähe.
Der Anblick des Mars war reizvoll. Tagelang wurde ich es nicht müde, ihn zu beobachten. Er leuchtete in einer Mischung von mattem Orangerot und gelblichem Braun. Blaugrüne Flecken traten vereinzelt hervor. Eine glänzende weiße
Weitere Kostenlose Bücher