Das Disney World Komplott
mich?«
Gerade hielt Johnny Ausschau nach McCracken, als eine furchtbare Explosion durch die Nacht donnerte.
Achtzig Meter vom Schulgebäude entfernt fühlte Blaine die ohrenbetäubende Wucht der Detonation die Luft erschüttern. Die letzte Rohrbombe hatte das ausgeströmte Gas zur Explosion gebracht. Die Druckwelle schleuderte ihn vornüber. Zum Glück milderte der Rasen seinen Sturz, und er ließ den nachfolgenden Hitzeschwall über sich hinwegfegen.
Zehn Meter weiter fühlte sich Susan Lyle, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Ein flammend-orangegelber Feuerball, der schwarzen Rauch nach allen Himmelsrichtungen spuckte, verschlang den gesamten Hauptflügel der Schule. Trümmer segelten durch die Luft, Steinbrocken und Scherben hagelten auf die Umgebung herab und hinterließen im sommerlich üppigen Gras schwarze Krater. An verschiedenen Stellen brachen Brände aus und glommen in dunklem Rot, das einen unheimlichen Kontrast zu dem gelben Flammenmeer bildete, das die Überreste des Bauwerks verzehrte.
Susan tastete sich nach Wunden oder Verletzungen ab. Ihre Haut war heiß und versengt, doch anscheinend war ihr, abgesehen von dem Klingeln in ihren Ohren und den grellen Nachbildern auf ihren Augen, Schlimmeres erspart geblieben. Im Feuerschein sah sie Josh reglos auf dem Bauch liegen.
Susan kroch auf ihn zu. Da taumelte aus den Schatten außerhalb des Flammenwaberns eine Gestalt heran, die eher einem Geist als einem Menschen ähnelte. Die Gestalt verharrte, und ein zweiter Schatten kam an ihre Seite. Die beiden Silhouetten liefen auf sie zu, und Susan konnte McCracken und Wareagle erkennen. In der Ferne hörte sie lautes Sirenengeheul, das sich der Schule näherte.
»Du nimmst sie, Indianer«, hörte Susan McCracken sagen. »Ich trage den Jungen.«
Susan spürte, wie Johnny Wareagle sie mühelos auf die Beine stellte und stützte. Sekunden später stand Blaine neben ihr und hatte Joshua Wolfe auf den Armen, sein Blick auf den nahen Wald gerichtet.
»Kommen Sie, Doktor. Wir verschwinden hier.«
IV
DAS TAL DER TOTEN Gruppe Sechs; Freitag 1 Uhr nachts
Kapitel 31
»Sagen Sie mir, daß das kein totales Fiasko gewesen ist, Doktor«, rief Fuchs und störte Haslanger bei seiner Arbeit am Computer. »Bestätigen Sie sofort, daß die Informationen auf dem Chip, den wir in der Bonbondose im Zimmer des Jungen gefunden haben, genau die waren, nach denen wir suchten.«
»Unsere Computer analysieren die Formel gerade«, antwortete Haslanger und drehte sich mit seinem Stuhl zu dem Colonel um.
»Aber das ist doch die Original-Formel von CLAIR. Soviel haben Sie bereits feststellen können.«
»Ja. Alles deutet darauf hin.«
Fuchs entspannte sich sichtlich. Sein Blick wanderte zu dem Bildschirm, vor dem Haslanger saß. »Ich nehme an, daß Sie das gerade überprüfen.«
»Nein, tue ich nicht«, erklärte Haslanger und drehte den Monitor so, daß Fuchs draufschauen konnte. »Was wir hier vor uns haben, ist das, woran Joshua Wolfe heute nachmittag im Labor gearbeitet hat. Er hat geglaubt, er hätte die Daten gelöscht, aber unsere Computer sind etwas zu schlau für ihn.«
»Doktor, ich glaube, es wäre ratsamer für Sie, sich mit der CLAIR-Formel zu befassen.«
»Das hier gehört dazu. Wolfe wollte das beheben, was mit CLAIR in Cambridge schiefgelaufen ist.«
»Wir haben das Fläschchen mit dem Zeugs gefunden, das er hergestellt hat, als wir ihn in der Garage erwischt haben«, meinte Fuchs. »Und während des Verhörs stand es vor ihm auf dem Tisch.«
»Aber nach seiner Flucht haben wir den ganzen Raum durchsucht und kein Fläschchen gefunden. Das kann nur bedeuten, daß es mit ihm von hier verschwunden ist.«
»Ich verstehe nicht …«
»Dann will ich Ihnen mal erzählen, was es hier zu verstehen gibt«, unterbrach Haslanger ihn und zeigte auf den Bildschirm. »Die Gleichungen und Theoreme hier haben absolut nichts mit der CLAIR-Formel zu tun, und erst recht nicht damit, sie zu überarbeiten, um weitere Tragödien auszuschließen …« Der Doktor legte eine kurze Pause ein, in der der Computer weiter leise vor sich hin surrte. »Oder, anders ausgedrückt, Joshua Wolfe hat gelogen. Ich weiß nicht, Colonel, was sich in dem Fläschchen befand, das er von hier mitgenommen hat, aber es war ganz bestimmt nicht das, was er uns weismachen wollte.«
Nach einem zwanzigminütigen Marsch durch den Wald fanden sich McCracken und die anderen inmitten des Straßengewirrs einer Wohngegend von
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