Das Disney World Komplott
den Wagen wechselten und hin und wieder bei Sal Belamo anriefen, um ihm von ihrem Vorankommen zu berichten. Sie ernährten sich unterwegs in Raststätten, hielten sich dort nie lange auf. Dreißig Minuten Stop waren die längste Pause, die sie sich gönnten.
Joshua Wolfe kam nicht wieder zu sich und zeigte auch keine Anzeichen einer deutlichen Besserung. Susan Lyle befürchtete bald, er habe sich einen Gehirnschaden zugezogen. Trotz ihrer Sorge nickte sie immer wieder ein. Ihre Erschöpfung war einfach zu groß, als daß sie ununterbrochen an seiner Seite hätte wachen können.
»Was geht dir gerade durch den Kopf, Indianer?« fragte Blaine Wareagle, als er festgestellt hatte, daß Susan eingeschlafen war. Die beiden Männer hatten sich am Steuer abgewechselt, und Johnnys Schicht näherte sich ihrem Ende.
»Die Gegebenheiten im allgemeinen, und im besonderen, ob der Kurs, den wir eingeschlagen haben, auch wirklich der richtige ist.«
»Habe ich irgend etwas nicht ganz mitbekommen?«
»Könnte schon sein, Blainey. Diese Flucht hier mag uns zwar vertraut vorkommen, unterscheidet sich aber doch erheblich von früheren.«
»Kannst du dich etwas genauer ausdrücken?«
»Eine Frage: Worum hat sich der Großteil unserer Arbeit im letzten Jahrzehnt gedreht?«
»Irgendwelche Wahnsinnigen aufzuhalten, die glaubten, sie allein wüßten, was für die Welt oder für dieses Land das Beste sei.«
»Und welche Mittel hatten sie?«
»Nun, meistens irgendwelche neuartigen Technologien. Waffen hauptsächlich, oder eine Entdeckung, aus der sich eine furchtbare Waffe herstellen ließ.«
»Und solche Leute vernichten wir.«
»Das müssen wir sogar.«
»Und wie sieht es in diesem Fall aus?«
»Hm, da gibt es weder einen Größenwahnsinnigen noch eine todbringende Waffe.«
Johnny wandte den Blick von der Straße ab und sah McCracken an. »Ersteres ist richtig, zweiteres falsch.«
»Spielst du etwa darauf an, daß Josh CLAIR entdeckt hat?«
»Nein, ich meine den Jungen selbst. Aufgrund dessen, wozu er in der Lage ist, müssen wir ihn selbst als die tödliche Waffe ansehen, Blainey.«
McCracken wußte jetzt, worauf Johnny hinauswollte. »Aber er ist doch unschuldig. Und zu unseren Aufgaben gehört es auch, das Leben von Unschuldigen zu schützen.«
»Ist er wirklich so unschuldig?«
»Meinst du damit seine geistigen Fähigkeiten, Indianer?«
»Wir haben nicht einmal eine Vorstellung von seinen Möglichkeiten.«
»Aber das ist doch nicht seine Schuld. Und er hat nicht um das gebeten, was man mit ihm angestellt hat. Genauso wenig wie viele von den anderen, die wir unter Einsatz unseres Lebens gerettet haben. Nicht mehr als …« Blaine schwieg und war noch nicht in der Lage, seine Gedanken zu artikulieren. Er war froh, daß Johnny ihm das Weiterreden ersparte.
»Wenn der Junge schon durch Zufall eine Formel entwickelt hat, hinter der die Gruppe Sechs wie der Teufel her ist, wozu mag er dann erst in der Lage sein, wenn er sich bewußt an eine Aufgabe macht?«
»Du meinst, wenn er in die falschen Hände gerät. Nun, unsere Arbeit besteht eben darin, das zu verhindern.«
»Und wenn wir scheitern, Blainey? Wie weit wird er gehen, wenn man ihn erneut verletzt? Was wird er dann aus dem Wissen machen, das er bereits besitzt? Mittlerweile ist auch seine Seele verwundet.
Harry Lime ist tot, und er ist auch nur knapp mit dem Leben davongekommen. Der Junge wird so, wie wir einmal waren, nur bringt er ein ganz anderes Reaktionspotential mit. Vom Verstand her mag er durchaus schon erwachsen sein, aber seine Emotionen hat er noch lange nicht unter Kontrolle, da ist er noch ziemlich unreif. Und wir dürfen auch nicht vergessen, auf welche Weise er die Bühne betreten hat.«
»Was meinst du damit?«
Wareagle atmete tief ein. »Wir sind in unsere Arbeit hineingewachsen. Der Junge ist dazu geboren worden.«
McCracken gefiel es nicht, diese Vorstellung weiterzuspinnen. Er suchte nach einem Argument, um Johnnys Ansicht zu widerlegen, aber wie üblich waren die Gedanken des Indianers von einer nicht zu erschütternden Logik.
»Er hat in der Passage so viele Menschen umgebracht«, fuhr Wareagle fort, »und das nur, weil er etwas Gutes tun wollte. Wer weiß, was er das nächste Mal beweisen möchte? Es gibt so viele Ziele, Gelegenheiten und Begründungen.«
»Hört sich nach einer harten Nuß an.«
»Die allerhärteste, Blainey.«
Alan Killebrew war in seinem ganzen Leben noch nicht so nervös gewesen. Alle seine Versuche, Susan Lyle
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