Das Disney World Komplott
er.
»Und was passiert dann?«
»Warten Sie's ab.«
Susan beugte sich über die Pfanne, um sich den Inhalt aus der Nähe zu betrachten. Das Borkenpulver hatte sich in eine Paste verwandelt, die an feuchten Lehm erinnerte.
Darkfeather gab währenddessen noch etwas von der zerstoßenen Rinde auf einen Teller, fügte ebenfalls Wasser hinzu und verrührte die schlammige Masse mit einem Holzlöffel, bis dessen Ende davon dick überzogen war.
»Wissen Sie, warum ich das tue?«
»Sie wollen den Pfanneninhalt verrühren, aber gleichzeitig verhindern, daß Fasern des Holzes den chemischen Prozeß beeinträchtigen.«
»Sehr gut«, lobte der Indianer. »Es besteht noch Hoffnung für Sie.«
Der Medizinmann schob den Löffel in die Pfanne, deren Inhalt langsam köchelte, und fing an zu rühren. Er ging dabei sehr behutsam vor und achtete darauf, daß die unbedeckte Fläche des Löffels nicht in das Rot geriet. Die Masse sah jetzt aus wie ein wäßriger Brei. An manchen Stellen blubberte sie, an anderen gerann sie. Der Indianer versuchte, sie gleichmäßig konsistent zu halten.
Während Susan interessiert zusah, fiel ihr zum ersten Mal das Aroma auf, das der Pfanne entstieg. Susan mußte an Laub denken, das an einem Herbsttag verbrannt wurde, bis wenig später ein übelkeitserregender, süßlicher Geruch das Zelt erfüllte.
»Das Aroma ist Bestandteil der Therapie, Frau Doktor«, erklärte Darkfeather. »Fragen Sie mich nicht nach dem Warum, aber das Einatmen der Dämpfe trägt ebenso zur Heilung bei wie die äußerliche Anwendung.«
Als der Brei flächendeckend blubberte, hob er die Pfanne aus der Aufhängung und stellte sie neben Joshuas Oberkörper auf den Boden.
»Also gut«, sagte der Medizinmann, »auf geht's …«
Er zog eine Art Pinsel aus dem Sack und tauchte ihn in die Rindenpaste. Dann zog er ihn wieder heraus, hielt ihn über die Brust des Jungen und bestrich zuerst die Male, die die Schockstöße hinterlassen hatten. Joshua zuckte zusammen, als die Masse mit seiner Haut in Berührung kam, aber Susan konnte nicht sagen, ob das an der Hitze des Breis oder an seinen Wirkstoffen lag.
Darkfeather fuhr damit fort, den Jungen zu bestreichen, und wirkte dabei ein wenig wie ein Künstler, der auf einer menschlichen Leinwand malt. Schließlich waren der Bauch und die Brust Joshuas bis zum Hals bedeckt.
Nun machte er sich über das Gesicht seines Patienten her, bestrich es zur Gänze, verrieb die Masse an den Schläfen und tief in dem Haaransatz.
»Ich glaube, ich sollte besser nicht fragen, wie das Zeug wirkt«, sagte Susan.
»Sie dürfen ruhig fragen, aber ich kann Ihnen darauf keine Antwort geben, weil ich es nicht weiß. Und wie auch bei der Schulmedizin wirkt es nicht in jedem Fall.« Er lehnte sich zurück und betrachtete sein Werk. »Bei Einbruch der Morgendämmerung wissen wir mehr, so oder so.«
Thurman traf den fetten Mann kurz nach Mitternacht. Wie üblich stopfte der Dicke wieder irgend etwas in sich hinein, und Thurman war froh, daß er sich nicht wieder über seine Genüsse ausließ.
»Wir haben McCracken gefunden«, meldete Thurman.
»Großartig. Und wie?«
»Er hat mit jemandem telefoniert, der sich nun auf dem Weg zu ihm befindet.«
»Man sollte doch annehmen, daß jemand, der für McCracken arbeitet, etwas strengere Sicherheitsmaßnahmen ergreift.«
»Seine Kontaktperson verfügt über das beste Sicherheitssystem weit und breit. Schließlich stammt es von uns. Zahlt sich eben aus, die entsprechenden Chiffres zu sammeln.«
»Und was ist mit dem Jungen?«
»Der steckt bei McCracken. Wir wissen allerdings nicht, ob er noch lebt.«
»Das spielt jetzt keine Rolle. Diese Geschichte muß zu Ende gebracht werden. Nehmen Sie das persönlich in die Hand?«
»Selbstverständlich.«
»Ich habe bereits das nötige Personal angefordert, um alle verbliebenen Spuren am Mount Jackson zu vernichten. Nichts darf dort mehr auf uns hinweisen. Kein Anzeichen dafür, daß sich dort jemals etwas abgespielt hat. Sie wissen schon, was. Haben wir uns verstanden?«
»Klar.«
Der Dicke atmete erleichtert aus. »Wissen Sie was, Thurman, ich gewinne langsam den Eindruck, daß aus der ganzen Angelegenheit doch noch so etwas wie ein Erfolg für uns werden könnte.«
»Wir müssen reden, Blainey.«
Wareagle hatte McCracken unweit des Zelts entdeckt, wo er hinaus auf die Felder des Reservats blickte.
»Wie läuft's da drinnen, Indianer?«
»Will Darkfeather behandelt den Jungen nach den alten Methoden.«
»Er
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