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Das Disney World Komplott

Titel: Das Disney World Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Gehirnschädigung zugezogen. Und auch wenn er keinen Anfall erlitten …«
    Der Medizinmann zog eines von Joshuas Lidern hoch und leuchtete ihm mit einer dünnen Taschenlampe ins Auge. »Nein, keine Gehirnschädigung«, konstatierte er.
    »Wie können Sie sich da so sicher sein?«
    »Ich bin Medizinmann, falls Sie das schon vergessen haben sollten. Ich weiß ein paar Dinge, die man Ihnen in der Medizinischen Fakultät nicht beibringen kann.«
    »Dieser Junge braucht mehr als einen Medizinmann!« platzte es aus Susan heraus, die nicht länger an sich halten konnte. Sie trat rasch auf die Decke zu und machte Anstalten einzugreifen.
    »Häuptling Silver Cloud war ebenfalls der Ansicht, daß unser Stamm mehr als einen Medizinmann braucht«, bemerkte Darkfeather, während er das linke Lid hinabsinken ließ und das rechte hochzog. Danach setzte er das Stethoskop auf Joshuas Herz. »Deswegen hat er mich zur John Hopkins Medical School geschickt. Der Staat hat mir ein Stipendium gewährt, und ich habe als Drittbester meines Seminars abgeschlossen.«
    Susan blieb zwar stehen, gab sich aber noch nicht geschlagen.
    »Und wissen Sie, was ich an der John Hopkins gelernt habe, Frau Doktor? Daß die alten Bräuche meines Volks manchmal wirksamer sind, als es die moderne Medizin je sein kann. Ich erkannte, daß das, mit dem ich geboren bin, und das, was mir mitgegeben wurde, eine Mischung ergeben hat, die alles übersteigt, was man mir je in irgendeinem Unterricht beibringen könnte.«
    Er öffnete Joshuas Hemd und entdeckte die schwarzblauen Flecken, wo der Elektroschock die Brust des Jungen getroffen hatte.
    »Wissen Sie zufällig, wieviel Volt man ihm verabreicht hat?«
    »Nein. Aber genug, um ihn zu töten. Zumindest ist das an seinen Reaktionen auf diese …«
    »Dann übernehme ich die Behandlung jetzt, wenn es Ihnen nichts ausmacht.« Darkfeather betastete die Druckstellen auf der Haut. »Und damit wären wir beim Knackpunkt, Frau Doktor. Wir stehen vor der Frage: moderne Medizin oder die alten Bräuche. Nun, ich weiß genau, was die Lehrbücher sagen, wie man ein schweres Trauma behandeln muß, das von Elektroschocks ausgelöst wurde. Und ich verfüge hier über alles, was für eine solche Behandlung erforderlich ist. Ich befürchte allerdings, Junges wird ins Koma fallen, während wir noch darauf warten, daß die Behandlung wirkt.«
    »Haben Sie denn eine Alternative anzubieten?«
    »Ich biete nichts an, Frau Doktor, ich heile. Zum Glück für Junges wirken unsere alten Methoden in diesem Fall nämlich auch.«
    Johnny, der am Zeltausgang stand, mußte lächeln. Er ging nach draußen, als Darkfeather einen Sack aus gewobener Wolle aus einer Ecke holte, der oben mit einer Schnur zusammengebunden war. Er löste den Knoten und kippte den Sack auf dem Boden aus.
    Susan kannte nichts von dem, was da zum Vorschein kam. Alles war in luftdicht verschlossene Plastikbeutel verpackt, wohl eine Konzession des studierten Medizinmannes an den Fortschritt. Einige Beutel enthielten Pulver, von denen eines die Farbe und Konsistenz von Asche hatte. Ein anderes war ebenso fein, aber hellbraun. In einem weiteren Beutel befand sich etwas, das wie Holzkohle aussah. Aber Darkfeather nahm eine Tüte zur Hand, die mit einer rötlichen Substanz gefüllt war. Sie sah aus, als habe der Medizinmann sie vom Boden abgekratzt.
    »Bei diesem Pulver handelt es sich um die Rinde von einem seltenen Baum aus der Echinacea-Familie«, erklärte er Susan. »Er wächst nur an der nordwestlichen Pazifikküste. Ich habe sie mir selbst besorgt.«
    »Und wozu dient diese Borke?«
    »Sie läßt Menschen sich besser fühlen.«
    »Menschen, die Elektroschocks verabreicht bekommen haben?«
    »Menschen, die sich von ihrem Wesen gelöst haben – mitunter infolge eines Elektroschocks. Wir setzen es auch bei Fällen von Epilepsie oder Schlaganfällen ein. Die äußeren Symptome mögen sich stark voneinander unterscheiden, aber was im Innern vor sich geht, ist stets das gleiche. Diese Rinde hier wirkt von innen.«
    Susan sah ihn zweifelnd an. »Wollen Sie es im oral verabreichen?«
    »Nicht ganz. Sehen Sie zu.«
    Darkfeather schüttete eine tüchtige Portion der zerstoßenen Borke in eine kleine schwarze Pfanne und goß ein wenig Wasser dazu. Er verrührte das Ganze, bis das rötliche Pulver sich auflöste, und gab dann noch etwas Wasser hinzu. Schließlich stellte er die Pfanne in die Aufhängung über dem Feuer in seinem Tipi.
    »Dauert ein paar Minuten«, erklärte

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