Das Disney World Komplott
Besessenheit deine einzige Gesellschaft ist? Sie wird dir nämlich überallhin folgen und alle deine Entscheidungen beeinflussen. Glaub mir, ich weiß das.«
»Woher?«
»Ich habe es selbst erlebt. Erlebe es noch.«
»Sie waren niemals so wie ich. Nicht im entferntesten. Wenn man ein Zuhause hat, in das man zurückkehren kann, bleibt einem eine Wahl. Aber ich habe nichts mehr. Vor Cambridge hatte ich noch eine Wahl, aber danach – alles weg. Ich kann mich nicht stellen, weil das sofort die Typen von Gruppe Sechs auf meine Fährte bringt. Was soll ich also tun? Zu Fuchs zurückgehen und mich bei der Gruppe Sechs verstecken, ihm und Haslanger dabei helfen, noch mehr Menschen zu töten?
Ich glaube, Sie verstehen mich jetzt langsam. Und Sie hatten recht: Es existiert ein zweites Fläschchen mit CLAIR. Ich habe es in Disney World versteckt, wo niemand außer mir es jemals finden kann.«
Josh griff plötzlich in seine Hosentasche und stellte erleichtert fest, daß die Phiole mit der klaren Flüssigkeit, die er bei der Gruppe Sechs hergestellt hatte, noch dort war. »Alles führt immer wieder zurück zu dem ersten Gedicht, das ich geschrieben habe und das Ihnen so gut gefällt.«
»Die Feuer der Mitternacht?«
»Ich erkenne jetzt endlich, was es mit diesen Feuern auf sich hat und wozu sie gedacht sind. Und soll ich Ihnen noch etwas verraten?«
»Ja.«
»Die Mitternacht kommt, wann immer ich das will.«
McCracken drehte sich um, als er jemanden aus dem Tipi kommen hörte. Er erwartete, Susan Lyle zu sehen, doch statt dessen schwankte Joshua wie ein Betrunkener nach draußen.
»Ich glaube, ich muß mich bei Ihnen bedanken«, sagte der Junge und blieb anderthalb Meter vor ihm stehen.
»Nur keine Umstände.«
»Ich weiß, wer Sie sind. Harry hat mir viele Fotos von Ihnen gezeigt und gesagt, Sie seien der beste Freund, den er jemals gehabt habe. Deswegen sind Sie auch zur Gruppe Sechs gekommen, nicht wahr? Sie haben nach seinen Mördern gesucht, nicht?«
»Ja.«
Tränen rannen Joshua aus den Augen, und er wischte sie fort. »Warum haben sie das gemacht? Ausgerechnet Harry … Er hat doch niemals jemandem etwas zuleide getan …«
»Ich glaube, sie haben gedacht, er könne ihnen schaden. Harry ist nie mit dem Alleinsein zurechtgekommen. Wenn er mit anderen zusammen war, war für ihn alles bestens …« Blaine schüttelte den Kopf. »Zum Beispiel, wenn er im Krieg mit einem Team unterwegs war … oder solange er mit dir zusammen sein konnte …
Als du fort warst, hat er das irgendwie nicht richtig auf die Reihe bekommen. Am Ende hat er sogar geglaubt, man habe dich ihm gestohlen. Er ist dann zu mir gekommen, weil er Hilfe brauchte. Ich sollte dich für ihn finden. Harry sagte mir, du wärst sein Sohn, und jemand habe dich gekidnappt.«
»Wann ist er zu Ihnen gekommen?«
»Am Montag. Auf Kuba.«
»Kuba?«
»Ich hatte dort einen Auftrag zu erledigen. Harry hat mich herausgeholt, so wie er das früher schon oft gemacht hat.«
»In Vietnam?«
»Ja.«
Joshua sah ihn jetzt direkt an. »Er hat viel von Vietnam gesprochen und mir erzählt, wie sehr er es vermisse. Harry meinte, das sei die einzige Zeit in seinem Leben gewesen, in der er glücklich gewesen wäre.«
»Hm, ich weiß nicht, ich glaube, er hat sich auch ziemlich gut gefühlt, als du bei ihm warst.«
Der Junge ließ sich nicht anmerken, ob ihn dieses Lob freute. »Tja, wahrscheinlich deshalb, weil er so tun konnte, als wäre unser Zusammensein echt.«
»War es das denn nicht?«
»Es … sollte nicht so sein …«
»Wie meinst du das?«
»Na ja, vielleicht irgendwie doch. Er hat mich zum Angeln mitgenommen, und wir haben auch ein Menge anderer Dinge zusammen unternommen …« Joshua schwieg für einen Moment. »Harry hat immer wieder von Ihnen erzählt. Haufenweise alte Geschichten. Er sagte, Sie seien der zäheste Bursche, den er je kennengelernt habe.«
»Nur der zweitzäheste. Schließlich kannte er auch Johnny Wareagle. Hat er dir auch gesagt, daß ich gerne viele Fragen stelle?«
»Nein.«
»Hier kommt gleich die erste: Hast du, bevor du bei Gruppe Sechs gelandet bist, jemals von unserem Freund Dr. Haslanger gehört?«
»Seinen Namen kannte ich nicht. Ich wußte zwar, daß jemand hinter dem Ganzen steckte und die Fäden zog, aber irgendwie hat er mich nie richtig interessiert.«
»Hinter was hat er gesteckt?«
»Hinter mir, würde ich mal sagen. Dahinter, daß ich von einem Ort zum anderen verfrachtet wurde; daß ich ständig
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