Das Disney World Komplott
Joshua zu seinem Wagen gingen.
»Entscheiden wir neuerdings per Handzeichen, wie vorgegangen wird?«
»Du weißt, was ich meine. Ich weiß, wie du aufgewachsen bist und was aus dir geworden ist.« Seine narbigen Gesichtszüge lockerten sich etwas auf, aber sein Blick blieb fest und entschlossen. »Aber es gibt ein paar Dinge, die ich vielleicht besser erledigen kann als du.«
»Was soll das bedeuten, Sal?«
»Das weißt du längst, Boß. Und dir ist auch klar, daß das der einzig sichere Weg ist, hier rauszukommen.«
McCracken warf einen Blick auf den Jungen. »Ich kann es trotzdem nicht akzeptieren.«
»Er ist nicht wie du.«
»Nicht wie ich? Mann, da ist genau das Problem. Du bist wie ich«, er drehte sich kurz zu Wareagle um, »und der Indianer ist wie ich. Wir leben für unsere Arbeit, und wenn sie getan ist, denken wir schon an den nächsten Auftrag. Wenn das einmal aufhört, höre ich auch zu existieren auf, denn meine Arbeit ist mein Selbst. Sie ist das einzige, an dem ich mich festklammern kann, und hinter mir kommt nichts mehr, das ich dagegen eintauschen könnte.
Wenn ich Joshua Wolfe ansehe, erkenne ich etwas Ähnliches. Er hat mit der Geschichte genausoviel zu tun wie du, Johnny und ich. Der Junge hat nicht darum gebeten, in die Sache verwickelt zu werden, aber jetzt steckt er trotzdem drin und muß versuchen, heil wieder rauszukommen.«
»Er ist verzweifelt, Blainey«, wandte Wareagle ein. »Er möchte unbedingt Verständnis und respektiert werden. Joshua verfolgt seine Interessen genauso wie wir die unseren. Aber ihm ist es vorherbestimmt, sie nie zu verwirklichen. Deswegen wächst seine Verzweiflung immer weiter, und Verzweiflung ist ein Gefühl, das uns bei unseren Taten noch nie genützt hat.«
Blaine betrachtete die Silhouette des Jungen, die durch ein Wagenfenster zu erkennen war. »Er hat aber niemanden getötet.«
»Jedenfalls nicht absichtlich«, bemerkte Belamo.
»Er ist trotzdem kein Killer«, sagte McCracken. »Und ich kann ihn nicht im Stich lassen. Wenn ich ihn hängenlasse, gebe ich damit auch mich auf. So einfach ist das. Ich habe das noch nie getan und weiß gar nicht, wie das ist.«
»Er ist also wie wir, wie du und ich, Blainey?«
»Ja.«
»So wie wir sind, oder so wie wir waren?«
»Wo ist denn da der Unterschied, Indianer?«
»Es ist ein großer Unterschied. Ich hatte mich damals in den Wäldern verirrt, bevor du gekommen bist und mich wieder herausgeholt hat. Du selbst hast dich damals ins Exil zurückgezogen und dich aus eigener Kraft wieder zurückgebracht. Was uns damals möglich war, ist uns heute vielleicht nicht mehr möglich. Die Wut, die wir damals unterdrückt haben, ist jetzt besiegt. Davon ist der Junge aber noch weit entfernt.«
Blaine blickte immer noch auf den Wagen. »Und ich sage dir, er ist kein Killer, Indianer. Das sagt mir mein Gefühl.«
»Wir nehmen eine große Verantwortung auf uns, Blainey.«
»Gibt's noch andere Neuigkeiten?«
Killebrew sah sich auf dem Video-Monitor im Mount Jackson-Kommunikationszentrum wieder dem Gesicht von Dr. Furgon Gage gegenüber, dem Direktor der SKZ. Killebrew wurde auf beiden Seiten von einem Paar Sicherheitsmännern flankiert. Einer der Männer hatte Killebrew tatsächlich Handschellen anlegen wollen, ehe ihm bewußt geworden war, daß in diesem Fall eine Fluchtgefahr auszuschließen war. Das war vor einigen Stunden im Isolationslabor gewesen, und seitdem wurde er verhört, und zwar mit immer denselben Fragen.
»Tut mir leid, Dr. Killebrew, aber Ihr beharrliches Schweigen ist mir einfach unbegreiflich«, erklärte Gage mit angestrengter und müder Stimme. »Ich will von Ihnen doch nur wissen, ob Sie mir Ihr Verhalten irgendwie erklären können.«
Killebrew blieb stumm.
»Haben Sie mit Dr. Lyle gemeinsame Sache gemacht? Können Sie uns sagen, wo sie sich aufhält?«
Killebrew schluckte nur.
»Sie haben Ihre Daten gelöscht, Doktor«, fuhr der Leiter fort. »Ich möchte, daß Sie sie rekonstruieren. Es ist von größter Wichtigkeit, daß Sie uns alles, was Sie wissen, mitteilen, damit wir …«
Im SKZ-Hauptquartier in Atlanta, Georgia, hielt Gage abrupt inne, als Dr. Killebrews Gesicht mit einem blendenden Lichtblitz verschwand. Im ersten Moment glaubte er, es gäbe Übertragungsprobleme, bis kurz darauf das Getöse einer schweren Explosion aus den Lautsprechern dröhnte.
»Killebrew, können Sie mich hören?«
Aber die Verbindung brach endgültig zusammen, als die SKZ-Einrichtungen zu nichts
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