Das Disney World Komplott
nicht echt war, so bot sie doch den Schützen ausreichend Deckung.
Das Kriegsschiff Davy Jones feuerte Salve um Salve auf die Befestigung ab. Ein robotischer Kapitän stand oben auf der Brücke und gab in regelmäßigen Abständen den Befehl zu schießen.
Joshuas Wagen rollte direkt an den Schützen vorbei, die hinter den Zinnen in Stellung gegangen waren.
»Knallt sie ab«, drängte Blaine seine Freunde.
»Feuer!« rief wie zur Bestätigung der Kapitän der Davy Jones.
Die Schüsse des Trios gingen im Kanonendonner unter.
»Gib mir Deckung, Blainey!« rief Wareagle, sprang nach links in das seichte Wasser und lief geduckt auf das Schiff zu.
Als die Schützen sich von ihrem Schrecken erholt hatten und auf die Männer unten anlegten, waren die längst alle von Bord gegangen. Belamo und McCracken waren auf die andere Seite gelangt und stellten fest, daß das Schiff nur eine Fassade war, die man lediglich an der den Besuchern zugewandten Seite fertiggebaut hatte. Das Vorderdeck und die Kanonenstände wirkten dennoch täuschend echt. Blaine stieg zur Brücke hinauf, während Johnny und Sal an den Geschützen in Position gingen.
Die Schießerei zwischen beiden Gruppen ging völlig in der elektronischen Kanonade unter – nur flogen nach ihren Treffern Holzsplitter vom Schiff und Betonstückchen vom Festungswall.
Die wenigen Besucher dieser Attraktion bekamen davon kaum etwas mit, und wenn doch, hielten sie das wohl für einen Bestandteil der Show.
Belamo tauchte plötzlich oben neben Blaine auf. »Ich dachte, wäre höchste Zeit, diese Dinger hier einzusetzen«, meinte er und reichte McCracken ein gefülltes 9-mm-Magazin, das in einer Plastiktüte eingewickelt war.
»Splats?«
»Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen, Boß.« Sal zwinkerte ihm zu.
Belamo ließ diese Spezialgeschosse von einem Freund anfertigen. In jeder Kugel befand sich eine Kammer, die mit gemahlenem Glas und Pikrinsäure gefüllt war. Sobald sie abgeschossen wurde, zerplatzte die Kammer, und die Säure vermischte sich mit dem Blei. Diese Mixtur verlieh einer normalen Kugel die Aufschlagwucht einer 40-mm-Granate. Das Glas diente nur zur Stabilisierung der Kammer.
»Gib mir eine Minute, damit ich mich hinter sie schleichen kann«, sagte Sal.
»Bis dahin werden sie Verstärkung bekommen haben.«
»Um so besser!« grinste Belamo.
Für Joshua wurde es zu einer Fahrt des Schreckens. Die Schützen im Fort waren ihm schon vor Beginn der Schlacht aufgefallen. Als dann die Kugeln flogen, duckte er sich und blickte nicht zurück, denn er wußte, daß es McCracken war, der das Feuer erwiderte. Er kauerte sich auf den Boden des Wagens und konnte bald nicht mehr unterscheiden, welcher Knall von den falschen Geschützen und welcher von den echten Waffen stammte.
Josh tastete nach den beiden Fläschchen in seinen Hosentaschen.
Er fragte sich, was geschehen würde, wenn er sie gleich hier mischte, um sie dann hochzuhalten, damit der Colonel sie sehen konnte – von wo auch immer er ihn gerade beobachten mochte.
Könnte das seine Fahrkarte in die Freiheit sein? Nein, aller Wahrscheinlichkeit nach nicht. Fuchs würde ihn erschießen lassen, um dann zu fliehen.
Die Wagen bewegten sich weiter durch das Wasser und fuhren nun an einer Stadt vorbei, die von Piraten belagert wurde. Jede der Puppen konnte ein Schütze des Colonels sein …
Der Mann, der aus einem Brunnen kletterte …
Der Gefangene in der Zelle, der einen Hund dazu bringen wollte, ihm die Schlüssel zu besorgen …
Der Händler, der betrunkenen Seeleuten grell geschminkte Frauen zum Kauf anbot …
Auch hier wurde mit Lichteffekten und Geräuschen vom Band eine perfekte Illusion erzeugt. Der Zug rollte näher und unter einer Brücke hindurch, über deren Geländer gerade eine grimmige Gestalt stieg …
Josh ging sofort wieder in Deckung, weil er sich sicher war, jeden Moment erschossen zu werden.
Dann hatte der Wagen die Brücke hinter sich gebracht, und der Junge wagte kaum zu atmen.
Nun ging es auf ein brennendes Gebäude zu, bei dem mehrere Fenster offenstanden. Ragte da nicht ein Waffenlauf heraus? Und dort …
Josh schloß fest die Augen.
»He!« rief jemand.
Zögernd hob er die Lider. Ein Mann hielt den Wagen an einer Anlegestelle fest.
»Wollen Sie nicht aussteigen, junger Freund?«
Josh sprang aus dem Wagen und rannte die Rampe hinauf.
McCracken wartete eine volle Minute, bevor er die Splats auf die Festung verfeuerte. Sie rissen tiefe und breite Löcher in die
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