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Das Disney World Komplott

Titel: Das Disney World Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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falls er geschnappt wurde.
    Andererseits wußte McCracken, daß es sich umgekehrt ähnlich verhielt. Niemand mutete Harry etwas zu, was er nicht wollte. Das Fliegen war sein Leben, das einzige in seinem Dasein, das ihm ein gewisses Gespür für die Realität und inneres Gleichgewicht verlieh.
    McCracken blätterte als nächstes die auf den neuesten Stand gebrachte Akte durch, die die Regierung über Harry führte. Für ein Jahrzehnt, bis ungefähr 1985, deckten die Informationen sich im wesentlichen mit dem, was Blaine über ihn wußte oder sich von ihm vorstellen konnte. Die Daten aus dem nachfolgenden Jahrzehnt mußten hingegen als purer Routinekram eingestuft werden. Sie enthielten detaillierte Angaben über Harrys Aufträge und Einsatzorte, fast durch die Bank so öde Angelegenheiten, daß Blaine sie keine Stunde lang verkraftet hätte. Langweilige Geschichten. Frachttransporte. Im Golfkrieg ein paar Versorgungsflüge für hinter den feindlichen Linien aktiven Spezialeinheiten. Erkundungseinsätze nach Panama und Grenada. Absolut nichts Außergewöhnliches.
    Und nichts davon entsprach Harrys wahrem Niveau. Es lag nicht daran, daß er abenteuerliche Aufträge gescheut hätte. Der Grund war, daß die heutigen Militärs ihm nicht trauten. Er hatte einen zu starken Hang, die Dinge kreativ anzugehen und unterwegs laufend zu improvisieren. Er wollte nur wissen, wohin, wann und was – alles andere betrachtete er als sein Bier. Darum ergingen mittlerweile sämtliche auf dem Dienstweg zu erteilenden Aufträge an andere Leute.
    Blaine nahm das Telefon vom Beistelltisch und rief Sal Belamo an.
    »Hat's mit dem Fax geklappt, Boß?«
    »Besser als mit Harry, Sal.«
    »Gibt's Ärger?«
    »Er ist verschwunden, und irgendwer hat ziemlich viel Aufwand betrieben, um die Spuren zu verwischen. Die Wände sind blitzblank, und vom Teppichboden hat man das letzte Staubkörnchen gesaugt.«
    »Möglicherweise, damit jemand wie du keine Hinweise entdeckt. Heiliger Strohsack, glaubst du, Harry hat wirklich ein Kind, das verschleppt worden ist?«
    »Falls ja, müssen in diesem Zusammenhang Telefongespräche geführt worden sein.«
    »Das läßt sich ohne weiteres nachprüfen.«
    »Ich rufe in einer Stunde noch mal an.«
    Obwohl alle Untersuchungen darauf hindeuteten, daß die Luft im Einkaufszentrum keinerlei Risiko mehr darstellte, verpflichteten die Vorschriften Susan und Killebrew vor Aufsuchen des Gebäudes zum Anlegen von Racal-II-Schutzanzügen. Für Susan war damit ein mulmiges Déjà-vu-Erlebnis verbunden, obwohl man inzwischen die Toten aus den Gängen und Geschäften geborgen und zum SKZ-Quarantäneinstitut in den Ozark-Bergen gebracht hatte.
    In einem Lastenaufzug fuhren sie ins Kellergeschoß hinunter. Killebrew blieb mit seinem Rollstuhl an Susans Seite und überholte erst, als sie die Tür zum Heizungskeller erreichten.
    »Sind hier Tote gefunden worden?« erkundigte sich Susan, sobald sie beide in dem Heizungsraum waren.
    »Nein. Wir haben die Leichen der drei diensthabenden Hausmeister unter den Toten oben in den Gängen identifiziert. Schon das muß an und für sich als absonderlich bewertet werden.«
    Dank der unter den Helmscheiben installierten Mikrofone konnten sie sich gegenseitig hören. Durch Umstellung des Helmfunks auf eine andere Frequenz bestand die Möglichkeit zur wechselseitigen Verständigung, anstatt den Funkkontakt zur Sonderabteilung beizubehalten; allerdings geboten die Vorschriften, daß die mobile Leitstelle ihre Unterhaltung aufzeichnete. Daß ihre Stimmen weniger rauh und heiser klangen, gelang der Technik jedoch nicht.
    »Wieso?«
    »Weil nach dem Dienstplan einer von ihnen eigentlich immer im Heizungskeller anwesend sein soll.«
    Killebrew stieß die Tür auf und rollte voraus. Sie kamen in einen Hightech-Raum, zu dem die Bezeichnung Heizungskeller nicht so recht passen wollte. Es gab keine Heizkessel im eigentlichen Sinne, sondern moderne Heizelemente, Pumpen und Klimaanlagen-Kompressoren. Letztere hatte man bis auf weiteres abgeschaltet, so daß die Temperatur in der Ladenpassage gegenwärtig knapp unter dreißig Grad lag.
    Nichts davon interessierte Susan so sehr wie eine der Wände, an die von Tischplattenhöhe bis unter die Decke Schwarzweiß-Beobachtungsmonitore, 24 mal 24 cm groß, montiert waren.
    »Das sieht gar nicht aus, als gehörte es in einen Heizungskeller«, sagte sie.
    »Ursprünglich sollte hier eine Wachdienstzentrale eingerichtet werden. Nachträglich haben die Verantwortlichen

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