Das Disney World Komplott
dann beschlossen, sie im Dachgeschoß unterzubringen, aber da war hier unten die Montage schon durchgeführt worden.«
»Funktionieren diese Monitore?«
»Das weiß ich nicht genau.«
»Nehmen wir mal an«, meinte Susan, »daß das der Fall ist.«
»Ist das wichtig?«
»Allmählich neige ich zu der Ansicht, es könnte bedeutsam sein. In welche Richtung gehen bisher die Ermittlungen?«
»Lokale Masseninfektion mit einem noch unbekannten Virus oder Bakterium.«
»Als rein zufälliges Unglück?«
»Jedenfalls denken wir an einen unbeabsichtigten Vorfall.«
»Unterstellen wir einmal einen Terroranschlag.«
Susan sah Killebrew das Unbehagen sogar durch seine beschlagene Helmscheibe an. »Sie vertreten die Regierung«, wich er aus, »nicht ich.«
»Nun spielen Sie ruhig mal mit. Was wissen wir, was können wir beweisen?«
»Daß derjenige, der hier Dienst tun sollte, während des Vorfalls abwesend war. Das ist eine nachweisbare Tatsache.«
»Wenn er nicht selbst der Täter war. Aber gehen wir einmal von der Annahme aus, daß der wirkliche Täter ihn fortgelockt hat.«
»Das wäre nur eine Hypothese«, wandte Killebrew mit Nachdruck ein.
»Dadurch hätte der Täter oder die Täterin dafür gesorgt, sich ungestört im Heizungskeller aufhalten zu können.« Susans Blick schweifte über die Wand mit den Monitoren. »Er oder sie hätte hier Gelegenheit gehabt, die Wirkung des Anschlags an Dutzenden von verschiedenen Stellen live zu beobachten und zudem genau abzusehen, wann es Zeit zur Flucht ist.« Susan betrachtete die in die Decke integrierten Ventile der Klimaanlage. »Sie sagen, die gekühlte Luft kam von der dritten Etage. Folglich ist der Heizungskeller der Ort im Einkaufszentrum, an den der Organismus zuletzt kam. Bleiben wir mal bei dieser Vorstellung. Auf welchem Weg könnte der Täter oder die Täterin dann geflohen sein?«
»Geht man in dem Korridor, den wir eben durchs Untergeschoß zum Heizungskeller genommen haben, ein Stück weiter, gelangt man zu einem Eingang ins Parkhaus.« Plötzlich erstarrte Killebrew in seinem Rollstuhl. »Da … fällt mir ein, genau dort ist etwas gefunden worden …«
»Was denn?«
»Es ist besser, ich zeig's Ihnen.«
Kapitel 5
McCracken ließ sich Zeit auf dem Weg zum Captain Hornblower, von wo aus er Harry Limes Spuren des gestrigen Abends verfolgen wollte. Auf der Duval Street spazierte er an endlosen Reihen von Kneipen, Restaurants und Boutiquen mit den neuesten Trend-Kollektionen vorbei zum Mallory Square. Hier gab es zahlreiche Einkaufspassagen, in Massen Straßenhändler, die Kunstgewerbliches verkauften, und praktisch an jeder Ecke eine Bude, wo man Touristen zu verlocken versuchte, sich zu den unterschiedlichsten Wassersportaktivitäten anzumelden.
Blaine sah zu, wie ein Traktor, den man zu einer falschen Lokomotive aufgemotzt hatte, eine Anzahl mit Segeltuchdächern überspannter Wagen zog. Die Waggons waren kaum zu einem Drittel gefüllt mit Touristen, die pausenlos Fotos schossen. Dahinter folgte ein altmodischer Bus, gleichfalls nur zu einem Drittel belegt. Die Insassen wirkten insgesamt gelangweilt und lustlos, als hätten sie nur daran Interesse, die Rundfahrten möglichst schnell hinter sich zu bringen, ehe der Tag zu heiß wurde, um sich weit vom Wasser zu entfernen.
Das Captain Hornblower hatte gerade geöffnet, als Blaine dort eintraf. Drinnen beschäftigten sich ein Barkellner und eine Kellnerin, die Blaine schon vom Vorabend kannte, mit den Vorbereitungen für den kommenden Betrieb. Beide erinnerten sich, daß Harry am Montagabend das Lokal erst mehrere Stunden nach McCracken verlassen hatte, nachdem es ihm durch Einsatz noch einer Handvoll Vierteldollarmünzen und gestärkt durch sein übliches Quantum Rolling Rock, gelungen war, am Spielautomaten den eigenen Rekord zu brechen.
McCracken wollte sich gerade verabschieden, da bemerkte er, daß einer der Sechs Unverbesserlichen, derjenige, den Harry Sandmann genannt hatte, an demselben Fachwerkbalken stand, an dem er gestern gelehnt hatte. Man hätte meinen können, er wäre gar nicht fort gewesen; allerdings war sich Blaine sicher, daß er heute einen anderen Bademantel trug.
»Ich kenne Sie«, sagte Sandmann, als McCracken zu ihm trat.
»Ich glaube, wir sind uns noch nie begegnet.«
»Sind wir auch nicht. Aber ich kenne Sie trotzdem.«
»Ich suche Harry.«
»Dann kommen Sie später noch mal rein.«
»Ich bezweifle, daß er später hier auftaucht.«
»Harry ist viel
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