Das Disney World Komplott
ängstliches Bürschchen heraus, das lieber verduftet ist, statt sich, wie die anderen Zeugen, von der Polizei vernehmen zu lassen.«
»Kann sein«, räumte Susan ein und betrachtete nun drei identische, vierzig Zentimeter lange, mit ultramodernen Meßinstrumenten gekoppelte Röhren, die neben dem Rucksack auf dem Tisch lagen. Die Meßgeräte hatten sowohl Digitalanzeigen als auch Skalen und waren in versiegelte Kästen eingebaut, die an jeder Seite mehrere symmetrisch angeordnete Löcher besaßen. Auf Dreibeinen am Unterende konnten die Vorrichtungen aufgestellt werden.
»Diese Dinger haben wir gestern abend gefunden«, erklärte Killebrew. »Wir wissen noch nicht so recht, was das sein soll.«
»Sparen Sie sich die weitere Mühe«, antwortete Susan. »Solche Apparate habe ich schon gesehen, nicht genau die gleichen, aber ähnliche. Das sind Meßgeräte zum Prüfen der Luftqualität. Man läßt sie für längere Zeit in geschlossenen Räumen, um eventuell auftretende toxische Gase zu messen. Die Resultate solcher Langzeituntersuchungen waren es hauptsächlich, die zum Rauchverbot in Restaurants und Geschäften geführt haben, um die Folgen des Passivrauchens zu mildern.«
»Dann können wir wohl annehmen, daß sie zur Ausstattung dort gehören.«
Doch Susans Gedanken drehten sich schon um etwas anderes. »Wo steckt im Moment die Suchmannschaft?« fragte sie Killebrew. Sie meinte damit das Team, das vor Ort nach Material suchte.
»Es untersucht gerade das Einkaufszentrum noch einmal, für den Fall, daß gestern etwas übersehen worden ist.«
»Geben Sie durch, die Kollegen sollen runter in den Heizungskeller. Sie möchten ihn ein zweites Mal durchsuchen.«
»Auf was sollen sie denn achten?«
»Auf etwas, von dem ich vermute, daß es ihnen bis jetzt nicht aufgefallen ist.«
»Die Sache sieht so aus, Boß«, erklärte Sal Belamo, als Blaine wenige Minuten, nachdem er sich von Papas Boot verabschiedet hatte, mit ihm telefonierte. »Anscheinend bleibt dein Freund Harry gerne für sich. Er hat fast nie jemanden angerufen und nur wenige Anrufe erhalten.«
»Irgend etwas Verdächtiges dabei?«
»Nein. Aber fast alle eingegangenen Anrufe kamen von einem Anschluß in Cambridge. Aus Massachusetts, Boß, aus Harvard, um genau zu sein.«
»Jemand hat Harry aus Harvard angerufen?«
»Aus einem Studentenwohnheim. Der letzte Anruf kam … Moment mal … Am Sonntagnachmittag um ungefähr vierzehn Uhr. Es war ein langes Gespräch, rund zwanzig Minuten. Ach, da fällt mir was ein. Hat Harry ein Faxgerät?«
»Ja, aber es war kein Papier drin.«
»Das paßt zu dem, was du erzählt hast. Leider unterscheiden die Aufzeichnungen nicht zwischen einem Fax und einem normalen Anruf. Möglicherweise ist irgendwas Aufschlußreiches per Fax gekommen.«
»Das heißt«, sagte Blaine zu Sal Belamo, »ich muß wohl das nächste Flugzeug nach Boston nehmen.«
»Du willst nach Harvard? Nach Cambridge?«
»Du klingst plötzlich so komisch, Sal. Was ist los?«
»Vor ein paar Tagen ist dort etwas passiert, über das du besser Bescheid wissen solltest, Boß …«
Der Mann, der die auf dem Gehweg zum Verkauf ausgestellten Original-Ölgemälde betrachtete, wartete ab, bis Blaine McCracken sich ein ganzes Stück weit entfernt hatte, ehe er weiterschlenderte und sein Handy an die Lippen hob.
»McCracken hat angebissen«, berichtete er, als sich am anderen Ende jemand meldete.
Susan sichtete gerade die neuen Daten, als ein gedämpftes Piepsen ertönte. Sie drehte den Kopf und sah Killebrew den Telefonhörer von dem Apparat nehmen, über den er mit der vor einigen Minuten in den Heizungskeller geschickten Suchmannschaft Kontakt hielt. Er hörte kurz zu, ohne den Blick von Susan zu wenden.
»Sie hatten den richtigen Riecher«, teilte er ihr mit. Seine Stimme sank deutlich, als sein Blick auf den Rucksack fiel, dessen Inhalt Susan rasch wieder hineingepackt hatte. »Im Heizungskeller sind Fasern von blauem Nylongewebe gefunden worden.«
Kapitel 6
»Doktor?«
Die zusammengesunkene Gestalt Dr. Erich Haslangers hinter dem Schreibtisch rührte sich nicht.
»Wir werden auf dem Testgelände erwartet. Es dürfte ratsam sein, wenn wir uns nun auf den Weg machen.«
In dem hochlehnigen schwarzen Ledersessel regte Erich Haslanger sich langsam. Unter großer Anstrengung stand er auf und schlurfte mit knackenden Gelenken auf Colonel Fuchs zu. Demnächst wurde er dreiundsiebzig, und damit viel zu alt für diese Art von Arbeit. Doch er wußte
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