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Das Doppelbett

Das Doppelbett

Titel: Das Doppelbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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daß man verschiedener Ansicht sein kann, welche Stellung er einnimmt. Aber dies ist ein Mann, der niemandem gleichgültig sein kann.«
    »Ein Mann«, echote Friedens Britta.
    »Und das selbstverständlich Wichtige ist natürlich«, fuhr ich fort, »daß alle Menschen guten Willens in der ganzen Welt...«
    Sie unterbrach mich.
    Während sie mit ihrer leichten, schnellen Hand vier intime Stellen meines Körpers berührte, antwortete sie, daß dies ein Mann wäre, für den die ganze Welt die größte Begeisterung zu erkennen gäbe.
    »Ungefähr so«, pflichtete ich ihr bei.
    Es ist ja witzlos, in einem freundschaftlich eingestellten Land über Worte zu streiten.
    Aber sie hörte meine Zustimmung nicht. Sie stand am Fuß der Flugzeugtreppe, sah zum Riesenporträt hinüber und säuselte auf die Art schwedischer Mädchen wie eine junge Birke am Ufer eines Binnensees an einem Sommermorgen, ehe die Menschen schon aus den Federn gekrochen waren.
    An ihrer Seite hatte sich die andere Flugstewardeß aufgestellt, ebenso blond, aber etwas größer. Ihr Name war Ulla-Klara. Sie säuselten zusammen, es klang anmutig und sehr schön, ein wenig fremdartig, aber in erster Linie schön.
    »Herr Präsident, Frau Präsidentenfrau, beste Freunde, Brüder und Schwestern, unentbehrliche Frau und Lebenskameradin! Es ist entweder ein grober Irrtum oder ein verbrecherisch-konspiratorischer Akt, daß man, wie man es in der kriegshetzerischen Presse tut, Schwedens haselbuschstille, volksliedfreundliche und weichbüschelige Mädchen mit dem Säuseln als eine Bedrohung des Weltfriedens und des Privatbesitzes darstellt.
    Allzu oft, Freunde, vergessen wir ja, Verzeihung, allzu oft vergessen die, die weniger als wir wissen und weniger als wir wollen, daß jedes Volk auch seine Art hat, sich auszudrücken. Ein Faktum ist ja, daß man in der Sowjetunion mehr russische Klassiker liest als bei uns, daß man in dem kleinen, beharrlichen Albanien ebenso viele Kommunisten hat, wie es bei uns gibt. Sollten wir es uns nicht leisten können, das zuzugeben? Und warum sollten wir uns da beschränken auf dies? Wenn wir dieses zugeben, sollten wir auch die große, freie Offenheit des Herzens haben, die uns gebietet, einzugestehen, daß Schwedens blondes und fast nacktes Volk es unter keinem vorhergehenden Regime besser gehabt hat als unter dem des Vorsitzenden Erlander.
    Ja, ja, das hier haben Sie ja schon gewußt. Also!«
    Wir hatten uns jetzt in einer Linie aufgestellt, alle Passagiere und die ganze Flugzeugbesatzung auf Tuchfühlung und mit geradem Rücken für die Völkerfreundschaft und abgewinkelten Füßen für den Frieden.
    Und wie wir säuselten.
    Der Zahlmeister war für die Reise nach Stockholm unser politischer Leiter gewesen. Alle schwedischen Flugzeuge, Schiffe und übrigen Verbindungen mit dem Ausland haben jetzt, wie bekannt, einen politischen Leiter, zu dem ein jeder gehen kann, um seine bürgerlichen Unklarheiten zu beichten, seine revisionistisch-abweichlerischen, feigen, verrotteten Lüste oder den widerwärtigen Trotzkismus, der ab und an betreffenden Mann oder Frau anzugreifen pflegt und dabei diesen oder diese in einen tollwütigen Hund verwandelt. Der Zahlmeister las ein beliebtes Stück vor, das in so vieldeutiger Weise davon handelt, wie sehr die wirtschaftlichen Mittel eine Voraussetzung für die Wahlfreiheit sind.
    Wir brachten ein Hurra auf den Vorsitzenden Tage aus, zweistimmig, wie es die Sitte der revolutionären Zeit gebietet, aber mehrere Male. Schnell und kühn kamen wir auf die Zahl der vorgeschriebenen sechs Hurrarufe. Wir nahmen zur Kenntnis, daß für niemand anders Hurra gerufen wurde.
    Danach löste sich unter Küssen, Beifall und festen Griffen diese kleine Gruppe von Menschen auf, die sich während einiger hektischer Flugstunden wirklich gefunden hatte. Die einfache und zugleich herzinnigliche und echte und von uns allen warm empfundene und erlebte Ankunftszeremonie war zu Ende.
    Wir hatten sie in Socken durchgeführt. Niemand von uns, versichere ich, konnte anderes als aufrichtig ergriffen sein von der so schwedischen Sitte, die darin besteht, daß man die Schuhe auszieht und durch Schuhlosigkeit dem freien schwedischen Boden seine Achtung erweist. Jenem schwedischen Boden, der Generationen und Jahrhunderte hindurch die geduldigen Tritte des schwedischen Volkes auf dem Weg zum sozialistischen Ziel getragen hat, das der Vorsitzende Erlander im November vorvorigen Jahres als erreicht proklamierte, kurz nachdem sich alle

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