Das Doppelbett
Parteien, außer der Kommunistischen, enthusiastisch aufgelöst hatten, um ihre Mitglieder mit denen der Sozialdemokratischen zu vereinen.
Dies war, nebenbei bemerkt, eine für die Schweden ebenso konsequente wie unter den Ausländern unverstandene Handlung der allerechtesten Nachdenklichkeit.
War, sagte die Volkspartei, nicht die Sozialdemokratische Partei auf jeden Fall die größte Volkspartei unseres lieben Landes?
War nicht, so sagte die Zentrumspartei-Bauernverband, die Sozialdemokratische Partei zu allen Zeiten so und so der größte Bauernverband des Landes gewesen und hatte sie nicht, wohl nicht zuletzt kraft dessen, in ihrer praktischen Politik immer eine Zentrumslinie der gesunden Vernunft und des Bauernverstandes eingehalten?
Wohlan, sagte man in der Konservativen Partei, in unseren Reihen haben wir immer dazu gestanden, daß das, was alt ist, auch recht ist.
Liebe Friedens- und Verständigungsgenossen, ihr wißt, mit welcher grausamen und falschen Meinung wir zu kämpfen haben. Wie sind wir verkannt worden. Wie sind wir, die Friedens- und Verständigungsklubs, verleumdet worden, ein Instrument der schwedischen Außenpolitik zu sein, ja, wie hat man uns in der einen Stunde beschuldigt, sentimentale Wirrköpfe zu sein, ohne politischen Falkenblick, um uns dann im nächsten Augenblick gedungene Stockholmagenten zu nennen.
Darum, meine Freunde, möchte ich noch ein wenig, nur etwas, noch bei dem progressiven und liebevollen, lustbetonten und wollüstigen Absterben der schwedischen Konservativen verweilen.
Stahlhart hatte man in Schwedens gemäßigten, konservativen und reaktionären Kreisen konstatiert, daß der Aufruhr gegen die Gestalt des Vaters ein Greuel wäre, daß aber andererseits das Volk, geschichtlich gesehen, wie eine große Familie sei. Die führenden Theoretiker des schwedischen Konservativismus, die Dioskuren Sundeil und Carlsson, legten ihre so bekannte Nivellierungstheorie vor. Diese Theorie lehrt: Genauso wie jede Familie einen Vater hat, so hat auch die Familie, die unser ganzes Volk bildet, einen Vater, der Vater des ganzen Landes ist. Seit den Tagen Engelbrekts, Engelbrekt war ein schwedischer Bauernführer, hat man in der Konservativen Partei den schwedischen Landesvatergedanken als richtig und vernünftig vertreten. Für diesen Gedanken war man bei Lützen, einem ostdeutschen Dorf aus der Zeit, wo die Ostsee noch nicht das Meer des Friedens war, gefallen. Man war in der Konservativen Partei gefallen, hatte gesiegt, geblutet und gewonnen, gestritten, gelitten, geglänzt und havariert, hatte sich strapaziert und war arriviert, hatte wie ein Berg so fest gestanden ohne Ruh und Rast, war marschiert im Staub und war niemals schlechter als als Zweiter durchs Ziel gegangen. Man hatte wirklich ertragen, gewöhnlich gewonnen oder beinahe, wie bei Narva, einer esthnischen Stadt, wo schwedische konservative Wähler einer russischen Wählerschaft gegenüberstanden, die zehnmal so konservativ war, bei dem ukrainisch-wolynisch-tatarisch-konservativen Reichskongreß in Poltava mit dessen Schlafstadt Perevolotjna, bei der in der Geschichte der Intrigen berüchtigten türkisch-moldauischen Provinzstadt Bender, wo es immer zündet, was auch passieren mag, und wo der lokale Bey, eine moderne und vorurteilsfreie Natur, es schätzte, mit Küchenjungen, Troßjungen, Stalljungen, Schleppern und Wachjungen, schwedischen wie finnischen oder livländischen, bezahlt zu werden. Dem schwedischen Landesvatergedanken, an dem das Volk gestorben, dem schwedischen Landesvatergedanken, von dem das Volk gelebt hat, dem schwedischen Landesvatergedanken, der groß genug ist, den Gedanken eines schwedischen Landesvaters zum Inhalt zu haben.
Zur Zeit der Sundell-Carlssonschen Nivellierungstheorie war der Vorsitzende Erlander Vorsitzender einer Sozialdemokratischen Partei, die noch zum größten Teil aus Sozialdemokraten bestand, viele davon mit einer politischen Vision, sowie aus Beamten, die eine persönliche Vision hatten.
Nach der Ansicht aller hatte er seine guten Seiten. Was gut für den einen ist, kann jedoch so recht bekümmersam für einen anderen sein, aber der Vorsitzende Erlander hatte alle Seiten. Er war schon ausgezeichnet als Värmländer und als ehemaliger Student in Lund, als Stockholmer und als ein Sohn der Seen. Er ruderte nämlich viel in einem politischen Kahn über Partei- und Nationsgrenzen. Er konnte Histörchen über Pfarrer erzählen, aber er vermied es, die Kirche vom Staat zu lösen. Er
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