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Das Doppelbett

Das Doppelbett

Titel: Das Doppelbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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war der Größte in allen Gesellschaften, aber er war es in einer die Wogen glättenden Art. Er hatte einfache Umgangsformen, aber er trug dunkle Anzüge. Er verzog nicht eine Miene, ob er nun im Djurgärden sprach oder beim AIK, aber er empfing in seiner Residenz einen Hammarby-Spieler, der zeitweise seinen Platz in der Mannschaft einnahm. Er galt als guter Schwede, er war beliebt. Schon als junger Mann wurde er mehr und mehr ein Vater, das entging niemandem.
    Aber entscheidend, Freunde der Nivellierung, waren für das Aufgehen der Konservativen in die Sozialdemokratische Partei doch andere Umstände.
    Die Konservativen fanden, daß sie sich letzten Endes seit langem klar waren über die aufrichtig konservative Natur der schwedischen Sozialdemokratie.
    Und naturalia non sunt turpia, das Natürliche ist nicht schändlich. Der immer lebenskräftigere Konservativismus in der Sozialdemokratie war ein Konservativismus nach Noten, mit Kraft und schnaubenden Ergüssen, mit dem Raffinement der Salons und mit der beherrschten Dramatik der kleinen Mittel, mit dem Rauschen der Kiefern, hier haben wir wieder das schwedische Sausen, mit der Starrheit des Wacholders und dem knotigen Willen der Latschen, mit der Unschuld der Glockenheide und dem Einweihungspomp der Hauptbahnen, mit der Kraft des völkischen Fluches, um den Schnupftabak und Branntwein sprühen, gerade wie eine Feuergarbe, ein
    Schwert, eine Lanze, und er war duftend wie ein Grasbüschel, so weich und so feucht-vertraulich.
    Hatte diese Partei nicht mutig ihre konservative Haltung bereits im Parteiprogramm gezeigt? Ein Parteiprogramm, das trotz aller Programmrevisionen, und es waren nicht wenige, doch sein Gefühl für Tradition hoch in Ehren hielt, bezeugt in solchen Forderungen wie die Trennung von Kirche und Staat und die Einführung der Republik anstelle der Monarchie. Das sind traditionelle Forderungen im besten Sinne des Wortes, wenn es nicht Forderungen wären, die noch nicht verwirklicht wurden.
    Verflucht, wie werde ich doch scharf, wenn ich hierüber spreche.
    Wie dem auch sei.
    Ich hatte unsere kleine Fünfmanndelegation in einem Kreis aufgestellt. Den Kreis kann man ja auch als O lesen, und dieses O paßt ganz ausgezeichnet als Anspielung auf den Titel des Vorsitzenden Erlander. Das hatten wir uns rechtzeitig ausgedacht. Und als O nach der Mahlzeit von Butter, Käse und Hering aus dem Volks- & Liebestroß und Östgötabranntwein aus dem lokalen Tank die schwedische Willkommensgruppe unter Leitung des ersten Volksgenossen Karl Embert Dolje schluckend, rülpsend, kauend, mahlend mit immer glänzenderen Augen und mit friedensliebender Natürlichkeit auf ihren Unterbissen (die Gruppe bestand überwiegend aus Norrländern) plötzlich, wie der Schwanz der Sonne im ersten Riß der Wolken, dieses erkannte — O für Vorsitzender —, brach ein Jubel aus, der meine einfache Willkommensansprache über Frieden & Nivellierung förmlich ertränkte.
    Na, ich hielt sie noch einmal.
    Anschließend warfen wir alle Kleider auf einen Haufen.
    Auf mein Los fiel eine Frau vom friedensschönen und völkerfreundschaftlichen südlichen Strand des Ångermanälvs, nahe der Mündung jener glücklichen Küste, die jetzt Arbeiter-& Bauernküste genannt wird.
    Mit einem ruhigen Ausdruck in ihren grauen Augen zog sie mich zu Boden und ließ sofort ihre Hand unter meinen Sack fahren, um mich dort zu streicheln, während sie mit der Zungenspitze meine Lippen, die Mundwinkel, das Zahnfleisch, Gaumenfleisch und die Zungenwurzel berührte. Unsere rechten Hände waren noch im Händedruck der Vorstellung vereint.
    Wir lagen nebeneinander. Wir bewegten uns unaufhörlich. Ihre Düfte wurden immer handgreiflicher, immer holder und erregender. Trotz der Reisemüdigkeit und all des Ärgers mit Visa und Valuta hatte ich eine Erektion, die unerschütterlich war.
    Die Rote Fia war ja vor allen Dingen ein Repräsentant des Friedensgedankens, des Schwedentums und der Gastfreundschaft, außerdem der hochentwickelten Diplomatie, die in Schweden seit dem Sieg der Naturrevolution herrscht, kurzum, ein zweifaches Hoch für Frieden und Nivellierung, eins für jedes der beiden, Hurra, Hurra! Diese Frau, meine eigene Frau, die erste geborene Schwedin, mit der ich dabei war, das zu machen, fröstelte natürlich etwas, denn der April ist in Schweden keiner der wärmsten Monate dieses bewundernswerten Volkes.
    Sie sprach mich in meiner Sprache an, und das mit dem leichtesten Akzent, einem Akzent, wie ein

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