Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
könnten da etwas gefunden haben. Das sieht so aus, als hätte er entweder vorher die Absicht gehabt, zunächst nach Les Baux und dann nach Draguignan zu fahren, oder als hätte er etwas gehört, gesehen, gefunden, was auch immer, was ihn dazu bringt, nach Draguignan zu gehen.«
    Ariane schlug vor: »Vielleicht hat er Bekannte in oder bei Draguignan, oder er hat vielleicht hier jemanden kennengelernt ...«
    »Er wollte da einen komischen Schriftsteller interviewen«, knurrte Baltasar; »aber wie kriege ich das mit den hiesigen Veranstaltungen unter einen Hut? Er muß doch wohl jemanden kennengelernt haben oder so was.«
    Der Hotelier erhob sich. »Was diese Möglichkeit angeht, können wir das wahrscheinlich feststellen.« Er ging zum Empfangstisch, ergriff das Hotelbuch und kam zurück. »Es ist nämlich so, daß Mitte Oktober das andere Hotel wegen Reparaturen nach einem kleinen Brand geschlossen war. Wenn Monsieur Bronner also jemanden kennengelernt haben sollte, dann entweder auf der Straße oder in einem der kleinen Cafés oder hier.«
    Er klopfte auf das Buch und schlug es auf. Dann wurde er blaß und ließ es sinken. »
Ah, les salauds
«, murmelte er. Er hielt dem Offizier das Gästebuch hin; dieser schaute hinein und reichte es Matzbach weiter. Die Seite für den 14. Oktober war links, rechts ging es mit dem 17. Oktober weiter. Das Blatt mit den Eintragungen vom 15. und 16. war herausgerissen worden.
    »Wann kann das passiert sein?«
    Der Hotelier setzte sich und trank wütend seinen restlichen Armagnac. »Heute abend«, knurrte er. »Die drei Männer, die angeblich Grüße von Monsieur Bronner für Monsieur Mazbak ausrichten wollten. Während sie oben waren, bin ich mindestens zehn Minuten nicht vorn am Empfang gewesen.«
    Baltasar legte die Zigarre in den großen Kristallaschbecher und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das hilft uns weiter«, sagte er fröhlich. Die anderen betrachteten ihn verwundert. »Ich finde es sehr hilfreich von den Schuften, daß sie uns etwas bestätigen, was wir ansonsten nur vermuten könnten. Daß sie das Blatt herausgerissen haben, heißt mit Sicherheit, daß auf diesem Blatt etwas steht, was wir nicht erfahren sollen. Wir brauchen uns also nicht mehr zu überlegen, wo Bronners Odyssee begonnen hat; das war hier, und zwar am 15. oder 16. Oktober.«
    Der Gendarmerieoffizier drückte seine Zigarette aus und blickte sich um. Der Speisesaal war leer; die restlichen Gäste hatten sich entweder schon zurückgezogen oder hielten sich im Gemeinschaftsraum auf, wo ein Fernseher und etliche Zeitungen notdürftige Unterhaltung anboten.
    »Schaffen Sie das Personal herbei, Monsieur«, verfügte er im Tonfall einer Bitte. Der Hotelier erhob sich und verschwand.
    Die Befragung ergab wenig. Niemand hatte wesentliche Dinge gesehen, bemerkt oder in Erinnerung behalten; immerhin stellte sich heraus, daß an den fraglichen Tagen das Hotel voll besetzt gewesen war. »Das macht es nicht einfacher«, murrte Matzbach.
    Gegen elf Uhr beendeten sie ihre Séance. Der Offizier informierte Baltasar und Ariane dahingehend, daß die Angelegenheit an die Zentrale des Département Bouches-du-Rhône in Marseille weitergegeben würde.
    »Ich rate Ihnen, sich aus der Sache herauszuhalten, Monsieur. Ich rechne aber nicht damit, daß Sie sich an meinen Ratschlag halten«, fügte er mit einem müden Grinsen hinzu.
    Baltasar nickte. »Muß man die Sache geheimhalten?«
    Der Offizier zuckte mit den Schultern. »Warum?«
    »Würden Sie es als unpassend empfinden, wenn ich die Presse informierte?«
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen mögen.«
    Ariane, Baltasar und der Hotelier nahmen noch einen Nachttrunk an der Bar zu sich. Ganz gegen seine Gewohnheiten bat Baltasar darum, um sieben Uhr geweckt zu werden. Auf Arianes Fragen nach dem Grund für solch eine irrsinnige Anordnung, noch dazu im Urlaub, gab er lediglich zur Antwort: »Ich will morgen früh etwas feststellen. Außerdem: Im Urlaub ist doch bekanntlich alles anders. Warum also soll ich nicht früher aufstehen als sonst? Du kannst ja liegenbleiben.«

3. Kapitel
    Ohne Frühstück marschierten sie am Morgen wieder bergan. Ariane war ein wenig mürrisch, hielt sich aber zurück angesichts der unbegreiflich guten Laune Baltasars. Dieser hinkte immer noch ein wenig; sie hatte ihm geholfen, einen neuen Verband zu machen. Nun bemerkte sie, daß Baltasar durchaus nicht darauf verzichtete, seine Pistole mitzunehmen.
    Sie flankten wieder über das Gitter, da das

Weitere Kostenlose Bücher