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Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Mühe, sein vollmundiges Französisch zu verstehen, dem die eine oder andere Silbe durch Kauen und Schlucken abhanden geriet.
    Am Schluß seines
Salmis de canard sauvage
wischte Matzbach sich den Mund mit einer karierten Serviette und sah dem Offizier zu, wie dieser aus den Resten seiner Lammkoteletts eine Pyramide baute. Ariane bewältigte den letzten Bissen Entrecôte und lehnte sich gesättigt und nicht mehr so empört zurück. Der Hotelier übernahm den Käsetransport. Während Matzbach schmatzend Ziegenkäse in einen anderen Aggregatszustand versetzte, erging er sich in Betrachtungen über die Poesie des Auftauchens dreier Finsterlinge aus Nebel und Ruinen und ihres Verschwindens in nämlicher Kulisse, wiewohl dann hinkend. Kichernd beschaffte der Hotelier Kaffee und Armagnac. Der Offizier rührte in seiner Tasse, bis die Zuckerstückchen sich aufgelöst hatten; schließlich zündete er sich eine Zigarette an und musterte den Dicken aus schmalen Augen.
    »Lassen wir mal Ihre Poesie beiseite, Monsieur. Ich bin im Moment, da ich gut gegessen habe, wofür ich Ihnen danke, gewissermaßen außer Dienst. Deshalb wollen wir darüber hinwegsehen, daß es ungesetzlich ist, dauernd mit einer geladenen Pistole herumzulaufen.«
    Ariane lachte. »Sagen Sie ihm ruhig, daß er die Finger aus der Sache lassen soll.«
    Der Offizier grinste. »Madame, ich denke, daß Ihr Begleiter zu der Sorte Mensch gehört, die nicht durch vernünftige Einwände von Vorsätzen abzubringen ist.«
    Baltasar ließ eine mächtige Wolke Zigarrenrauchs aufsteigen. »Mich beschäftigen im Moment ganz andere Fragen. Wer hinter der Sache steckt, läßt sich nicht sagen. Das Messer, das ich Ihnen gegeben habe, haben Madame und ich angefaßt. Sie werden also kaum Fingerabdrücke finden können. Oben auf dem Plateau liegt noch ein Schnappmesser herum, das man bei Tageslicht suchen könnte.«
    Der Offizier wiegte zweifelnd den Kopf. »Ja, aber Sie sollten wissen, daß Fingerabdrücke im wirklichen Leben viel seltener zu etwas führen als in Kriminalromanen. Immerhin, man wird es versuchen.«
    Baltasar wandte sich an den Hotelier. »Ich hätte Ihnen gern ein paar Fragen gestellt. Mein Freund Bronner ist zweimal bei Ihnen gewesen. Zunächst Mitte Oktober und dann vom letzten Wochenende bis zu seinem Verschwinden gestern früh. Können Sie uns vielleicht etwas erzählen, was Ihnen bei ihm aufgefallen ist? Wie hat er sich benommen, hat er etwas Besonderes getan?«
    Der Hotelier überlegte eine Weile. Bronner, sagte er dann, habe das Wochenende damit verbracht, nervös zu telefonieren, offenbar immer ohne Erfolg, und zwar nach Deutschland. Hier nickte Baltasar; Bronner hatte ihm ja gesagt, er habe zahllose Male vergeblich versucht, ihn zu erreichen. »Dann hat er das Telegramm telefonisch aufgegeben. Sehr spät am Montagabend. Gestern früh – ah, bevor ich vergesse: zwischendurch ist er immer wieder zu den Ruinen hochgegangen, so, als wollte er etwas suchen oder nach jemandem Ausschau halten. Mindestens zehnmal am Montag, soweit ich mich erinnern kann. Am Dienstag, also gestern, früh, gegen sieben, ist er wieder in die Ruinen hochgestiegen. Dann ist er zurückgekommen und sagte, sehr nervös, er müsse sofort abreisen. In dem Moment haben Sie angerufen.« Anschließend sei Bronner wortlos unter Zurücklassung des Gepäcks verschwunden.
    Nach kurzer Debatte einigten sich alle darauf, daß diese Informationen nicht sehr hilfreich seien, da sie nichts über die Ursache von Bronners Verhalten aussagen konnten. Matzbach trommelte mit den Fingerspitzen auf dem Tisch und qualmte entsetzlich. Schließlich sagte er: »Ich frage mich, ob Bronners verfolgbare Aufenthaltsorte einen bestimmten Sinn haben, der entdeckbar wäre.«
    Ariane bat um Aufhellung der kryptischen Äußerung. Matzbach setzte ihr und den beiden anderen daraufhin auseinander:
    »Er kommt nach Les Baux. Hier verbringt er zwei Tage, dann fährt er nach Draguignan. Dort bleibt er eine Weile in einem kleinen Hotel außerhalb der Stadt, verbringt anschließend einige Tage in Cassis und Marseille und kommt wieder her, nur um nervös herumzulaufen, zu telefonieren und schließlich zu verschwinden. Nun denke ich mir, daß jemand, der einfach so nach Cassis und Draguignan will, von hier aus zunächst ans Meer und dann erst ins Hinterland fahren würde, nicht umgekehrt. Cassis liegt näher. Und vor allem: Warum ist er wieder hierher zurückgekommen, nervös und gehetzt?«
    Der Offizier nickte langsam. »Sie

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