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Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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ihm die Zähne in zusammengekniffenem Zustand zu einem anderen Behuf: Ariane pinselte Jod auf die Schnittwunde, die sich unweit des Handrückens über die vier Finger zog. Danach umhüllte der hilfsbereite Hotelier die rötlich glimmende Pfote elegant und unfachmännisch mit Mull.
    Baltasar dankte ihm und Ariane in ausgesucht höflichen Sentenzen. Dann sagte er:
    »Monsieur, seien Sie so gut, die zuständige Gendarmerie oder
Police Judiciaire
zu benachrichtigen, daß hier Mordbuben in der Gegend herumlaufen, die außerdem die Türen von Hotelzimmern aufbrechen und fremder Leute Eigentum entwenden. Wir werden alsbald hinunterkommen und einen kleinen Mundvoll zu uns nehmen.«
    Der Hotelier nickte. »Ich werde sofort anrufen. Es kann aber eine Weile dauern, bis jemand kommt. Machen Sie beide mir bitte das Vergnügen, wenn Sie unten sind, einen Aperitif mit mir zu nehmen. Auf den Schreck.«
    Ariane musterte Baltasar kritisch, als der junge Mann das Zimmer verlassen hatte. »Wirst du am Ende vernünftig«, sagte sie, »oder was willst du mit der Polizei anstellen?«
    Baltasar betrachtete versonnen seine vornehm weiße Hand. »Ah, man sollte immer die örtlichen Behörden informieren«, sagte er wegwerfend. »Was fehlt uns denn eigentlich, abgesehen von Bronners Papieren?«
    Ariane zuckte mit den Achseln. »Ich glaube, nichts, soweit ich das bis jetzt habe feststellen können.« Sie deutete mit dem Kinn auf ihren Mantel, den sie über eine Stuhllehne gehängt hatte. »Ich hatte alles – Ausweise, Schecks und so – in meinem Mantel. Stell dir vor, ich hätte statt solider Innentaschen ein Handtäschchen dabeigehabt.«
    Baltasar ließ sich auf dem Bett nieder. »Und stell dir vor«, sagte er dumpf, »ich hätte nicht Bronners Hoteldaten abgeschrieben und zusammen mit diesem karthagischen Wisch eingesteckt. Die Quittungen sind ja sämtlich verschwunden.« Nachdenklich setzte er hinzu: »Wat lernt uns dat? Die Jungs haben was mit Bronner zu tun. Ich fürchte, ich behalte mal wieder recht.«
    Ariane runzelte die Stirn und verzog sich ins Bad. Während sie sich auszog und wusch, ließ sie die Tür offen, so daß die unaufschiebbare Konversation weitergehen konnte.
    »Ich hoffe, wir kommen jetzt dazu, Urlaub zu machen.«
    »Aktivurlaub, denke ich wohl, mein Täubchen.«
    »Wieso Aktivurlaub? Willst du etwa Sport treiben oder im Mittelmeer schnorcheln, oder was?«
    »Keineswegs, Euer Liebden. Was schert mich Schnorchel oder Meer? Ich trage weit besseres Verlangen; denn nicht zur Erholung reiste ich her, sondern um Mörder zu fangen.«
    »Laß den armen Heine in Frieden. Hast du immer noch nicht die Nase voll?«
    »Von Heinrich Heine? Nimmer nicht.«
    »Unsinn. Ich meine von deiner Kriminalistik und dem verschwundenen Bronner.«
    »Ah, wie könnte ich? Jetzt, da wir wissen, daß ich mit meinen düsteren Vermutungen richtig lag ...«
    »Ja, eben.«
    »Wieso eben?«
    »Mann, du nervst mich! Um ein Haar wären wir heute abend beide umgebracht worden. Ich finde, da hört die Spielerei auf. Das ist was für die Polizei, nicht für feiste Hobbydetektive.«
    »Wie du gehört hast, habe ich darum gebeten, die Polizei zu alarmieren.«
    »Heißt das, daß du die Finger aus der Sache lassen willst?«
    »Die Finger meiner Rechten sind bandagiert.«
    »Ahhhh!!! Ich meine das ernst.«
    »Was willst du konkret wissen, Gespielin des Nachtwinds?«
    Ariane seufzte und ohrfeigte den Heißwasserhahn. »Ich will wissen, ob du dich jetzt endlich dazu bequemst, die Sache der Polizei zu überlassen, oder ob du weiter darin herumwühlen willst!«
    Das Bett ächzte bedrohlich, als Baltasar eine andere Stellung einnahm, ohne seine Einstellung zu ändern. »Liebste Ariane, ein Freund hat mich gebeten, für ein anständiges Begräbnis zu sorgen. Das werde ich tun. Ich werde gleich der Polizei alles erzählen, was ich weiß. Danach bin ich bereit, bis zum Ende mit den Behörden zu kooperieren.«
    Wütend und mit einem Handtuch bewaffnet erschien Ariane in der Badezimmertür. »Du willst also weitermachen?«
    Baltasar musterte sie ausdruckslos. »Ja, natürlich; was hast du denn gedacht?«
    Ariane ließ sich auf der Bettkante nieder. »Offenbar gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder ich mache einfach mit, als wäre nichts geschehen, oder wir trennen uns, wie?«
    Baltasar hob die linke Augenbraue. »Wenn du es so zuspitzen willst – ja.« Dann ließ er die Braue wieder sinken. Halblaut sagte er: »Wir haben uns ja schon mehrfach über dieses oder ein

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