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Das Doppelgrab in der Provence

Das Doppelgrab in der Provence

Titel: Das Doppelgrab in der Provence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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habe vor ein paar Tagen die korrigierten Fahnen an den Verlag geschickt. Dieses Haus ist so voll Papier, daß ich Manuskripte nicht länger verwahren will, als es sein muß.«
    Baltasar zerknäuelte die Blätter und warf sie nach und nach in den Kamin. »Wir sind gar nicht dazu gekommen, über Ihre Werke zu sprechen«, sagte er. »Wovon handelt denn Ihr neuestes Buch?«
    Demlixh machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, ich rede viel lieber über die da.« Er deutete auf seine Regale. »Über meine eigenen Sachen kann ich reden, wenn die Senilität mich eitel gemacht hat. – Im übrigen wird das Thema Sie kaum interessieren. Es sei denn, Sie interessieren sich für Druiden.«
    Demlixh schaute ins Feuer, als er diesen Satz sagte. Baltasar blickte ihn fragend an. »Druiden? Natürlich interessiere ich mich für Druiden. Ich wäre ja selbst fast einer geworden.«
    »Bitte? Wie meinen Sie das?«
    Baltasar gab einen kurzen und unwahren Bericht über seine Zeit in der Bretagne und seine okkulten Publikationen. Demlixh nickte plötzlich.
    »Ja, natürlich«, sagte er lebhaft, »ich erinnere mich. Jetzt weiß ich endlich, woher ich Ihren Namen kannte. Ihr Buch über Druiden und Monotheismus, natürlich. Ich habe es oben stehen; ich habe mir übrigens erlaubt, Sie in einer Fußnote zu zitieren. Die betreffenden Manuskripte haben Sie soeben verbrannt.« Er stand auf. »Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment?« Dann verließ er das Zimmer.
    Ariane wandte Baltasar ihr Gesicht zu. Sehr leise sagte sie: »Was soll diese ganze Versteckspielerei eigentlich?«
    Baltasar legte den Finger auf seine Lippen. »Später«, murmelte er. »Geduld, Weib, und danke für deine Zurückhaltung.«
    Demlixh kam bald zurück. Er reichte Baltasar ein Exemplar von
Monotheistische Strömungen des inselkeltischen Druidentums
und sagte: »Machen Sie mir das Vergnügen, Herr Kollege!«
    Baltasar strahlte. »Aber gewiß – obwohl es unbescheiden ist, wenn ich mich als Kollege angesprochen fühle.« Er drehte sich zu seiner Jacke um und holte umständlich einen Füllfederhalter heraus, den er hochhob. »Ich habe diesen antiken Tick«, sagte er dabei, »alles was ich schreibe, schreibe ich zuerst mit Füller. Ich mag nicht tippen.«
    Dann schlug er das Buch auf und schrieb eine längere Widmung hinein. Demlixh stützte sich mit den Ellbogen auf die Rückenlehne seines Stuhls und sagte: »Na, wenn ich diesen Tick hätte, wäre ich, schätze ich, noch immer beim ersten Buch. Ich tippe alles gleich.«
    Baltasar blickte auf. »Ich hätte gedacht. Sie könnten sich inzwischen einen Sekretär leisten.«
    »Leisten schon, aber ich mag nicht. Wissen Sie, zu viele Leute ... Ich bin gern allein und empfange gelegentlich Freunde, aber ich will nicht dauernd zahllose Leute um mich haben. Mein Butler und meine Köchin – ach, die arme Louise. Nun ja.«
    Baltasar reichte ihm das Buch. Demlixh las die Widmung und bedankte sich. Matzbach sah demonstrativ zum Fenster. Draußen war es dunkel geworden. »Ich fürchte«, sagte er, »wir müssen Sie nun verlassen. Unser Heimweg ist nicht allzu lang, aber die kleinen Wege und Straßen bei Dunkelheit ... Sehr schade – ich hätte gern mehr über Ihr neues Buch erfahren.« Mit einem bedauernden Kopfschütteln warf er das letzte Manuskriptknäuel ins Feuer. »Außerdem, wie Sie verstehen werden, hätte ich mir natürlich sehr gern das von Ihren druidischen Freunden für Sie angelegte
Alignement
angesehen.«
    Demlixh lächelte. »Dazu ist es jetzt zu dunkel und zu spät. Wissen Sie was: Kommen Sie doch einfach wieder!«
    Baltasar stand auf und reichte Ariane die Hand, um sie aus ihrem Sessel hochzuziehen. »Das ist sehr freundlich von Ihnen. Ich werde gern auf Ihr Angebot zurückkommen.«
    »Rufen Sie vorher an. Wissen Sie, man ist ja nie fertig. Bevor das neue Buch in Satz geht, ist das neueste schon in Arbeit. Ich lasse mich gern stören, aber ich weiß es am liebsten sehr zeitig.«
    »In den nächsten Tagen habe ich ein paar Termine. Ich glaube nämlich, daß es mir gelingen wird, die geographischen Verschlüsselungen dieses karthagischen Testaments auszuwerten. Ich werde dann an Ort und Stelle nachprüfen, ob es echt oder falsch ist, ob noch etwas zu finden ist. Ich nehme an, Sie würden es nicht mißbilligen, wenn ich zum Beispiel Maharbals Darlegungen der druidischen Lehren fände und Ihnen zeigte, oder?«
    Demlixh starrte ihn an. »Sie ... Sie meinen, Sie könnten die Sache enträtseln?« sagte er. »Ich weiß nicht

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