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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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werden.«
    »Überhaupt nicht. Offiziere der politischen Abteilung tauchen plötzlich zu Kontrollen auf und sind ebenso plötzlich wieder weg. Natürlich sind sie nicht die beliebtesten Menschen. Aber es sind auch die Auserwählten, die keiner mehr fragt, wenn sie sich einmal ausgewiesen haben. Niemand wird sie aufhalten, selbst wenn sie die unsinnigsten Dinge tun. Sie zum Beispiel werden angeln …«
    »Du lieber Himmel! Wer hat sich denn das ausgedacht?« Shukow setzte sich auf den runden Rauchtisch vor Galina. Er betrachtete ihre Beine, und sie merkte es. Den Rock zog sie aber nicht hinunter. »Wo angele ich?«
    »Südlich des kleinen Ortes Naushki am Fluß Selenga. Hundert Meter flußaufwärts heißt er schon Seienge Gol.«
    »Das klingt ganz nach Kreuzworträtsel.«
    »Sie angeln an der Grenze der Mongolei. Und während Sie nichtsahnend in Ihrem Kahn sitzen, kommt ein Motorboot aus der Mongolei und entführt Sie.«
    »Wie dramatisch! Die Boys in Fort Patmos lesen zuviel Spionageromane. Ist es nicht einfacher, ich springe nachts in diesen Fluß und schwimme auf mongolisches Gebiet?«
    »Das eben geht nicht. Die Grenze wird durch Hundestreifen und Patrouillen scharf bewacht. Es ist völlig unmöglich – auch für einen Offizier des KGB – daß sich jemand nachts am Fluß aufhält. Ihr Übertritt in die Mongolei muß so aussehen, als wenn Sie vor aller Augen gestohlen werden.«
    »Das gibt einen ungeheuren diplomatischen Rummel.«
    »Den hat man bewußt einkalkuliert. Eine Verschlechterung der sowjetisch-mongolischen Beziehungen ist erwünscht.«
    »Und ich bin wieder der Idiot, der den Kopf hinhält. Galina, sehen Sie nun, welchen Mistberuf wir haben? Wie wichtig jeder Tag ist, den wir leben? Morgen schon kann alles zu Ende sein. Wir sind gezwungen, jede Stunde zu nutzen und zu genießen. Wir sollten doch zusammen ins Bett gehen.«
    »Sie fliegen morgen schon nach Ulan-Ude und von da nach Kiakhta. Das ist die große Grenzstadt. Dort sitzt auch der Kommandant der Grenztruppen. Von Kiakhta nach Naushki ist es eine Stunde mit dem Auto. Ich werde heute abend an B III in Suhe Bator melden, daß Sie bereit sind, sich entführen zu lassen.«
    »Wir haben in der Mongolei einen Kontaktmann?«
    »In Ulan-Bator sitzt Captain Carter. Er betreibt dort einen Fellhandel. Er hat seinen Kompagnon, eben B III, seit vier Tagen in Suhe Bator sitzen. Ich habe Ihnen ja gesagt: Wir haben alle gebetet, daß Sie zurückkommen. Orwell hat alles für diesen Fall durchorganisiert.«
    »Und wenn ich nicht gekommen wäre? Es sah ganz danach aus, daß ich krepiere. Jakuten haben mich gerettet.«
    »Dann hätte sich Orwell damit abfinden müssen, die größte Pleite seiner Laufbahn zu schlucken.«
    »Galina, Sie reden wirklich wie eine geballte Faust. Dabei weisen Ihre Beine einen Weg zu ungenutzter Zärtlichkeit.«
    »Denken Sie an was anderes, Wassja Grigorjewitsch.« Galina sprang aus dem Sessel hoch, holte aus der Umhängetasche eine Karte der mongolischen Grenze und warf sie Shukow zu. Er fing sie auf und wedelte sich damit Luft zu. »Studieren Sie die Landschaft gut. Sie müssen sich dort so bewegen, als seien Sie schon immer in der Gegend gewesen. Und rechnen Sie damit, daß man schießen wird, wenn die Grenzposten sehen, daß man Sie entführt.«
    »Das sind ja hervorragende Aussichten, zu überleben! Wenn sich Orwell so etwas ausdenkt, muß er wirklich tief in der Scheiße stecken.«
    »Es geht auch darum, einen Grenzzwischenfall zu provozieren. Die Mongolen werden behaupten, Sie seien mit dem Kahn bewußt auf mongolisches Flußgebiet getrieben, und man habe Sie zu Recht festgehalten. Außerdem haben die sowjetischen Soldaten gezielt in die Mongolei hinübergeschossen. Auch kleine Stacheln brennen …«
    Sie ging zur Tür und blieb an ihr stehen, mit dem Rücken zu Shukow, als erwartete sie seinen Anruf. Als er schwieg, sagte sie laut: »Ich bereite das alles vor. Die Funkzeit ist genau Mitternacht. Soll ich von Ihnen etwas durchgeben?«
    »Ja.« Shukow entfaltete die Karte der mongolischen Grenze. »Bitten Sie Captain Carter, eine Flasche Whisky bereitzuhalten. Wenn dieses Kidnapping gelingt, habe ich sie nötig. Kommen Sie nach dem Funken noch zu mir, Galina?«
    »Nein!«
    »Schade. Ein so ereignisreicher Tag hätte einen anderen Abschluß verdient, als allein im Bett zu liegen und an Sie nur zu denken.«
    Galina Theofilowna gab keine Antwort. Sie verließ das Zimmer und knallte hinter sich die Tür zu.
    Ein dramatischer

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