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Das Doppelspiel

Das Doppelspiel

Titel: Das Doppelspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bob!«
    »Sie ist romantischer, als ihr alle glaubt.« Er setzte seine Mütze auf und strich den Uniformrock gerade. »Hat sie viele Bekannte?«
    »Mein Gott, alle kennen sie. Wer streicht nicht um Norma herum wie ein Kater?«
    »Einen festen Freund?«
    »Nicht mal einen Finger von einem Mann. Nur zwei können vernünftig mit ihr reden. Der eine ist Stan Wolter, der Kantinenpächter …«
    »Überprüft?«
    »Und wie. War mal 'n Kollege von Ihnen im CIA, bis er in Vietnam einen Granatsplitter quer durch den Arsch bekam. Beide Backen halb weg. Sieht man Stan gar nicht an … er trägt immer weite Hosen, die's kaschieren. Nur beim Schwimmen sondert er sich immer ab. Muß ein merkwürdiger Anblick sein, ein Mann ohne Arsch. Aber seine Frau hat sich dran gewöhnt.«
    »Und der andere Mann?« fragte Bob und ging dabei zum Ausgang der Kantine.
    »Ein völlig harmloser Boy. Liefert für die Kantine, die Armee, die Geschäfte in Los Alamos, die Supermärkte, überhaupt für jeden, der's haben will, das Wundermittel Bio-Jet. – ›Bist du impotent im Bett, trink 'ne Tasse Bio-Jet. Nach der fünften Tasse, Junge, kommst du nicht mehr aus dem Schwunge. Und will Bessy trotzdem mehr, sauf 'ne ganze Packung leer.‹ – Die Kerle machen ein Bombengeschäft mit diesem Kakao-Vitamin-Trank!«
    »Und mit so einem Bio-Jet-Mann spricht Norma?«
    »Rein geschäftlich natürlich. Er bringt die Ware, sie rechnen das Verkaufte ab, und weg ist er wieder. Kein Typ für Norma. Läuft immer in einem weißen Overall herum, auf dessen Brustlatz gedruckt steht: ›Bio-Jet … und du wirst 100 Jahre alt‹. Und auf der Schirmmütze leuchtet ›Der Bio-Jet-Mann‹. Hat immer einen Knaller auf Lager, wenn er hierher kommt. Neulich brüllte er durchs Lokal: ›Amtliche Mitteilung! Die Firma Bio-Jet kommt nicht mehr für geplatzte Hosen und abgesprungene Schlitzknöpfe auf!‹ Eine tolle Nummer. Aber genau das Gegenteil von Normas Geschmack. Wenn sie ihn kommen sieht, macht sie ein Gesicht, als creme sie sich mit Salzsäure ein.«
    Bob nickte. Weiter zu fragen, wäre zu auffällig gewesen. Und es gab genug Fragen. Wie lange war sie schon in Amerika? Seit wann hatte sie Kontakt zu Los Alamos? Warum war ihr Name nicht in den Listen aufgetaucht, die alle Personen erfaßten, die seit einem Jahr eingestellt worden waren? War hier wieder der tödliche Leichtsinn manifestiert worden, daß eine kleine Mixerin in einer Milchbar mit ihrer himmlischen Figur und ihren glutvollen Augen wohl ins Bett, aber nicht in die Überwachungskartei möglicher Agenten gehörte? Wer hatte damals Norma Taylor überwacht und nicht gemeldet? Das mußte Hendrik Gulbrannson gewesen sein, dem man gestern den Schädel mit einem Hammer – so sagte der Gerichtsmediziner – eingeschlagen hatte. Gab es da Zusammenhänge?
    Bob blieb an der Tür der Kantine stehen, ehe er das Lokal verließ, und wandte noch einmal den Kopf zurück. Wieder trafen sich Normas und sein Blick wie ein Feuerstrahl, sich miteinander verschmelzend.
    Hab mit allem nichts zu tun, Dunja, flehte sein Blick. Sag mir nachher: Bob, ich bin die erfolgloseste Agentin, die Moskau jemals losgeschickt hat. Ich mixe Milchgetränke und wehre die Männer ab … das war bisher mein einziger Erfolg. – Was soll ich aber tun, wenn du mir sagst: Ich weiß, was ihr in den Labors U II entwickelt, und ich habe die Pläne auch schon an Moskau weitergegeben … Dunja, was soll ich dann mit dir tun?
    Er drehte sich schnell um und verließ die Kantine II. Die anderen Offiziere, Forscher, Techniker und Abteilungsleiter, die ihn begleiteten, grinsten vor sich hin. Ihn hat's erwischt, dachten sie. Dieser letzte Blick … kann man's ihm übelnehmen? Aber morgen, da drehen wir den lieben Major durch die Mangel. Es wird ihm nie gelingen, mit Norma in den nächtlichen Wüstenbergen einen Schweinebraten über dem Feuer zu rösten. Nie! Nicht einmal die Autofahrt wird stattfinden. Er wird mit seinem Oldsmobil um siebzehn Uhr herumstehen und warten, und die Zeit wird von ihm wegtröpfeln wie bei einem Prostatiker das Wasser. An Norma Taylor bricht sich auch Bob Miller die schönen Zähne aus.
    »Ich möchte mein Zimmer sehen, Leute!« sagte Bob, als sie wieder draußen auf dem großen Platz zwischen den Hallen standen. »Ein Bad nehmen, eine halbe Stunde pennen und dann meinen Schweinebraten kaufen. Wo ist der nächste Drugstore für Campingausrüstungen?«
    »In Los Alamos. Luscheks Laden in der Indian-Street.« Der Oberleutnant, der mit Miller

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