Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Fritz
Vom Netzwerk:
mich nieder, ich fühle mich allein. Ich werde das nicht schaffen, ich werde versagen!“
    Ihr Lächeln missglückte. Ihre Augen füllten sich schon wieder mit Tränen.
    „Vera, jetzt reicht es! Hör auf, dich hier in Selbstmitleid zu suhlen! Steh auf, klopf dir den Staub von den Shorts und fahr nach Illasandria! Du hast einen Auftrag, einen großen Auftrag und du wirst verdammt noch mal diesen Auftrag auch erfüllen. Die Fahrt heute ist nur ein Teil davon und wenigstens diesen Teil wirst du hinter dich bringen. Oder muss ich dich daran erinnern, dass du selbst es warst, die so scharf darauf war, unbedingt nach Illasandria zu fahren und die dortigen Leute zur Evakuierung der Insel zu überreden! Alle haben dir abgeraten, aber du wolltest es unbedingt auf dich nehmen, also zieh es auch durch, wenigstens diesen Teil!“
    Vera starrte fassungslos auf Gizmo. Sie hatte mit so ziemlich allem gerechnet, aber nicht damit, von einem Kater zusammengestaucht zu werden. Sie war sprachlos.
    „Also, was ist jetzt, fahren wir weiter?“ Gizmo wurde lästig. Aber bevor Vera ihn zurechtweisen konnte, hatte er ihr mit einer blitzschnellen Bewegung die Krallen seiner rechten Pfote über das Schienbein gezogen. Vier feine, parallele und blutende Streifen prangten da plötzlich. Mit einem Schmerzensschrei sprang Vera auf die Beine.
    „Bist du verrückt geworden? Was soll das?“ Sie war stinksauer. Was bildete sich dieser kleine Kerl eigentlich ein? Sie beugte sich zu Gizmo hinunter, um ihn strafend am Nackenfell zu packen. Mitten in der Bewegung hielt sie inne. Ein feines Lachen klang in ihr auf.
    „Na endlich bist du wieder auf den Beinen! Ein wenig psychologische Kriegsführung, ein wenig am Ehrgeiz packen und schon wird Vera wieder aktiv.“
    Vera hielt die Luft an und richtete sich auf. So stand sie, die Hände in die Hüften gestemmt und sah auf Gizmo herunter, der mit dem unschuldigsten bin-ich-nicht-ein-liebes-Kätzchen-Blick vor ihr saß.
    Vera blies langsam die Luft aus und sah weiterhin streng auf Gizmo herab, der sich plötzlich doch nicht mehr so souverän fühlte und hektisch begann, sich über den Rücken zu lecken.
    „Also, wer von euch beiden war das jetzt?“, wollte sie dann wissen.
    Gizmo hörte mit der verlegenen Putzerei auf. „Es war der Gizmo-Teil von mir, der dir den Hieb verpasst hat“, sagte er. „Allerdings auf Anraten von Saphirs Bewusstseinsinhalt. Der hat mir verraten, dass man dich manchmal etwas hart anpacken muss, um dich zu erziehen.“
    Vera dachte an die unzähligen Male, die sie von Saphir in die Ferse gezwickt wurde, wenn sie ihm seiner Meinung nach nicht schnell genug Platz im Bett gemacht oder sein Futter serviert hatte. Sie beugte sich wieder zu Gizmo hinunter.
    „1:0 für euch“, sagte sie gefährlich leise. „Wahrscheinlich werde ich euch, werde ich dir dafür irgendwann einmal dankbar sein. Aber im Moment tut mir dafür das Bein zu weh. Erinnere mich daran, dass ich dir die Krallen schneide, wenn wir wieder zurück sind.“
    Sie drehte sich zum Jeep um und stieg ein. Tief durchatmend ließ sie sich hinter das Steuer fallen und griff nach der Wasserflasche auf dem Beifahrersitz.
    Psychologische Kriegsführung von Katzen. Da hörte sich doch alles auf!
    „Obwohl: machen diese Fellnasen das nicht ständig und weltweit?“, fragte sie sich leicht amüsiert, als sie den Motor anließ. Ihr Anfall von Mutlosigkeit und das Verlassenheitsgefühl von vorhin waren verflogen, sie konzentrierte sich wieder auf das vor ihr Liegende. Gizmo sprang durch das offene Seitenfenster herein und rollte sich auf dem Beifahrersitz zusammen. Sie fuhren los.
     
    ΦΦ ΦΦ
     
    Der Plan, den N’gahar seinen Priestern unterbreitet hatte, war ebenso einfach wie überzeugend gewesen.
    Nachdem sie auf Rhodos ihr verstecktes Quartier bezogen hatten, waren sie noch am selben Abend zu einer ersten Exkursion auf die Insel aufgebrochen, deren genaue Lage ihnen noch immer unbekannt war, aber von der nach wie vor die energetische Signatur Bastets wie ein Funkpeilsignal ausging.
    Zuverlässig materialisierten die Ch’quar wieder in der ansonsten staubigen Senke, die jetzt durch die heftigen Regenfälle mit matschigem Dreck bedeckt war. Für die Materialisierung der Ch’quar war das ohne Belang. Es genügte einfache Erde oder staubförmige Materie, ob nun tatsächlich als trockener Staub oder mit Wasser gebunden in Matschform, das war unerheblich.
    „Lasst uns nach einem Unterschlupf suchen und bis morgen früh hier

Weitere Kostenlose Bücher