Das Dorf der Katzen
bleiben. Es sieht so aus, als würde das Dreckswetter dann endgültig vorbei sein und die Sonne wieder herauskommen. Dann können wir unsere Resistenz gegen das Sonnenlicht gleich testen“, schlug Tessal den anderen lautlos vor, „außerdem brauchen wir ein sicheres Versteck, um das Weib festzusetzen.“
Zustimmende Impulse erreichten ihn.
In gespenstischer Stille schwärmten die acht monsterartigen Kreaturen in der verregneten Nacht aus.
Es war Naf’nur, der etwa vier Stunden später die Höhle am Ende eines alten Steigs in dem niedrigen Gebirgszug fand, der Phelisonissi quer durchlief.
Bald darauf waren sie alle auf einem Plateau vor der Höhle versammelt und warteten gespannt auf den Sonnenaufgang. Es hatte tatsächlich aufgehört zu regnen. Die Wolken begannen, sich zu verziehen und die ersten Sterne traten hervor. Es würde sich also zeigen, ob die Vermutung ihres Meisters zutraf. Der annähernd verzehnfachte Energiefluss von Sachmet sollte ihre Schutzmechanismen entsprechend verstärkt haben.
Wenn nicht, waren ihre Aktivitäten nach wie vor auf die Nachtstunden beschränkt, was langfristig ein Hindernis gewesen wäre.
Einige Stunden später stieg die Sonne über einen fast wolkenlosen Horizont. Die Schatten wurden kürzer und schließlich traf der erste Sonnenstrahl auf das Plateau.
„Ich versuche es“, sagte Kasaffa. „Falls ich im Licht vergehen sollte, werde ich dreißig Stunden brauchen, bis ich wieder einen Ch’quar generieren kann. Ihr macht dann in dieser Zeit ohne mich weiter, wie wir vereinbart haben.“
Die anderen signalisierten Zustimmung.
Langsam ging Kasaffa auf den hellen Fleck zu, den der Sonnenstrahl auf das Plateau warf. Er holte tief Luft und wappnete sich innerlich gegen den brennenden Auflösungsschmerz. Dann streckte er vorsichtig sein rechtes Vorderbein in das helle Licht. Nichts geschah. Mutiger geworden trat er schließlich direkt in das Licht.
Seine Gefährten, die sich hinter ihm im Schatten der Felswand zusammendrängten, hielten den Atem an. Aber Kasaffa blieb unversehrt. Er drehte und wendete sich im Sonnenlicht wie im Scheinwerferlicht auf einer Bühne und sendete schließlich einen triumphierenden Impuls zu den anderen.
„Es stimmt! Der Meister hatte Recht - wir sind unempfindlich gegen die Sonne und damit sicher vor dem roten Strahl! Jetzt kann uns nichts und niemand mehr aufhalten!“
Im Bewusstsein, dass ihnen nicht einmal mehr das Sonnenlicht schaden konnte, das sie bislang wie Vampire scheuen mussten, wuchsen Selbstvertrauen und Siegesgewissheit der Priester enorm.
Sie vertrauten blindlings ihren übernatürlichen Kräften und schwärmten kurz nach Tagesanbruch über die Insel aus, um diese auszukundschaften.
Es galt, so viele Informationen wie möglich zu beschaffen, damit anhand der Topographie eine Identifizierung der Insel möglich wurde.
Erst dann konnte der Meister mit einem geeigneten Transportmittel die Insel anfahren oder anfliegen, um die noch festzusetzende Frau wegzubringen, zu sich in Sachmets Tempel.
Im Verlauf ihrer Erkundungen entdeckten die Ch’quar zwangsläufig recht schnell Illasandria.
Haschun wurde angewiesen, den Ort von einer erhöhten Warte aus eine Zeit lang zu observieren. Vielleicht tat sich ja etwas Interessantes?
Der Zufall spielte den Ch’quar in die Hände.
Haschun erkannte den Jeep anhand der vom Meister gemachten Beschreibung sofort. Und auch die junge blonde Frau, die den Jeep gerade die letzten Meter bis zum Ortsanfang von Illasandria steuerte, passte exakt zu der Beschreibung und vor allem zu dem Bild, das der Meister in ihre Köpfe projiziert hatte. Es konnte sich nur um das Weib handeln, dessen Gefangennahme N’gahar befohlen hatte.
Haschun hatte genug gesehen. Ihr potentielles Opfer war von Bastets Ort zu dem anderen, bisher unbekannten Ort gefahren. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder zurückfuhr. Dann konnte man sie abfangen.
Geräuschlos zog sich der Ch’quar zurück, um dann außer Sichtweite des Orts in einen rasenden Galopp zu verfallen. Es galt, die anderen zu informieren und den Zugriff vorzubereiten. Sachmet sei gepriesen, der Meister würde zufrieden sein!
ΦΦ ΦΦ
Nach nicht einmal zehn Minuten weiterer Fahrt kam Illasandria in Veras Blickfeld.
Vera fuhr vor bis zum Hafen und parkte so versteckt sie konnte hinter der Taverne von Nikola. Sie sprang aus dem Wagen und lief eilig um das Haus und die Treppen zur Veranda hoch.
Sie wollte so wenig wie möglich gesehen
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