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Das Dorf der Mörder

Das Dorf der Mörder

Titel: Das Dorf der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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Jeremy. Das ist ja eine Katastrophe, wie das hier abläuft. Ich bin ein Versager.
    »Was mache ich falsch?«
    »Das fragen Sie mich? Mich?« Rubin hob die Stimme. Wieder kam es Jeremy vor, als ob gerade eine zweite Person in ihr das Ruder übernehmen würde. »Kann ich jetzt endlich gehen, oder werde ich hier gegen meinen Willen festgehalten?«
    Die Vorführbeamten tauchten auf.
    »Danke«, sagte sie sarkastisch. »Dann mal wieder zurück in die beschützenden Werkstätten.«
    Rubin ging mit ihnen nach draußen.
    Jeremy drückte den Stopp-Knopf des Recorders und begann, die Aufzeichnungen wieder in den Ordner zurückzulegen. Er hatte ein schlechtes Gewissen. Er hätte dem Professor gleich, noch vor dieser Sitzung, sagen sollen …
    »Was war gestern?«
    Brock kam zurück und schloss die Tür hinter sich. Er war die Ruhe selbst. Nicht die Spur von Verärgerung oder Enttäuschung über den unbefriedigenden Ausgang der Befragung.
    »Ich habe Frau Rubin auf ihre Schwester angesprochen. Kurz nachdem Sie außer Haus waren«, sagte Jeremy. »Es tut mir leid. Es hat sich so ergeben, und ich wollte … ich wusste nicht, dass sie sich so darüber aufregen würde.«
    »Hat sie das?«
    »Und wie. Sie wollte uns verbieten, mit ihrer Schwester Kontakt aufzunehmen, und ist beinahe ausgerastet.«
    Nachdenklich verschränkte Brock die Hände auf dem Rücken.
    »Herr Saaler, Sie müssen solche Dinge mit mir absprechen«, sagte er schließlich. »Ich erkenne Ihr Bemühen, Ihren Fleiß und Ihre ehrliche Aufrichtigkeit. Aber vor allem erkenne ich, dass Sie keine Distanz halten. Am Anfang hegten Sie geradezu Abscheu vor Frau Rubin.«
    Jeremy wollte widersprechen, aber Brock schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. »Sie müssen lernen, Ihre Gefühle unter Kontrolle zu haben. Die negativen genauso wie die positiven. Ich muss ein Gutachten erstellen. Fragen nach verwandtschaftlichen Beziehungen sind dabei von einer solchen Relevanz, dass ich sie Ihnen niemals unbeaufsichtigt übertragen hätte.«
    Jeremy schluckte und sah zu Boden. Er fühlte sich gemaßregelt wie ein Kind.
    »Nachdem Sie Frau Rubin das Leben gerettet haben, hat sich Ihre Gefühlswelt verschoben. Aus der Mörderin, der Frau, die Unfassbares getan hat, wurde ein Mensch. Charlotte Rubins Leben maßen Sie mit einem Mal einen anderen Wert zu. Sie beherrschen sich weder in der einen noch in der anderen Richtung. Das müssen Sie lernen.«
    »Ja«, sagte Jeremy leise.
    »Ich verlange nicht von Ihnen, Menschen weniger wertzuschätzen oder übertrieben vorsichtig mit ihnen umzugehen. Aber ich muss Sie bitten – und halten Sie sich an diese Vorschrift –, Fragen von derartiger Bedeutung nicht ohne Absprache mit einer Patientin zu erörtern. Sie sind noch nicht so weit.«
    Den letzten Satz ließ Brock im Raum stehen. Jeremy hätte gerne gefragt, ob er es jemals sein würde. Aber er wusste, dass er damit noch kindischer dastehen würde, als er es jetzt schon tat.
    »Ziehen Sie mich ab?«
    Brock schnaubte und nahm die Akte vom Schreibtisch. Er blätterte sie durch, überflog hier ein Papier, zog dort ein Blatt heraus. Schließlich hatte er gefunden, was er gesucht hatte: die Personenstandsabfrage.
    »Natürlich nicht. Aber arbeiten Sie in Zukunft für und nicht gegen mich. – Cara Spornitz, dreißig Jahre alt. Veterinärmedizinerin. Sieh mal an. Die Liebe zum Tier scheint beide zu vereinen, und trotzdem hat sie ihre Schwester seit über zehn Jahren nicht gesehen. Das gibt Frau Spornitz zu Protokoll.«
    Jeremy beeilte sich, dem Professor über die Schulter zu sehen.
    »Frau Rubin behauptet das Gleiche. Außerdem lehnt sie es strikt ab, dass wir mit ihrer Schwester sprechen.«
    »Frau Rubin ist aus meiner Sicht nicht in der Lage, die Konsequenzen ihres Handelns einzuschätzen.«
    »Es hat sich trotzdem so angehört, als ob die beiden Hund und Katz wären«, sagte Jeremy.
    Der Professor lächelte. »Wir haben es in diesem Fall offenbar viel mit der Tierwelt zu tun.« Er setzte seine Lesebrille auf und startete den Browser seines Laptops. »Haben Sie sie schon gegoogelt?«
    Jeremy schüttelte den Kopf. Der Professor tippte die wenigen Informationen in seinen Computer.
    »Es gibt in ganz Deutschland nur eine Cara Spornitz. Sie ist Tierärztin und hat eine Praxis in Dessau. Erstaunlich. Zwei Schwestern mit ganz ähnlichen beruflichen Präferenzen.«
    Jeremy sah das anders. »Die eine züchtet Tiere, um sie zu verfüttern. Und die andere hat studiert und scheint eher daran

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