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Das Dorf der Mörder

Das Dorf der Mörder

Titel: Das Dorf der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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enttäuscht? Ich dachte, wir wären stärker. Aber wir werden besiegt.«
    »Also, ich weiß nicht«, schaltete sich der ohne Namen ein. Jeremy hätte ihn am liebsten auf der Stelle narkotisiert. »Das dürfen wir eigentlich nicht zulassen.«
    »Halten Sie den Mund«, fuhr Rubin ihn an.
    Der Beamte zuckte zusammen.
    »Das ist in Ordnung«, sagte Brock. »Das gehört bereits zur Sitzung.«
    »Ach ja?«, fauchte Charlie, wieder ganz die Alte. »Sind wir jetzt im Aquarium? – Geh nach Hause, Cara. Du kannst mir nicht mehr helfen. Es hat keinen Zweck.«
    »Ich werde das nicht zulassen!«
    »Das schaffst du nicht. Sieh es endlich ein.«
    »Nein!« Cara begann zu weinen, wollte auf Charlie zustürzen, aber Brock hielt sie fest.
    »Beruhigen Sie sich!«, rief er. Jeremy sah hektisch zu den Bewachungsposten. Sie standen quasi Gewehr bei Fuß und beobachteten die Szene mit finsteren Mienen.
    »Ich bin deine Schwester.«
    »Ich habe keine Schwestern mehr.« Rubin drehte sich zu Brock um. »Fangen wir heute nochmal an oder nicht?«
    Der Professor wandte sich an die beiden Beamten. »Sie dürfen uns jetzt allein lassen.«
    »Seh ich nicht so«, brummte Miesdrosny und zog den Hosenbund hoch. Ihm und seinem Kollegen war anzusehen, was sie von diesem Theater hielten.
    Cara ging wieder zu Charlie. Blitzschnell war der ohne Namen bei ihr und riss sie zurück.
    »Ich muss Sie bitten zu gehen. Ich darf keinen Kontakt zu der Untersuchungsgefangenen zulassen. Wenn Sie jetzt gehen, will ich dieses Familientreffen unter Zufall abbuchen. Ich würde Ihnen raten, unsere Geduld nicht weiter auf die Probe zu stellen.«
    Cara nickte schweren Herzens. Sie tat so, als ob sie zur Tür gehen würde, aber im letzten Moment drehte sie sich um und lief zu Charlie. Sie schlang ihre Arme um den Hals der Frau, die sie fast um eine Haupteslänge überragte. Miesdrosny stürzte sich auf sie und wollte sie zurückzerren. Auch Charlie versuchte verzweifelt, sich zu befreien. Schließlich konnte der Polizist die beiden Frauen trennen.
    »Charlie!«, schluchzte Cara.
    »Lass ihn. Er tut nur seine Pflicht. Das muss er doch tun, oder? Lass ihn weitermachen.«
    »Was?« Irritiert sah Cara sich um. »Ich soll einfach dabeistehen und zusehen?«
    »Es lag doch nie in unserer Hand. Sie haben doch immer mit uns gemacht, was sie wollten.«
    »Und wir haben uns gewehrt! Immer! Du kannst doch nicht einfach aufgeben, Charlie. Charlie!«
    Charlie schüttelte wütend die Hand des Polizisten ab. Das Pflaster an ihrem Hals löste sich, die Wunde brach auf. Blut sickerte auf den Kragen ihrer Bluse. Sie presste es wieder auf die Haut, aber ihre Fingerspitzen waren mit Blut befleckt.
    »Ach, Cara.« Sie sah sich um, als ob sie auf einer Bühne wäre. »›Ich bin einmal so tief in Blut gestiegen, dass, wollt’ ich nun im Waten stille stehn, Rückkehr so schwierig wär’, als durch zu gehn.‹«
    Niemand sprach. Jeremy hielt die Luft an. Ein eiskalter Schauder rieselte seinen Rücken hinab. Charlotte Rubin hatte getötet. Und Cara begriff, dass sie eine Schwester hatte, die sie nicht kannte.
    Miesdrosny griff zu und führte Rubin ab. Sie ließ es willenlos geschehen. Jeremy hatte einen Moment lang das Gefühl, einer großen Tragödie zugesehen zu haben.
    »Charlie!« Cara schrie, als ob sie ihr das Herz bei lebendigem Leib aus der Brust schneiden würden. Der ohne Namen packte Cara und beförderte sie unsanft Richtung Treppenhaus. »Charlie! Nein! Sie war es nicht! Was machen Sie mit ihr? Sie war … es nicht!«
    »Lassen Sie sie los!« Jeremy folgte den beiden, aber der Beamte ließ sich nicht beirren.
    »Warte unten!«, rief er ihr noch zu, bevor er zurückkehrte und sah, wie Rubin zu einem der Sessel taumelte und sich hineinwarf.
    »Ich hole Pflaster«, sagte er.
    Der Professor nickte und kümmerte sich um die Verletzte. Als Jeremy zurückkam, waren auch die beiden Polizisten wieder da.
    »Wir müssen das melden«, drohte der ohne Namen mit finsterer Miene.
    Brock verarztete Rubin. »Was denn? Dies ist eine Praxis und kein Gefängnis. Jeder hat Zutritt.«
    »Das war doch kein Zufall! Woher hätte diese Frau wissen sollen, wann wir mit ihr herkommen?«
    Er wies anklagend auf Rubin, die mit starrem, glasigem Blick im Sessel sitzen blieb.
    »Die Presse hat es eingehend thematisiert, dass ich der Gutachter von Frau Rubin bin. Ich wollte sowieso mit Frau Spornitz reden.«
    Rubin hob den Kopf. »Das hat keinen Zweck. Ich will hier weg. Geht das? Oder werde ich hier gegen meinen

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