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Das Dorf der Mörder

Das Dorf der Mörder

Titel: Das Dorf der Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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nicht«, sagte er schnell. »Ich habe Professor Brock versprochen, keinen privaten Kontakt mehr zu dir zu haben.«
    »Äh – wie bitte?«
    »Ich muss unsere Beziehung auf der beruflichen Ebene halten.«
    »Unsere Beziehung?«
    Cara drehte ihm jedes Wort im Mund herum, und er war dieser Situation nicht gewachsen.
    »Und du tust natürlich, was dein Professor dir sagt. Ich verstehe.«
    Er wunderte sich, dass sie keine Handtasche dabeihatte, aber vielleicht gewöhnten Tierärztinnen sich diesen Luxus irgendwann ab.
    »Ich besorge dir ein Hotel.«
    »Ich will kein Hotel! Ich kenne hier keinen Menschen. Nur dich.«
    Sie versuchte, ihren Autoschlüssel aus der Vordertasche ihrer knallengen Jeans zu befreien. Endlich hatte sie ihn in der Hand.
    »Und wenn ich jetzt nur mit dir reden will? Und vielleicht noch ein bisschen was anderes?« Sie kam näher. Der Blick aus ihren dunkelblauen Augen war wie ein Netz, in dem Jeremy sich verfing. »Er muss es doch nicht erfahren.«
    »Das geht nicht.« Gerade noch rechtzeitig war Jeremy eingefallen, dass seine berufliche Zukunft auf dem Spiel stand. »Ich mache dir einen Vorschlag. Ich bringe dich in ein Hotel, und heute Abend lade ich dich zum Essen ein. Und wir reden über alles.«
    »Alles?«, fragte sie leise.
    Er nahm sie in den Arm. Es war ihm egal, was Brock dachte. Wenn der Professor ihm nicht zutraute, mit dieser Situation klarzukommen, konnte er auch nichts daran ändern. Sie hob ihren Kopf und wollte ihn küssen, aber Jeremy wich der Berührung ihres Mundes aus. Seine Lippen streiften ihre Schläfe. Er spürte ihren Körper, gespannt wie ein Bogen, bereit zur Flucht.
    »He«, flüsterte er. »Beruhige dich. Es ist für keinen von uns leicht. Du bist nicht allein.«
    »Ja, Herr Doktor. Darf ich fragen, wie weit Ihre Fürsorge geht?«
    Er küsste sanft ihre Schläfe. »Bis hierhin und nicht weiter.«
    »Verdammt!« Sie riss sich los. »Also gut. Wir sehen uns heute Abend. Und dann reden wir. Über alles?«
    »Über alles. Nur nicht über Charlie.«

20
    I rgendjemand hatte das Ortsschild angefahren und anschließend versucht, es wieder geradezubiegen.
    »Wendisch Bruch«, murmelte Sanela und ließ ihren Wagen am Straßenrand ausrollen. Ihr Navigationsgerät wollte sie weiter in die Ortsmitte lotsen, aber für diese öde Ansammlung von drei Dutzend Häusern und Höfen brauchte sie es nicht mehr.
    Es war mörderisch heiß. Weit entfernt auf einer Anhöhe fuhr ein Traktor und blies eine gelbe Staubwolke in die Luft. Die Ernte reifte heran, und noch bevor sie eingefahren sein würde, wäre Charlotte Rubin eine verurteilte Mörderin.
    Sanela stieg aus. Das T-Shirt klebte an ihrem Leib. Sie hob den Saum und fächelte ihrem Bauch etwas Kühlung zu. Dabei prägte sie sich die Lage der Gebäude ein. Zur Linken erstreckte sich eine Art Aussiedlerhof. Das Hauptgebäude war ein heruntergekommenes Haus mit grauem Putz, an das lange Baracken angebaut worden waren. Sanela vermutete Viehzucht und hoffte, dass die Lüftung funktionierte. Unkraut wucherte, wo der Beton auf dem Hof rissig geworden war. Die Fenster waren blind vor Schmutz. Keine Menschenseele war zu sehen. Die Stille lastete über dem Anwesen, und Sanela begriff, als sie die Anzeichen der Verwahrlosung zusammenzählte, dass es schon lange aufgegeben worden sein musste.
    Rechts führte ein schmaler Feldweg in die Äcker. Hinter dem Ortsschild reihten sich entlang der Straße die wenigen Häuser auf. Da ihr Wagen mit dem Berliner Nummernschild auffallen würde, egal ob sie ihn vor oder hinter dem schiefen Ortsschild stehen lassen würde, stieg sie wieder ein.
    Langsam rollte sie die Hauptstraße entlang und fragte sich, ob dieser Ort das Risiko wert war, das sie gerade einging. Wenn Gehring mitbekam, wo sie war, würde er ihr den Kopf abreißen.
    Andererseits konnte sie in ihrer Freizeit natürlich machen, was sie wollte. Gut, der Begriff Freizeit war dehnbar. Sie hatte sich wegen der Schmerzen in ihrer Schulter krankschreiben lassen. Das war noch nicht einmal gelogen, denn die Beschwerden dauerten an, vielleicht auch deshalb, weil sie die Physiotherapie übertrieben hatte. Sie beruhigte den Anflug von schlechtem Gewissen damit, dass dieser Tag, egal wie sie ihn verbrachte, ihrer Genesung dienen würde. Landluft sollte ja bei so ziemlich allem helfen.
    Das Dorf schien wie ausgestorben. Einige Häuser sahen so aus, als wären sie nicht mehr bewohnt. Eingefallene Zäune, unbeschnittene Hecken, zugewachsene Eingänge. An der Kreuzung

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