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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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der Dicke Dampf ablassen konnte. Außerdem wirkte der bloße Anblick des feisten Superintendenten in voller Fahrt selbst bei den kooperativsten Zeugen noch als bemerkenswerte Gedächtnisauffrischung.
    Auf Mrs. Holmes wirkte er allerdings gar nicht. Sie hatte Wield alles gesagt. Dalziel quetschte sie trotzdem weiter aus, bis schließlich ihr Mann durch seinen struppigen Bart knurrte: »Jetzt reicht’s aber. Habt ihr Kamuffel denn keine Betten zu Haus, die euch rufen? Der Kerl ist Ihnen letztes Mal entwischt, wieso denken Sie dann, daß all der Radau Sie diesmal weiterbringt?«
    »Was haben Sie da gesagt?« fuhr Dalziel ihn an.
    Holmes zuckte nicht mit der Wimper.
    »Ich hab gesagt, daß meine Frau Ihnen alles erzählt hat und daß es an der Zeit ist …«
    »Nein, nein«, meinte Dalziel ungeduldig. »Sie sagten, all der Radau, stimmt’s?«
    »Das bedeutet Wirbel oder Krach«, erklärte Wield hilfsbereit.
    »Ich weiß verdammt gut, was das bedeutet«, sagte Dalziel. »Mrs. Holmes, tut mir leid, daß wir Sie so spät noch stören mußten. Sie waren uns eine große Hilfe. Vielen Dank. Und Mr. Holmes …«
    »Ja?«
    »Ich erinnere mich dunkel, daß es in der Verantwortung eines Bauern liegt, seine Hecken so weit zurückzuschneiden, daß sie nicht die öffentlichen Straßen behindern. Sie sollten sich darum kümmern, bevor es einen Unfall gibt. Gute Nacht.«
    Sie stiegen wieder ins Auto, doch anstatt zurück nach Danby fuhr Dalziel das Tal hinauf, bis sie zur Absperrung des Stauseegeländes kamen.
    »Lust auf einen Spaziergang?« fragte er.
    Sie nahmen Taschenlampen mit, die sie jedoch nicht brauchten. Ein beinahe voller Mond hing im klaren Himmel wie ein Scheinwerfer. In seinem Licht stiegen sie die Stufen zum Damm hinauf und blickten über das silbrige Wasser des zusammengeschrumpften Mere auf die scharfe Silhouette von Lang Neb und Beulah Height.
    »Drüben auf der Danby-Seite hat die Suche nix ergeben«, sagte Dalziel, »und unser Chief will seine Leute wiederhaben. Vielleicht hätten wir mehr Zeit auf dieser Seite verbringen sollen, hm? Zumindest hätten wir den Mere mal absuchen können. Ich werd gleich morgen früh ein Team Meerjungfrauen herschicken. Was meinen Sie?«
    »Gute Idee, Sir«, erwiderte Wield. »Ich werde mich darum kümmern, wenn Sie wollen.«
    Insgeheim hielt er es für Zeitverschwendung, den See durchzukämmen, doch da er wußte, daß der Dicke nicht nur von Pflichtgefühl getrieben wurde, sah er zum funkelnden Sternenhimmel hinauf und schwieg.
    Auch in Danby beschwerte er sich nicht, als Dalziel ihn eine weitere halbe Stunde durch fruchtlose Vermutungen vom Zubettgehen abhielt. Doch schließlich gab es nichts mehr zu sagen, und jeder fuhr nach Hause. Oder besser: Wield fuhr nach Hause, und Dalziel zurück zu Cap Marvell.
    Er wußte nicht, ob er ins Haus gegangen wäre, wenn er kein Licht gesehen hätte, aber da es brannte, öffnete er die Tür.
    Cap hatte auf ihn gewartet. Sie sah ihn fragend an. »Und?«
    »Nichts, das Sinn ergeben würde. Falls Benny wirklich zurück ist, muß wohl ein klügerer Kopf als ich herausfieseln, warum.«
    Wie bei seiner ersten Ankunft berührte sie diese Offenbarung von Verletzlichkeit tief, und sie ging zu ihm und nahm ihn in den Arm.
    Diesmal war ihr Liebesspiel langsamer, eindringlicher, doch wie stets mit vulkanartigem Höhepunkt.
    »Himmel«, stöhnte sie, »das war wie … wie …«
    »Wie was?«
    »Ich weiß nicht. Als hätte jemand im Himmel eine Flasche Champagner geschüttelt und den Korken krachen lassen, und wir wären in einer der Schaumperlen durchs All gezischt.« Dann lachte sie über ihre blumige Beschreibung und fuhr fort: »Entschuldige meine rosa Prosa, aber du weißt, was ich meine, oder?«
    »O ja«, sagte er. »Aber wahrscheinlich war das nur Gott, der in der Badewanne gefurzt hat.«
    Sie lehnte sich weit genug zurück, um ihm einen Schlag auf sein gefühlloses Herz zu geben, und ließ sich dann wieder heranziehen.
    »Wie um alles in der Welt habe ich mich nur auf einen Neandertaler wie dich einlassen können, Andy?« fragte sie.
    »Das macht die Uniform.«
    »Aber du trägst doch gar keine.«
    »Ich mein das auch symbolisch. Es ist die Autorität, die dich anmacht. Ich hatte schon andere Spitzel als dich. Sie wollen meinen Körper, nicht meine Kohle.«
    »Ich bin nicht dein Spitzel«, protestierte sie.
    »Nicht? Dann muß es an meinem natürlichen Charme liegen. Darf ich den Schlüssel behalten für den Fall, daß ich es morgen abend

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