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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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er eben ein neues Lied spielen. Ich glaube, nach dieser Sache sind wir alle reif für ein paar neue Lieder, oder nicht?«
    »Ganz deiner Meinung«, erwiderte er mit Nachdruck. »Und wo wir schon von alten Liedern sprechen – könntest du mir wohl Mahlers Zweite Symphonie vorpfeifen?«
    »Bitte?«
    Er erklärte es ihr. Sie redeten noch eine Weile. Schließlich legte er auf und sah sich um. Sein Spaziergang hatte ihn an die Ruinen des alten Dorfes gebracht. Pascoe trug noch immer die Kopie von Wields Landkarte in der Tasche, die Dalziel ihm gegeben hatte. Damit versuchte er nun, einzelne Gebäude ausfindig zu machen, war sich aber bei keinem außer der Kirche absolut sicher. Wie er in »Das Ende von Dendale« gelesen hatte, war sie ganz in der Nähe des Felsens, der vormals den Toten von Dendale Schutz geboten hatte, ehe sie ihre Reise über den Leichenpfad nach St. Michael’s antraten. Das restliche Dorf war ein Durcheinander von Steinhaufen, deren Zuordnung mehr Ortskenntnis oder archäologischem Geschick bedurfte, als er besaß.
    Er stand lange Zeit da und spürte um sich herum die Seelen der Toten und auch der Lebenden, deren Aufbruch von hier eine Generalprobe für den Tod gewesen war. Dann hörte er einen Motor brummen und sah, wie ein Range Rover der Polizei ans Ufer zu den Tauchern hinunterholperte. Dalziel kletterte heraus, und nach ihm Wield und Novello.
    Als er zu ihnen stieß, hatten sie bereits Perrimans Bericht gehört, erkundigten sich aber zunächst nach Rosie.
    »Ich habe gerade eben Ellie von meinem Handy aus angerufen«, antwortete er. »Sie schläft immer noch tief und fest. Ich meine, sie schläft richtig. Es sieht gut aus.«
    »Na prima«, sagte Dalziel. »Und das andere Mädchen, mit dem komischen Namen?«
    »Zandra? Sie ist gestorben.«
    »Oh, Scheiße.«
    Es folgte ein langes Schweigen der Art, das man sich nicht zu brechen getraut. Schließlich räusperte sich Dalziel und sagte abrupt: »Nun gut, mein Junge. Also, was ist hier los? Wie kommt’s, daß Sie bei all Ihren privaten Sorgen trotzdem mehr wissen als ich?«
    »Ich hatte Hilfe«, sagte Pascoe. »Aus unerwarteter Ecke.« Er führte sie zu seinem Wagen und nahm einen großen Umschlag vom Beifahrersitz.
    »Was wissen Sie über Elizabeth Wulfstan?« fragte er.
    »Ich weiß, daß sie Betsy Allgood ist, die vor langer Zeit erst Vollwaise wurde und dann adoptiert«, sagte Dalziel. »Und daß sie als junger Teenager ’ne Psychiaterin brauchte, um auf die Reihe zu kommen.«
    »Genau«, sagte Pascoe. Er war nicht überrascht, daß Dalziel das wußte, doch würde er sich vermutlich sehr wundern, wenn er erführe, wie spät und auf welche Weise Dalziel darauf gekommen war. »Die Psychiaterin war übrigens Paula Appleby.«
    »Die aus der Glotze? Die findet, Polizisten sollten Östrogen gespritzt kriegen? Du meine Güte!« meinte Dalziel. »Aber was hat das überhaupt mit unsrer Sache zu tun?«
    Pascoe zog ein paar Bögen aus dem Umschlag.
    »Dies sind die Abschriften von Betsys Erinnerungen an Dendale und danach, die im Verlauf ihrer Behandlung aufgezeichnet wurden.«
    »Au weia«, sagte Dalziel und nahm die Protokolle an sich.
    Er überflog sie kurz. Er besaß nicht Wields beinahe fotografisches Gedächtnis, aber er war schnell.
    »Tja, nun«, meinte er, als er fertig war. »Das Mädchen sagt da auf etwas erwachsenere Art, was sie uns fünfzehn Jahre vorher in Dendale schon erzählt hatte.«
    »Stimmt«, bestätigte Pascoe. »Ich habe hier auch eine Kopie von Dr. Applebys Abschlußbericht an die Wulfstans. Sie schreibt darin, daß die psychische Verfassung des Mädchens eine Folge ihres verzweifelten Bedürfnisses gewesen sei, sich in ihrem neuen Zuhause sicher zu fühlen – nach dem traumatischen Verlust beider Eltern zu einer Zeit, in der sie sich noch nicht von den Ereignissen in Dendale und natürlich auch von ihrem Wegzug von dannen erholt hatte.«
    »
Von dannen«,
wiederholte Dalziel. »Diese Worte hab ich ja vermißt! Aber was mich im Moment am meisten beunruhigt, ist nicht
von dannen,
sondern
von wannen
Sie diese Sachen her haben. Sie waren doch nicht mit einer verbogenen Haarnadel an Wulfstans Schreibtisch, wie ich hoffe?«
    »Ist schon in Ordnung, Sir, ich hab meine Fingerabdrücke weggewischt«, sagte Pascoe. Dann grinste er und fügte hinzu: »Keine Sorge. Nichts Illegales. Jedenfalls nicht von mir. Jemand hat sie mir gegeben. Arne Krog.«
    »Gott sei Lob und Dank«, sagte Dalziel, weniger erleichtert darüber, daß kein

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