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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Wir wollen einmal das Ufer bis zur Flußecke absuchen. Bei dem Sumpflande auf der einen und dem Flusse auf der anderen Seite kann es weder rechts noch links an Wasserwild fehlen, und – wer weiß? – vielleicht haschen wir einen schmackhaften Fisch, der in unsere Tafel eine erwünschte Abwechslung brächte.
    – Hüten Sie sich vor Krokodilen und auch vor Flußpferden, Herr Huber, warnte der Foreloper.
    – O, Khamis, so eine Flußpferdkeule, auf der Stelle gebraten, soll, denke ich, auch nicht zu verachten sein!… Warum sollte ein Thier von so glücklichem Charakter – eigentlich ein Süßwasserschwein – kein saftiges Fleisch liefern?
    – Von glücklichem Charakter, Max… mag sein, doch wenn man es reizt, ist seine Wuth geradezu furchtbar.
    – Man kann ihm aber doch nicht so ein paar Kilogramm vom Leibe abschneiden, ohne es ein bischen böse zu machen…
    – Kurz, fügte John Cort hinzu, wenn Ihr von der geringsten Gefahr bedroht seid, so kommt schnellstens zurück. Seid vorsichtig…
    – Und Du sei nur ruhig, John… Komm, Llanga…
    – Geh’, mein Junge, und vergiß nicht, daß wir Dir Deinen Freund Max anvertrauen!«
    Nach einer solchen Rede konnte man sich für gesichert halten, daß Max Huber kein Unfall zustieße, denn Llanga würde schon über ihn wachen.
    Max Huber ergriff sein Gewehr und übersah seinen Patronenvorrath.
    »Schonen Sie Ihre Munition, Herr Max, ermahnte ihn der Foreloper.
    – Gewiß, so viel wie möglich, Khamis. Es ist aber wirklich bedauernswerth, daß die Natur in den afrikanischen Wäldern nicht ebenso einen Patronenbaum, wie den Brod-und den Butterbaum erschaffen hat. Dann würde man sich im Vorübergehen seine Patronen wie Feigen oder Datteln von seinen Zweigen pflücken.«
    Nach dieser unbestreitbar richtigen Bemerkung schlugen Max Huber und Llanga eine Art Fußpfad in der Mittelhöhe der Uferwand ein, wodurch beide sehr bald den Blicken der anderen entschwanden.
    John Cort und Khamis gingen inzwischen daran, geeignete Stämme zur Herrichtung des Flosses zu suchen. Wurde das auch nur ein recht nothdürftiges Fahrzeug, so mußte dazu doch das möglichst geeignete Holz ausgewählt werden.
    Der Foreloper und sein Begleiter besaßen nur ein kleines Beil und zwei Taschenmesser. Mit so mangelhaften Hilfsmitteln war es offenbar schwierig, Riesen des Waldes oder selbst Bäume von geringerem Durchmesser zu fällen. Khamis beabsichtigte deshalb auch, nur herabgefallene Aeste und Zweige zu benutzen, die mit Lianen unter einander verbunden werden sollten und über denen er eine Art Fußboden aus Gras und Erde herzustellen gedachte. Bei zwölf Fuß Länge und acht Fuß Breite mußte das Floß drei Männer und ein Kind aufnehmen können, die es überdies zu jeder Mahlzeit und jeder Nachtruhe verlassen sollten.
    Von solchem Holz, das durch Alter, Sturmwind oder Blitzschlag zu Boden gefallen war, fand sich eine beträchtliche Menge auf dem Sumpfgebiete, worüber nur noch einige harzreiche Bäume aufragten. Die zum Bau des Flosses nöthigen Bestandtheile wollte Khamis nun zusammentragen, und als er das John Cort mitgetheilt hatte, war dieser sofort bereit, ihn dabei zu unterstützen.
    Noch einmal warfen sie einen Blick auf das Ufer stromauf-und stromabwärts, und da alles in der Umgebung des Sumpfes ruhig zu sein schien, machten sich beide auf den Weg.
    Sie hatten kaum hundert Schritte zu thun gehabt, als sie schon auf eine Anhäufung schwimmfähiger Holzstücke trafen. Eine größere Schwierigkeit lag freilich in deren Beförderung bis zum Wasserrande. Erwiesen sie sich für die Kräfte zweier Personen zu schwer, so sollte das erst nach der Rückkehr der Jäger versucht werden.
    Inzwischen ließ alles vermuthen, daß Max Huber auf der Jagd Glück habe. Eben krachte ein Schuß und bei der Treffsicherheit des Franzosen war anzunehmen, daß das kein verlorener wäre. Bei ausreichender Munition ließ sich mit Bestimmtheit erwarten, daß die Ernährung der kleinen Gesellschaft für die dreihundert Kilometer bis zum Ubanghi und auch noch darüber hinaus gesichert sein werde.
    Khamis und John Cort waren noch mit der Auswahl der geeignetsten Hölzer beschäftigt, da vernahmen sie aus der von Max Huber eingeschlagenen Richtung her laute Rufe.
    »Das war Maxens Stimme, sagte John Cort.
     

    Aus dem Winken konnten sie nur entnehmen, daß sie zu ihnen hinkommen sollten.
     
    – Jawohl, antwortete Khamis, und daneben auch die Llangas.«
    Wirklich mischten sich ein schärferer Laut und eine tiefere

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