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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Sexualstraftäter, sodass der Mob schließlich gegen Brehm und dessen Familie losgezogen war. Brehm fühlte sich dadurch so in die Enge getrieben, dass er am Heiligabend Ralf von Dirschau vor der Kirche niedergestochen hatte. Dafür verbüßte der Mann jetzt eine Haftstraße in Flensburg.
    Dieses Verbrechen hatte viele Menschen aus ihrem gewohnten Leben gerissen. Der Ehemann und Vater der beiden Mordopfer litt nicht nur unter dem Verlust seiner Familie, sondern galt zunächst auch als Tatverdächtiger. Seit ein paar Jahren konnte er sein Leben wieder neu gestalten, er war der Arbeitslosigkeit entflohen und hatte eine sichere Beschäftigung als Busfahrer auf der Strecke von Husum nach Oldenswort gefunden. Inzwischen hatte er auch eine Familie gegründet. Was aus der Familie des Messerstechers geworden war, wusste Christoph nicht. Die Frau war mit den Kindern bald nach der Tat aus Eiderstedt fortgezogen.
    Und auch für Christoph selbst hatte dieser erste Mord, der unter seiner Verantwortung geklärt wurde, tiefgreifende persönliche Veränderungen gebracht. Seine damalige Frau Dagmar konnte nicht verstehen, dass er am Heiligabend nicht nach Kiel zurückkehren konnte. Die beruflich bedingte Trennung führte zur Entfremdung und schließlich zur Scheidung. Heute konnte er sich nicht mehr vorstellen, Nordfriesland wieder zu verlassen. Er war hinterm Deich heimisch geworden, hatte sich hier beruflich und mit seiner zweiten Frau Anna auch privat eingelebt. Und, dabei warf er einen verstohlenen Blick auf den Oberkommissar, er würde den knorrigen Wilderich Große Jäger sicher vermissen.
    Â»Können Sie auch reden, ohne in jedem zweiten Satz einen Fäkalausdruck zu verwenden?«, fragte Große Jäger. »Schließlich sind Sie kein pubertärer Jugendlicher mehr, dem man das nachsehen würde.«
    Â»Ich rede so, wie es mir passt.«
    Â»Hat von Dirschau auch mit anderen Dorfbewohnern Streit gehabt?«, mischte sich Christoph ein.
    Â»Den mag keiner auf Eiderstedt. Der Drecksack hat überall seine Pfoten drin. Dem müsste man die Ei…«
    Â»Bist du hier das Dorfekel?«, unterbrach ihn Große Jäger. »Gibt es dafür Honorar?«
    Â»Arschloch«, erwiderte Biesterfeldt.
    Der Oberkommissar lachte und zeigte dabei seine nikotingelben Zähne. »Du mich auch.«
    Â»Ihr könnt mich kreuzweise«, schimpfte Biesterfeldt und drehte sich um. Im Weggehen hob er seine Hand und zeigte über die Schulter den ausgestreckten Mittelfinger.
    Â»Der hieß früher sicher nur Feld«, sagte Große Jäger lachend. »Erst nachdem er so verbiestert wurde, hat er seinen jetzigen Namen erhalten. Früher gab es in den kleinen Orten häufig den Dorfdeppen. Heute scheint es der Kotzbrocken zu sein, der seinen Nachbarn das idyllische Leben hinterm Deich vergällt.«
    Â»Von wegen Kotzbrocken. Da fragen Sie mal den Wychzek.« Biesterfeldt hatte es sich anders überlegt und war noch einmal umgekehrt.
    Â»Sie meinen den Fremden?«, fragte Christoph, der sich an Gesine Wittes Einteilung der Bewohner erinnerte.
    Â»Was will der hier?«, schimpfte Biesterfeldt.
    Â»Hat er Ihnen etwas getan?«
    Â»Was? Wie? Mir getan?« Der Mann war irritiert. Dann zog der vernehmlich die Nase hoch. »Das sollte jemand versuchen. Der überlebt das nicht.«
    Â»So wie Michel Witte? Was hat der Ihnen zugefügt?«, mischte sich Große Jäger ein.
    Â»Witte? Das ist doch ein harmloser Irrer.« Biesterfeldt stutzte. »Moment mal. Sie glauben doch nicht, dass ich den Michel … Mensch, ihr Dummbeutel. Das habe ich vorhin schon gesagt. Was ist überhaupt mit dem passiert?«
    Große Jäger trat dicht an Biesterfeldt heran, zog den Bauch ein und ließ ihn dann vorschnellen. Die Aktion war überraschend, sodass der Mann einen Schritt zurücktaumelte.
    Â»Bist du bescheuert?«, rief er.
    Der Oberkommissar machte den nächsten Schritt auf Biesterfeldt zu.
    Â»Pass mal auf, du Blödnase. Solche Furzlappen wie dich mag ich gar nicht leiden. Deine dummen Sprüche möchte ich gern archivieren. Ich werde dich jetzt so falten, dass du in einen Schuhkarton passt. Dann stelle ich dich in das Regal. Und vorne schreibe ich ›Blödmann‹ drauf.« Dabei zeigte Große Jäger mit seinen Händen das Format eines Schuhkartons an. »Ach, nicht Blödmann. So clever bist du nicht, dass du diesen Namen

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