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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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verdient hättest. Bist du musikalisch? Wie wäre es mit Arschgeige?«
    Erneut wich Biesterfeldt zurück. Diesmal folgte ihm der Oberkommissar nicht.
    Â»Darf der das?«, fragte er mit vibrierender Stimme und sah Christoph an.
    Â»Ich weiß nicht, was Sie meinen«, erwiderte Christoph, zog demonstrativ sein Handy hervor, drehte sich um und entfernte sich ein paar Schritte. Es amüsierte ihn, dass hinter seinem Rücken das große Schweigen ausgebrochen war.
    Christoph wählte das Innenministerium in Kiel an. Es dauerte ewig, bis er mit Frau Karlsson verbunden war.
    Â»Herr Witte hatte gestern einen Termin bei uns«, erklärte die Frau.
    Â»Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    Â»Er hat die Verabredung nicht wahrgenommen, ohne abzusagen.« Es klang schnippisch.
    Â»Er hat sich nicht gemeldet?«
    Â»Das sagte ich eben.«
    Â»Haben Sie versucht, Herrn Witte zu erreichen, nachdem er nicht gekommen ist?«
    Â»Das ist nicht meine Aufgabe. Er wollte etwas von mir.«
    Â»Können Sie mir sagen, welches Thema Sie behandeln wollten?«
    Â»Nein!«
    Â»Herr Witte ist verschwunden. Deshalb ermitteln wir in dieser Angelegenheit.«
    Â»Bei mir ist er nicht. Er hat sich hier auch nicht abgemeldet.«
    Â»Es wäre für uns wichtig zu prüfen, ob sein Verschwinden möglicherweise mit dem geplanten Besuch in Kiel in Verbindung steht«, erklärte Christoph.
    Â»Stellen Sie ein förmliches Amtshilfeersuchen über Ihre vorgesetzte Dienststelle«, blieb Frau Karlsson stur.
    Große Jäger, der sich mit einer brennenden Zigarette zu Christoph gestellt hatte, erriet aus Christophs Bemühungen, dass sich der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung als hartnäckig erwies.
    Â»Spinnen heute alle?«, fragte er und machte eine Wischbewegung mit der Hand vor der Stirn.
    Es war zwecklos. Die Mitarbeiterin des Ministeriums verweigerte jede weitere Auskunft.
    Â»Die hätte dir sicher auch nicht geantwortet, wenn du gefragt hättest, ob sie die Tante vom Dach ist.«
    Christoph sah den Oberkommissar ratlos an.
    Â»Karlsson vom Dach. Astrid Lindgren. Nie gehört?«
    Â»Der ist männlich, der Karlsson.«
    Große Jäger grinste.
    Â»Soweit ich deinen Teil des Telefonats mitbekommen habe, hat sich Karlsson als sehr herb erwiesen.« Große Jäger zeigte hinter sich. »Der Biesterfeldt hat sich irgendwo in seinen Stall verkrochen.«
    Christoph zog die Stirn kraus. »Als Nächstes sollten wir nach Wittes Auto Ausschau halten. Außerdem wäre es wichtig zu erfahren, ob er ein Hotelzimmer in Kiel reserviert hat und dort aufgetaucht ist oder es wieder storniert hat. Wir sollten auch eine Handyortung anbahnen.«
    Große Jäger stöhnte. »Das übliche Programm. Niemand da draußen glaubt uns, mit welchen Dingen wir uns befassen müssen.«
    Christoph unterließ es, zu antworten. Worte waren überflüssig. In ihrer Zusammenarbeit saß jeder Handgriff, jede Aktion verlief abgestimmt. Wir wären sicher ein gutes Team beim Synchronschwimmen, dachte Christoph und schmunzelte, als sein Blick auf Große Jägers Schmerbauch fiel. Nun ja, setzte er seinen Gedanken fort. Vielleicht wären wir nicht die Besten, sicher aber die Unterhaltsamsten.
    Â»Lass uns über den Deich sehen, während wir unsere Telefonate führen«, schlug der Oberkommissar vor und trottete vom Grundstück über die Straße. Er fand ein Tor, das den Zugang zum Seedeich ermöglichte, und stapfte zur Deichkrone empor. Christoph folgte ihm. Dabei achtete er darauf, den allgegenwärtigen Hinterlassenschaften der Deichschafe auszuweichen. Reimer Reimers würde es sicher »Naturdünger« nennen.
    Von hier oben bot sich ein Blick über das Weltnaturerbe Wattenmeer. Ob den Menschen da unten, bei diesem Gedanken sah Christoph zu den Häusern, die sich hinter den Deich duckten, bewusst ist, dass sie in einer Gegend leben, die als Naturdenkmal dem Grand Canyon oder dem Great Barrier Riff vergleichbar ist? Nur dass es hier ruhiger ist und die Massen aus aller Welt nicht hier einfallen. Er selbst empfand es als Privileg, hier leben zu dürfen – dort drüben, auf der anderen Seite des Heverstroms, wo sich die Küstenlinie Nordstrands abzeichnete mit dem markanten Siloturm in Süderhafen, dem ein wenig Farbe sicher gutgetan hätte.
    Vor ihm breitete sich das Wattenmeer aus. Ebbe. Die um diese Jahreszeit

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