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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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richterlichen Beschluss erwirken. Daran habe ich keinen Zweifel.«
    Â»Können Sie nichts dagegen unternehmen?«, fragte Reimers. »Einen Eilantrag – oder wie man das nennt? Eine einstweilige Verfügung?«
    Â»Das würde uns in der Sache nicht weiterführen. Wir sollten uns aber kooperativ zeigen«, erklärte Sobbe-Lenkering.
    In der Praxis erwiesen sich Rechtsanwälte oft als verständig und kooperationsbereit. Sie widersprachen damit dem Bild des auf Konfrontation ausgerichteten Gegenspielers der Ermittler, das oft in Fernsehfilmen gezeigt wurde.
    Sobbe-Lenkering sah Christoph an. »Wir möchten dennoch einen richterlichen Beschluss, allein um hinterher die Kostenfrage und die Übernahme der Aufwendungen für die Betriebsunterbrechung ordnungsgemäß behandeln zu können.«
    Â»Selbstverständlich«, bestätigte Christoph.
    Â»Wir vertrauen Ihnen. Mein Mandant hat keine Einwände, wenn Sie schon vor dem richterlichen Beschluss mit Ihren Untersuchungen beginnen. Oder?« Er sah Reimers fragend an.
    Der Landwirt nickte resignierend.
    Â»Ich habe noch ein paar Fragen an Herrn Reimers«, sagte Christoph zu dem Anwalt und sprach dann Reimers an.
    Â»Herr Matuschka beklagt sich darüber, dass es Zwist im Dorf gibt. Man streitet sich um die Windenergieanlagen. Er sagt, die Landwirte würden es einseitig sehen und nur auf den Profit aus den Anlagen achten, dabei aber alle anderen Aspekte außen vor lassen, insbesondere die Lebensqualität.«
    Â»Wir waren zuerst hier«, erwiderte Reimers barsch. »Seit Generationen. Eiderstedt war immer Bauernland. Wenn es diesen Leuten nicht passt, sollen sie in der Stadt bleiben. Wir haben sie nicht hierhergebeten.«
    Â»Reimer«, schaltete sich Karen Brunke ein. »Versuch doch einmal, es lockerer zu sehen. Die jungen Leute, ich meine die hier geboren und groß geworden sind, ziehen weg, weil sie wenig Perspektiven haben. Es gibt kaum Arbeitsplätze, und qualifizierte sind noch rarer. Da müssen wir froh sein, dass andere diese Gegend wertschätzen und hier leben möchten. Ein gedeihliches Miteinander ist doch das Beste, was uns passieren kann.«
    Â»Papperlapapp«, tat Reimers den Einwand ab. »Wie sollen wir vernünftig wirtschaften, wenn man uns Knüppel zwischen die Beine werfen will? Ich muss dir nicht erzählen, dass man uns auf der einen Seite vorwirft, wir würden am Trog des Länderfinanzausgleichs hängen, auf der anderen Seite blockiert uns der Süden …«
    Â»Bayern«, warf Karen Brunke ein.
    Â»Von mir aus«, sagte Reimers unwirsch. »Die wollen nicht unseren Windstrom, sondern ihn selbst erzeugen. Ist doch Blödsinn. Hier weht der Wind nun einmal konstanter als auf der Alm.«
    Â»Es gibt den Einwand des teuren Netzes, über das der Strom in den Süden transportiert wird«, gab die junge Frau zu bedenken.
    Â»Auch diese Behauptung ist Humbug. Wir hatten drei Atomkraftwerke in Schleswig-Holstein, obwohl für den Eigenbedarf eines gereicht hätte. Da gab es keine Probleme, den Strom in den Süden zu transportieren.« Der Landwirt fuchtelte wild mit den Armen in der Luft herum. »Klar. Die wollten die Kraftwerke nicht vor der Haustür haben. Das Braunkohlekraftwerk, das den Dreck nur so in die Luft geblasen hätte, sollte auch bei uns gebaut werden. In Brunsbüttel. Nun haben wir die Energiewende, und wir könnten sauberen Strom liefern. Und? Was ist?«
    Â»Und Witte war auch gegen die Energiewende?«, hakte Christoph nach.
    Â»Witte? Der war gegen alles. Der ist doch selbst schuld. Wussten Sie, dass er Land geerbt hatte? Sogar ein beträchtliches Stück. Das sind gut vierzig Hektar.«
    Â»Was macht er damit?«, wollte Christoph wissen.
    Â»Die hat er verpachtet.«
    Â»An Sie?«
    Reimers stapfte mit dem Fuß auf. Es gelang ihm nicht, den Zorn zu unterdrücken. »Bis zum vergangenen Jahr war das kein Thema. Gut die Hälfte von Wittes Land hatte ich gepachtet. Aber dann ist er durchgeknallt. Er verlangte plötzlich eine so hohe Pacht, wie sie kein Landwirt mehr erwirtschaften kann.«
    Â»Und wer pachtet das Land? Und wofür?«
    Â»Kapitalanleger. Das geht nur, wenn Sie eine große Fläche bewirtschaften.« Reimers nickte versonnen und sprach mehr zu sich selbst. »Das läuft nur noch über die Größe. Von Dirschau aus Marschenbüll ist so einer. Der kauft

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