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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Jäger einen strafenden Blick zu.
    Â»Das klang sehr schwarz.«
    Â»Mag sein, aber es beschreibt die Situation. Freiwillig ist Witte nicht in die Anlage gegangen. Wer könnte ihn dort hineinexpediert haben? Und warum? Motive gibt es mehrere. Und hinter jedem steht ein anderer potenzieller Tatverdächtiger.«
    Christoph schüttelte den Kopf.
    Â»Man sollte es nicht für möglich halten, dass in einem so überschaubaren Gemeinwesen so viele Gegensätze herrschen. Wenn man auf der Straße hinterm Deich an den Häusern entlangfährt und den beschaulichen Ort sieht, glaubt man, hier sei die Welt noch in Ordnung. Alles wirkt so friedlich.«
    Â»Haben wir das nicht schon oft erlebt, dass es hinter der Kulisse der Bürgerlichkeit brodelt, dass man nicht vermutet, welche unfassbaren Dinge hinter der Tür des Nachbarn geschehen? Selbst in Nordfriesland, das nun wirklich kein Hort der überbordenden Kriminalität ist.«
    Große Jäger lächelte.
    Â»Du bist ein wahrer Philosoph.«
    Â»Nein«, widersprach Christoph. »Ich verfüge nur über Lebenserfahrung.«
    Â»Die du als Polizist gesammelt hast.«
    Christoph seufzte. »Richtig. In diesem Beruf sieht man viele Dinge, die nicht nur glänzen.«
    Â»Hast du in deinem Garten nur blühende Rosen? Oder musst du auch Unkraut zupfen?«, fragte Große Jäger.
    Jetzt lachte Christoph.
    Â»Wer von uns beiden ist nun der Philosoph?«
    Große Jäger fiel in das Lachen ein und knuffte Christoph in die Seite.
    Â»Die Frage ist einfach zu beantworten. Wir sind ein Team. Ein unschlagbares«, fügte er an.

ZEHN
    Matuschka hatte bei ihrem Gespräch den Namen »Nielsen« erwähnt
    Â»Der Name kommt mir bekannt vor«, überlegte Große Jäger laut, als er sich neben Christoph auf den Beifahrersitz begab. »Fiel in dem Zusammenhang nicht auch der Begriff ›General‹?« Er kratzte sich die Bartstoppeln. »Ich kannte einen Nielsen. Der war damals Kommodore des Jagdbombergeschwaders 41 in Husum. Hm.«
    Â»An das du keine guten Erinnerungen hast?«
    Â»Sei doch froh, dass man mich dort nicht haben wollte. Sonst hätte die Welt einen fähigen Oberkommissar weniger.«
    Â»Die ganze Welt?« Christoph lachte.
    Â»Nun ja, der bedeutendste Teil der Welt – unsere kleine unheile Welt rund um Husum.«
    Â»Unheile Welt?«
    Â»Meistens ist sie in Ordnung, aber an Tagen wie diesen ist sie unheil«, murmelte Große Jäger. »Oberst Nielsen. Der hat noch richtig Karriere gemacht. War später General. Irgendein hohes Tier.« Er stieß Christoph in die Seite. »Man kann auch etwas werden, wenn man aus Husum kommt. Daran solltest du dir ein Beispiel nehmen. Einer der Vorgänger Nielsens, Kommodore Limberg, war schließlich Inspekteur der Luftwaffe. Und wir beide? Wir inspizieren nur Luftgewehre.«
    Â»Und suchen nach dem Rest, der zum Finger passen könnte«, erinnerte ihn Christoph an ihren aktuellen Fall, während sie zur Wohnung des »Generals« fuhren.
    Es war ein gepflegtes Haus, vor dem sie hielten. Das schon ältere Gebäude wirkte fast wie ein herrschaftliches Anwesen. Es passte sich im Stil der Landschaft an, hatte mit Stuck verzierte Fenster und weitere Zierelemente an der Fassade, ohne aber überladen oder gar protzig zu wirken. Alles machte einen makellosen Eindruck. Dazu gehörte auch der gepflegte Garten, der den Rosenliebhaber verriet.
    Auf ihr Klingeln öffnete eine sorgfältig frisierte Frau, deren volles silbergraues Haar einen dezente Blauschimmer aufwies. Sie sah die beiden Beamten fragend an.
    Â»Frau Nielsen? Wir sind von der Polizei Husum und möchten Ihnen und Ihrem Mann ein paar Fragen stellen.«
    Â»In welcher Angelegenheit?« Sie sprach mit fester akzentuierter Stimme.
    Â»Es hat in Everschopkoog einen Vorfall gegeben, den wir untersuchen«, sagte Christoph.
    Â»Was für einen Vorfall?« Sie ließ sich durch die allgemein gehaltene Bemerkung nicht beirren. Offenbar war der Dorfklatsch noch nicht bis in dieses Haus vorgedrungen.
    Â»Darüber möchten wir mit Ihnen reden und Sie bitten, uns ein paar Fragen zu beantworten.«
    Christoph zückte seinen Dienstausweis und hielt ihn der Frau hin. Sie studierte das Dokument ausgiebig, dann öffnete sie die Tür ein wenig weiter und bat die Beamten hinein.
    Hier passte alles zusammen, stellte Christoph fest. Die elegant

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