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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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wetten, das Haus bekommst du nie warm.«
    Christoph stimmte Große Jäger zu, auch, als der vorschlug, es gleich am Hintereingang zu versuchen. Ein Element des vierteiligen Glaseinsatzes in der Tür war zerbrochen und notdürftig mit einer Lage Karton abgedichtet. Dort, wo in anderen Türen das Schloss angebracht war, gähnte ein Loch.
    Der Oberkommissar stieß die Tür mit der Fußspitze auf.
    Â»Böhner?«, rief er in die Dunkelheit hinein. Keine Antwort. Der kleine Flur lag im Halbdunkeln. Große Jäger rümpfte hörbar die Nase. »Wer behauptet, es würde hier muffig riechen, lügt. Es stinkt erbärmlich.«
    In der Tat hing ein beißender Geruch nach Katzenurin in der Luft.
    Â»Mist«, fluchte der Oberkommissar, als er über leere Flaschen stolperte, die Böhner einfach in den Weg gestellt hatte. Sie fielen um und rissen wie Kegel andere mit. »Warum trinkt der Bier aus Flaschen? Ich denke, solche Figuren schlürfen aus der Dose.«
    Â»Das musst du mit Trittin diskutieren, dem Vater des Dosenpfands«, antwortete Christoph, dessen Hand suchend eine Wand abtastete und einen Aufputzschalter fand. Er betätigte ihn. Es blieb dunkel.
    Â»Die Birne«, stellte Große Jäger fest, stieß eine weitere Tür mit der Fußspitze auf und versuchte, dort das Licht anzuschalten. Auch dieser Versuch war vergeblich. »Dem haben sie den Saft abgedreht.«
    Das Chaos, das sich ihnen in dem Zimmer bot, war unbeschreiblich. Zum Teil war der Müll in Plastiktüten verstaut; was nicht hineinpasste, lag daneben. Die Schuhsohlen gaben ein schmatzendes Geräusch von sich, wenn sie sich vom klebrigen Linoleum lösten. Hier galt mit Sicherheit nicht der Satz: Da kann man vom Fußboden essen.
    Â»Das ist ein richtiger Messie«, kommentierte Große Jäger.
    Im Raum stand ein Campingtisch, davor ein Stuhl, bei dem die Sitzfläche aufgerissen war und die Polsterung nach außen quoll. Der Aschenbecher auf dem Tisch war übergelaufen. Was nicht mehr hineinpasste, lag rund um das Gefäß.
    Das Bett in der Ecke hatte nur noch drei Beine. Die Position des vierten nahmen Ziegelsteine ein. Bettdecke und Bezug waren zerwühlt. Christoph wandte sich ab, als er in der Wäsche deutlich die Spuren menschlicher Ausscheidungen erkannte.
    Große Jäger hatte den Raum verlassen und war wieder zurückgekehrt.
    Â»Sein ganzes Leben scheint sich hier abgespielt zu haben. Im ausgeschalteten Kühlschrank gibt es Pilzkolonien. Und die Toilette möchtest du gar nicht erst sehen.«
    Christoph öffnete die Tür des windschiefen Schranks. Dort fanden sich zwei Konservendosen, eine Hühnersuppe und einmal Heringsfilet in Tomatensoße. Daneben lag ein Stapel Papier. Er sah ihn flüchtig durch. Neben ungeöffneten Briefen des Stromversorgers und der Agentur für Arbeit fand er weitere Schreiben, in denen Böhner die Kürzung des Arbeitslosengelds  II mitgeteilt wurde, weil er wiederholt der Meldepflicht nicht nachgekommen war.
    Plötzlich stutzte Christoph. Er fand eine Mitteilung des Husumer Kaufhauses C . J . Schmidt über den Stand des Kundenkontos. Das Schreiben war an Bärbel Lattmann adressiert. Ein Anschreiben war an Günter Wychzek gerichtet. Dem Schreiben sei die neue Gesundheitskarte beigefügt, teilte die Techniker Krankenkasse mit. Von Karl Nielsen fanden sich Kontoauszüge; eine Ansichtskarte von einem »Klaus«, der von einem tollen Urlaub berichtete, kam aus Abu Dhabi. Die Matuschkas hatten diese Nachricht nie erhalten. Heinrich Biesterfeldt wird auch nicht begeistert gewesen sein, dass ihm der Tierarzt eine Mahnung geschickt hatte, nachdem die Originalrechnung nicht beglichen wurde, weil sie bei Böhner gelandet war.
    Â»Der Typ scheint systematisch die Briefkästen seiner Nachbarn leer geräumt zu haben«, stellte Große Jäger fest, der Christoph über die Schulter sah und mitlas.
    Â»Besonders dies hier ist brisant.« Christoph wedelte mit der Benachrichtigung eines Onkologen aus Flensburg. »Ob Böhner die Brisanz überhaupt verstanden hat, die in diesem Schreiben steckt?« Christoph überflog den Text. »Darauf hat Wychzek sicher händeringend gewartet. Der Arzt bestätigt, dass die Untersuchung negativ war und Wychzek kein Prostatakarzinom hat.«
    Christoph überwand seine Abscheu und kniete sich vor dem Bett nieder. Unter der Liegestatt hatte Böhner

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