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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Onkologen.
    Wychzek schlug als erste Reaktion die Hände vors Gesicht. »Das ist unfassbar. Da geht es um das Intimste überhaupt, was einem Menschen widerfahren kann, und dann liest Böhner die Post. Bei dem Getratsche in diesem Nest geht das doch herum wie ein Lauffeuer.«
    Christoph ließ dem Mann ein wenig Zeit. »Zum einen ist es eine gute Nachricht, die Sie erhalten haben, außerdem …«
    Â»Gute Nachricht?«, fuhr Wychzek dazwischen und tippte sich an die Stirn. »Muss das jeder in Everschopkoog wissen, dass ich nicht mehr kann … Ich meine, als Mann«, fügte er kaum wahrnehmbar an.
    Bärbel Lattmann legte ihre Hand fürsorglich auf seinen Unterarm, aber er zog ihn sofort zurück.
    Â»Günter. Das weiß doch niemand. Es geht auch keinen etwas an. Und glaube mir, ich habe es dir oft gesagt: Es gibt Wichtigeres auf der Welt. Außerdem ist in diesem Punkt das letzte Wort noch nicht gesprochen. Du musst nur zum Doktor gehen.«
    Â»Pah!«, brauste Wychzek auf. »Du bekommst doch keinen Termin beim Facharzt in Husum. Nicht einmal einen Notfall behandeln die Urologen. Tolle Gegend, die wir uns für den Lebensabend ausgesucht haben.«
    Bärbel Lattmann sah Christoph an. Die Ratlosigkeit stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Wir richten es uns hier schön ein. Die Landschaft ist einmalig, die Leute sind nett, es ist das, wovon wir immer geträumt und wofür wir lange gespart haben.«
    Â»Und? Da kloppen die Idioten lauter Windspargel in die Landschaft. Das surrt und braust, der Schlagschatten stört und das alles auch noch bei einer durch und durch korrupten Clique.«
    Christoph wurde hellhörig.
    Â»Korruption?«
    Â»Da spricht keiner drüber«, schimpfte Wychzek. »Das geschieht hinter vorgehaltener Hand. Kopplungsgeschäfte, Einmalzahlungen in die Infrastruktur und dubiose Spenden.«
    Â»Können Sie mir ein konkretes Beispiel nennen?«
    Â»Ich sagte doch, dass alles hinter den Kulissen geschoben wird. Haben Sie eine Ahnung, wie viele daran beteiligt sind? Was meinen Sie, warum die sich gegen Zugereiste wehren und lieber unter sich bleiben möchten.«
    Â»Haben Sie deshalb für das Bürgermeisteramt kandidiert?«
    Wychzek atmete hörbar aus. »Da kommen Sie doch nicht gegen an.« Er zeigte mit Daumen und Zeigefinger einen zwei Zentimeter breiten Spalt. »Nicht so viel Luft bleibt da. Witte ist nicht der Hellste. Deshalb haben sie den vorgeschoben. Sicher. Er hat auch eigene Interessen. Ist das keine Korruption?«
    Â»Und Witte ist bestochen worden?«
    Wychzek sprang auf und lief unruhig im Zimmer auf und ab. Er nahm einen Kerzenleuchter von der Anrichte hoch, als hätte er ihn jetzt erst entdeckt, drehte ihn um und besah sich die Unterseite.
    Â»Ob an Witte, einen anderen oder an die Gemeinde gezahlt wird. Das ist doch gleich. Korruption bleibt Korruption.«
    Â»Welche Vorteile hätte Everschopkoog gehabt?«, fragte Christoph.
    Â»Das muss …«, setzte Wychzek an und brach ab. Er ruderte mit dem Arm in der Luft. »Das ist doch egal.«
    Â»Nee, nee«, meldete sich Große Jäger zu Wort. »Solche Fälle möchten wir gern verfolgen. Also. Raus mit der Sprache.«
    Jetzt setzte Wychzek sich wieder. »Bin ich Ihr Hiwi? Ich will mir doch nicht den Mund verbrennen. Schließlich müssen wir hier leben.« Er wies mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die beiden Beamten. »Sie nicht.«
    Bärbel Lattmann zupfte am Tischläufer, obwohl der akkurat lag.
    Â»Günter ist heute durch den Wind«, sagte sie. »Nehmen Sie das nicht für bare Münze.« Erneut legte sie ihre Hand auf seinen Unterarm. Diesmal ließ er es zu. »Du redest dich noch um Kopf und Kragen. Überall siehst du Gespenster. Natürlich wollen die Leute hier ihr Schäfchen ins Trockene bringen. Wer will das nicht. Aber deshalb sind das doch keine Gangster, Günter. Denk doch mal an die Energiewende. Die Kernkraftwerke sind abgeschaltet, Kohle will keiner, und wo soll der Strom herkommen?«
    Â»Doch nicht aus der ›Windkraftrepublik‹ Schleswig-Holstein«, schimpfte Wychzek. »Was da geschoben wird! Aber auf mich hört ja keiner.«
    Bärbel Lattmann lachte verbittert in Richtung der Polizisten. »Günter will im Alleingang aus dem Land wieder einen Rechtsstaat machen.«
    Â»Da ziehen wir am selben Strang«, unterbrach Christoph den

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