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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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lassen«, kommentierte Hilke Hauck Christophs Bericht über den neuen Fund.
    Â»Wir benötigen eine Auskunft über Michael Witte aus Everschopkoog. Außerdem bitte ich dich, hierherzukommen. Wir haben Wittes Kundenliste. Die dort verzeichneten Adressen müssten besucht werden. Ich möchte wissen, wann Witte zuletzt beim jeweiligen Kunden war, ob es dort Kinder gibt und wie der Elektriker sich denen gegenüber verhalten hat.«
    Er erklärte, dass Witte sich angeblich auffällig für Kinder zu interessieren schien.
    Â»Ich bringe Martje mit«, sagte Hilke Hauck. »Für einen allein ist es zu viel.«
    Christoph stimmte dem Vorschlag zu.

SIEBZEHN
    Ihre nächste Station war der Hof von Biesterfeldt. Der knurrige Mann hantierte an einer Egge und schlug mit wuchtigen Schlägen auf das Gerät ein. Das Echo des metallischen Klangs brach sich an der Hauswand und ebbte zurück zur Holzscheune, deren Wand den Ton verschluckte. Biesterfeldt sah auf und unterbrach seine Arbeit.
    Â»Haben Sie Witte, den alten Kinderficker, endlich erwischt?«, fragte er.
    Â»Wilderich!«, rief Christoph und konnte seinen Kollegen gerade noch am Saum der Lederweste festhalten.
    Mit einem Ruck befreite sich der Oberkommissar, aber der kurze Moment hatte gereicht, um seine Wut zu bremsen. Er stellte sich so dicht vor Biesterfeldt, dass sich die Fußspitzen berührten.
    Â»Wenn du Landei noch einmal so etwas von dir gibst«, fluchte Große Jäger, »dann reiß ich dir die Zunge heraus. Dann kannst du mich nicht einmal mehr am Arsch lecken.«
    Noch einmal erklang laut das mahnende »Wilderich!«.
    Biesterfeldt zuckte zusammen. Er machte keine Anstalten, die Tropfen des leichten Sprühnebels von Große Jägers Aussprache aus dem Gesicht zu wischen. Erschrocken wich der Landwirt zwei Schritte zurück. Sein ganzer Körper bebte.
    Â»Haben Sie das gesehen? Gehört?«, rief er und zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den Oberkommissar, während er Christoph ansah.
    Â»Ich weiß nicht, was Sie meinen«, erwiderte Christoph in ruhiger Tonlage.
    Â»Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.« Biesterfeldts Stimme klang keifig wie die eines alten Waschweibes.
    Â»Die Krähe hackt aber auf Ungeziefer und Geschmeiß ein.« Große Jäger hatte seinen Zorn immer noch nicht besänftigt.
    Christoph hielt Zeige- und Mittelfinger der Rechten so, als würde er eine Zigarette halten und diese zum Mund führen. Dann wies er mit dem Daumen über die Schulter Richtung Auto.
    Blitzschnell warf Große Jäger die Arme in die Höhe und krallte die Hände zusammen. Dabei zog er eine Grimasse. Er wies Ähnlichkeiten mit King Kong auf.
    Â»Grrrh!«, erschreckte er Biesterfeldt, bevor er sich umdrehte, um die von Christoph angeordnete Beruhigungszigarette zu rauchen.
    Â»Sie sollten jede Äußerung dieser Art unterlassen. Das ist Verleumdung und kann strafrechtlich verfolgt werden.«
    Â»Das sagt doch jeder hier im Dorf.«
    Â»Wer ist jeder?«
    Â»Alle eben.«
    Christophs Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. Der Virus, den Mariechen Reimers in Umlauf gebracht hatte, war schneller durch Everschopkoog gelaufen, als er sich das hatte vorstellen können.
    Christoph ermahnte den Mann noch einmal dringend, solche Äußerungen zu unterlassen und sich nicht an einer Hetzkampagne zu beteiligen.
    Â»Wir suchen einen Mann, schon älter, etwa ein Meter siebzig.«
    Â»Dreckig?« Biesterfeldt leckte sich mit der Zunge über die Lippen.
    Â»Er wirkt nicht, als würde er im Büro arbeiten.«
    Â»Hier aus dem Dorf?«
    Â»Möglich.«
    Biesterfeldt legte die Stirn in Falten. »So etwas haben wir hier nicht. Das könnte höchstens Lude Böhner sein, der alte Penner.«
    Â»Können Sie nicht normal über Ihre Mitmenschen reden?«
    Â»Das ist kein Mit mensch, noch nicht einmal ein Mensch . Der alte Sack klaut wie ein Rabe. Der gehört weggesperrt. Ich hab ja was gegen die Araber, aber manches ist bei denen in Ordnung. Ist okay, wenn die Dieben die Hände abhacken.«
    Â»Oder Nachbarn die Finger?«
    Â»Von mir aus auch das. Böhner ist so einer. Ich möchte nicht wissen, wie oft der schon in eines der Häuser eingestiegen ist. Dabei ist es hier seit Generationen üblich, die Türen unverschlossen zu halten.«
    Â»Waren Sie auch schon Opfer?«
    Â»Klar.«
    Â»Haben Sie die

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